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Alle wollen Friede – doch wir wollen alles!


Über das emanzipatorische Potential einer Irak-Intervention
von Mario Möller(1)


    „Was die eisernen Faschisten heuchlerisch anpreisen und die anpassungsfähigen Experten der Humanität naiv durchsetzen: die rastlose Selbstzerstörung der Aufklärung zwingt das Denken dazu, sich auch die letzte Arglosigkeit gegenüber den Gewohnheiten und Richtungen des Zeitgeistes zu verbieten.“
    (Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung)

    „Kritisches Denken, das auch vor dem Fortschritt nicht innehält, verlangt heute Parteinahme für die letzten Residuen von Freiheit, für Tendenzen zur realen Humanität, selbst wenn sie angesichts des großen historischen Zuges ohnmächtig erscheinen.“
    (ebd.)

    „Linkssein und Pazifismus schließen sich aus.“
    (Joachim Bruhn; ISF Freiburg; bei einer Veranstaltung am 08.05.02 in Erfurt)

Islamischer Faschismus als Speerspitze des globalen Faschismus

Der politische Islam ist eindeutig antisemitisch und dies ist das entscheidende Kriterium, weshalb er und in ideologischer Nähe auch der Panarabismus(2) und damit auch der Antisemitismus wiederum selbst eine hegemoniale Stellung innerhalb der arabischen Welt besitzen. Dies drückt sich darin aus, daß sich das Feindbild mittlerweile „erweitert“ hat: nicht mehr gegen die Juden und deren Staat Israel werden die Messer gewetzt oder besser Bomben gezündet, sondern ein allgemeines „Prinzip“ wird zum Feindbild Nummer 1 erklärt. Das Ganze kulminiert in einer Art emergentem Prozeß, der seine Voraussetzungen im Prozeß selbst schafft: also geradezu weil das antisemitische Weltbild Bestandteil des politischen Islam ist und sein muß, verstärkt sich wiederum die Anziehungskraft und Festigung der Binnensolidarität dieser Gesellschaften über den Antisemitismus.
Der islamische Faschismus zeichnet sich durch eine permanente Dauermobilisierung gegen die ungläubige und gemeinschaftszersetzende „Bedrohung“ aus, die mit dem Westen an sich verbunden wird und natürlich nur der Drahtzieherei der Juden zu verdanken ist. In einer Art nachholender Entwicklung in Sachen Krisenbewältigung und nicht etwa der Kapitalakkumulation (!) findet sich hier der direkte Anschluß an die deutsche Ideologie. Aber mitnichten der „Versuch der optimalen Durchsetzung kapitalistischer Verlaufsformen“ (so in etwa Martin Dornis zur Kennzeichnung des NS während der Veranstaltung „Begriff und Kritik der Aufklärung“ am 10.09.02 in Leipzig) zeichnen diese Modernität in deutschem Sinne aus, sondern eben gerade die Herüberrettung einer pathologischen Krisenbewältigungsstrategie ins 21. Jahrhundert macht die Avantgardefunktion des Islam eigentlich aus. Ähnlich dem deutschen Vernichtungswahn, jedoch mit dem realen Manko behaftet nicht auf dessen ökonomische Bedingungen zurückgreifen zu können, ansonsten aber dessen Ehrgeiz in nichts nachstehend, geht es geradezu um die Vernichtung der Reste bürgerlicher Verlaufsformen, um die Zerstörung des Potenzials der Aufklärung, ja wie Postone es formuliert, um die Vernichtung des Wertes im Zeichen des Wertes und der gesellschaftlichen Abstraktionen als Wurzel allen Übels und gleichzeitige Rettung des Konkreten (der produktiven Arbeit), wenngleich natürlich damit Kapitalismus nicht zur Disposition gestellt wird und vom NS auch nicht wirklich wurde.
Im direkten Anschluß an Heideggers Sein zum Tode ließt sich die Marschparole des Djihad: „Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt“, so Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbrüder und faktischer think tank der „antikapitalistischen“, konformistischen Revolte der arabischen Freiheitskämpfer von PLO bis Saddam Hussein.
Das Sein zum Tode und nicht etwa das Streben nach individuellem Glück etc. ist die Ideologie des Islam und weißt sie damit als genuin deutsch aus: Entsagung und Opferbereitschaft bis zur Selbstaufgabe und Preisung der negativen Gleichheit in der permanent notwendigen Elendsverwaltung.
Dieses Szenario scheint eine ungemeine Außenwirkung affirmativer Art auf die (spät)bürgerlichen Gesellschaften des Westens zu haben, deren Hang zur Barbarei ja hinlänglich bekannt ist, deren positiver Bezug auf die Aufklärung jedoch immer die Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben nach Maßgabe der Vernunft mitschwingen ließ und selbst nach der shoa noch läßt, wenn auch wenig Grund zum Optimismus besteht.
Kritisches Denken nach Auschwitz hätte sich zum Ziel zu stellen, sowohl die Tendenz der Aufklärung zu ihrer Selbstzerstörung zu diagnostizieren und ebenso das positive Potential (was Leuten von Krisis gar nicht bewußt werden kann und darf, weil dann eine ganze Welterklärung zusammenbricht) zu verteidigen. Die weltweite Tendenz der negativen Gleichmacherei, die nicht nur gegen den Staat Israel, sondern überhaupt gegen das Beharren auf die Verheißungen des bürgerlichen Glücksversprechens in Stellung geht – die unheimliche Allianz aus bewegungslinken Gemeinschaftskundlern, über EU, UNO, Djihad etc., die ihren je klientelspezifischen Verzicht predigen –, hat Zielscheibe einer Kritik der bürgerlichen Gesellschaft und deren ohne diesen Umweg gehen zu müssen als Avantgarde fungierenden islamistischen/arabischen Bewegung zu sein, will sie Ernst genommen werden.
Der Begriff des globalen Faschismus ist eben deshalb zu rechtfertigen, weil die zeitgemäße islamische Antwort auf die Frage der Krise ihre Signalwirkung auf die (spät)bürgerlichen Gesellschaften des Westens nicht verfehlt, was etwa in den Theorien des Kommunitarismus zum Ausdruck kommt, in den völkischen Bewegungen von Chiapas, wo eine nicht geringe Anzahl an Leuten plötzlich den Islam als Erweckungsbewegung(3) entdeckt hat, bis ETA, kurz im antiwestlichen Ressentiment auch des Westens selbst. Hier kommt die Modernität der selbtsverwalteten Elendsgemeinschaften zum Ausdruck und diese läßt gelinde gesagt nichts Gutes erwarten.

Mastermind Saddam

Der Irak(4) unter der Führung des Regimes von Saddam Hussein spielt in dieser Konstellation eine entscheidende Rolle, wenn nicht sogar die Bezeichnung als mastermind gerechtfertigt sein müßte. Der Irak ist eifrig dabei, gegen Israel aktiv zu werden: nicht nur durch die permanente Angriffsdrohung, sondern unmittelbar durch die Finanzierung der Intifada.
Auch nach innen dürfte die Praxis wohl beispielgebend sein: wer sich nicht mehr oder minder freiwillig in Geiselhaft für das großarabische Reich nehmen läßt und damit in der Volksfront gegen den Westen und die Juden steht, wird gnadenlos verfolgt und vernichtet.
Diese Politik verfehlt wohl ihre Vorbildwirkung für die restliche „arabische Befreiungsbewegung“ nicht, ja dient sogar als Ansporn, noch heftiger als bisher die Selbstzurichtung für einen Krieg gegen die Aufklärung und die Vernunft, also gegen die Juden und den von ihnen verderbten Westen in Form der USA, zu vollziehen und im Inneren nach Kollaborateuren und Zersetzern zu fahnden.
Trotz des säkularen Charakters diese Regimes steht es doch als moralischer Fels im Namen der Anti-Aufklärung in der Brandung, die auf die Namen „amerikanischer Imperialismus“ und „Weltjudentum“ halluziniert wird. Saddam ist tatsächlicher Unterstützer des islamistischen Kampfes gegen Zionismus und Amerikanismus, mit anderen Worten als der ideelle Gesamtantisemit, der sowohl säkulare wie auch islamistisch geprägte Strömungen auf sich vereinigt und deren Bezugspunkt er ist – wie gesagt, sowohl in moralischer wie auch praktischer/finanzieller Hinsicht. Diese Saat geht faktisch nicht nur in der judenmordenden Volksgemeinschaft palästinensischer Prägung auf. Nicht auszumalen ist die Gefahr, die von Saddams Waffenexperimenten für Israel und die restliche gottlose oder wertlose Welt ausgeht.
Mit einem Satz ausgedrückt: Der Irak ist in seiner jetzigen Verfassung die staatliche Kraft gegen Israel und dessen einzige Schutzmacht USA – somit gegen die exponiertesten Vertreter des Gedankens der Aufklärung und betreibt eine innenpolitische Regression ohne gleichen, die jedem ans Leder will, der sich diesem Wahn entzieht. Was bitteschön veranlaßt also Linke, nicht wenigstens darüber nachzudenken, was an diesem Regime erhaltenswert sein soll?
Warum bitteschön sollte es nicht möglich sein, einer irakischen Opposition zu helfen, die für andere Verhältnisse als diese eintritt? Für Verhältnisse, in denen nicht der Judenhass in all seinen Facetten entscheidend ist, sondern für gesellschaftliche Zustände, die im Entfernten etwas von Zivilisation erahnen lassen, wo eben nicht die geringste Abweichung einem Todesurteil gleichkommt.
Ist also die Anti-Aufklärung und die Zementierung regressiver Dummheit das kommunistische Ideal bewegungsorientierter und krisentheoretisch geschulter Pseudokommunisten: zurück in die Dörfer sozusagen?
Ist die Linke Teil und sogar Motor einer globalen Regressionsbewegung; eines Szenarios, daß Adorno so faßte: „Allerorten rüstet sich die Welt, zum Grauen der Ordnung überzugehen, nicht zu deren von der apologetischen Philosophie offen oder versteckt angeklagtem Gegenteil. Daß Freiheit weithin Ideologie blieb; daß die Menschen ohnmächtig sind vorm System und nicht vermögen, aus ihrer Vernunft ihr Leben und das des Ganzen zu bestimmen; ja daß sie nicht einmal mehr den Gedanken daran denken können, ohne zusätzlich zu leiden, bannt ihre Auflehnung in die verkehrte Gestalt: lieber wollen sie hämisch das Schlechtere denn den Schein eines Besseren.“ (Adorno: Negative Dialektik)

Die Tradition des Panarabismus im Irak

Die gerade beschriebenen Verflechtungen von islamischem Faschismus und Panarabismus und damit mit einer global einhergehenden Regression unter der schützenden Hand des sich eher in säkularer Tradition sehenden Baath-Regimes kommt natürlich nicht von ungefähr, ist das Baath-Regime doch faktischer Nachfolger einer panarabischen Bewegung, die nicht erst seit gestern ihren Judenhass zur Schau trägt.
Der Panarabismus hat eine lange Tradition und ist sozusagen im Irak zu sich selbst gekommen oder besser, das Baath-Regime verfolgt diesen in Reinform. Bereits während des Zweiten Weltkrieges waren die dortigen Panarabisten begehrte Kooperationspartner deutscher „Diplomatie“ und Interessensicherung. Kaum eine Regierung, die nicht unter Duldung dieser vornehmlich von Offizieren getragenen Bewegung abhängig war: zu viel Liberalismus war noch immer ein Putschgrund. Unter Federführung der deutschen Diplomaten wurde im Irak auch die erste faschistische Diktatur der Region installiert, womit sich Deutschland natürlich eine Wirkung im Kampf gegen die dort ansässigen Alliierten, vornehmlich Frankreich und Großbritannien erwartete.
Dem Panarabismus galt das deutsche Modell der Nations- und Staatsbildung als Vorbild, hatte man doch mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie das Vorbild und vorallem war man doch ebenso davon überzeugt oder in der Hoffnung, eben gerade dadurch einen Vorteil zu haben – konstituierend für das Nationsverständnis war ebenso wie in Deutschland die Ablehnung des bürgerlich-republikanischen Modells des Westens.
Und ebenso wie in Deutschland dürfte bei dieser Ablehnung der Antisemitismus in Form der Bekämpfung bürgerlicher und gemeinschaftszersetzender Dekadenz keine geringe Rolle gespielt haben. Die Trennung von Nation und Staat, die Betonung einer Schicksalsgemeinschaft des autochthonen Kollektives war und ist Programm.
Dieser zunächst auf antikolonialem Grund gebaute Panarabismus mauserte sich im Laufe der Zeit immer manifester zu einem handfesten Antisemitismus, womit man natürlich mit der Suche nach einer Kooperation mit den Achsenmächten zumindest in Deutschland den geeigneten Partner fand.
Diese Tradition deutsch-irakischer Verbundenheit ist heute Legitimation eines sich säkular gebenden Antisemitismus des Baath-Regimes und nicht zuletzt Saddam bekennt sich offen zu dieser Tradition der Jahre 1935-1941, ja gar Sympathien für den NS als perfekte Verkörperung gemeinschaftlicher Nähe fehlen nicht.
Zwar ist der Panarabismus aufgrund der Betonung seiner Säkularität keinesfalls identisch mit dem Islamismus, aber über diese marginalen Unterschiede hilft ein Feindbild und Ziel hinweg: Befreiung des Volkes von Kolonialismus, Imperialismus und Zionismus, kurz von westlicher Dekadenz und Zersetzung der Gemeinschaft.
Es müssen jetzt nicht die ganzen Enthüllungen aus konkret nochmals aufgelistet werden, um zu erkennen, daß insbesondere deutsche, aber auch andere europäische Friedensfreunde das Bündnis mit Saddam suchen – sei es aus ideologischer Nähe, sei es aus wirtschaftlichem oder militärstrategischem Interesse – und die somit zu (willigen) Helfershelfern des Antisemitismus und der Gegenaufklärung werden.

Die Frage ums Ganze: „Genosse, wie hälst du’s mit der Barbarei?“

Halten wir folgendes fest: Sowohl der politische Islam als auch der sich säkular gebende Panarabismus basieren auf nichts geringerem als dem Antisemitismus und der Bewunderung des Nationalsozialismus. Der Antisemitismus ist die wahnhafte Ideologie der Krisenregulation der zu sich selbst gekommenen Gegenaufklärung der bürgerlichen Gesellschaft als Ausdruck des Ressentiments entindividualisierter Subjekte gegen den gesellschaftlichen Fortschritt und was die Verteidiger der Gemeinschaften weltweit noch alles als Bedrohung empfinden! Er allein ist das Bindeglied einer Gesellschaft, die ansonsten in heilloser Zersplitterung persistieren würde und er ist auch das „grüne Band der Sympathie“ von Islamismus und Panarabismus in Gestalt von Saddam Hussein.
Diese unheimliche Konstellation unter Führung des Irak verfehlt ihre Wirkung nicht, denn sie stellt keineswegs eine halluzinierte Bedrohung dar, die man zu Propagandazwecken erfindet, sondern eine ganz reale: nach außen ist sie die entscheidendste Bedrohung für Israel und Unterstützerin der palästinensischen Volksfront gegen die Juden und ihren Staat; nach innen sorgt sie für eine „effektive“ gesellschaftliche Regression gegen bürgerliche Verlaufsformen und für die Zementierung vorbürgerlicher Verhältnisse, was all jene zu spüren bekommen, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort sind.
Der Irak verkörpert ein genuin deutsches Verständnis von Nation, dessen Programm nur die Anti-Aufklärung ist und sein kann, in dessen Folge dem „jüdischen Prinzip“ der Kampf angesagt wird – sei dies nun rhetorisch oder ganz real; beschränkt sich diese Drohung nun auf den arabischen Raum und eventuelle Abweichler oder auf die ganze Welt; sei dieses Programm nun Motivation der eigenen rackets oder Ansporn einer Erweckungsbewegung, die sich mittlerweile global austobt.
Das positive Szenario einer Intervention im Irak kann daher für Kommunisten nur eines sein: die Etablierung einer gesellschaftlichen Macht, die dem diametral entgegengesetzt ist. Da die irakische Opposition dies nicht allein bewerkstelligen kann, gilt die Hoffnung der einzigen Macht, die dazu derzeit in der Lage ist: den USA. Das damit noch längst kein Kommunismus hergebombt wird, wie man allerorten von Anti-Antideutschen zu hören bekommt, dürfte klar sein, so doof sind nicht mal wir, und im Übrigen fehlt bei dieser Unterstellung auch konsequenterweise jede Quellenangabe, da dies schlicht und einfach nie gesagt wurde!
Was aber gesagt wurde und zwar in mehreren Schattierungen und was nochmals eindringlich auch in Bezug auf einen kritischen Begriff der Aufklärung in Erinnerung zu rufen wäre oder für manche(n) vielleicht sogar theoretisches Neuland ist – die Schweinereien des Kapitalismus, aber auch seinen Gebrauchswert –, hat Adorno mal in einer Vorlesung festgestellt: „Kern der Dialektik: Die Kapitalisten sind gezwungen, zu versuchen, den Mehrwert zu akkumulieren. Zu diesem Zweck sind sie getrieben, Maschinen zu entwickeln, um lebendige durch tote Arbeit zu ersetzen. Wenn nicht, dann unterliegen sie im Konkurrenzkampf. Hier wirkt ein Moment der Zirkulationssphäre auf die Produktionssphäre zurück. Aber dadurch, daß die Kapitalisten gezwungen sind, dadurch schaffen sie die Bedingungen von Produktivkräften, die der Fesseln der kapitalistischen Gesellschaft nicht bedürfen. Zweitens schaffen sie dadurch eine Dynamik, die sich gegen sie selbst kehrt, immer mehr Arbeit wird freigesetzt und dadurch bilden sich die Bedingungen der Krisen und die kontinuierlich ansteigende Gefährdung des Systems selbst. Das System muß, um sich erhalten zu können, genau solche Momente ausbilden, durch die es seine eigene Möglichkeit zunehmend untergräbt. Der Sinn der Spontaneität besteht darin, diesen blinden dialektischen Prozeß, der auf die Zerstörung des Ganzen hinausläuft, so in den Griff zu bekommen, um das Ganze in eine höhere Form der Produktion aufheben zu können. Wobei die Dialektik an sich, soweit sie eine blinde ist, auch die Bedingungen für das Andere schafft. Wenn das Moment der Freiheit nicht hinzukommt, also das Ganze sich selbst überlassen bleibt, dann geht es zugrunde.
Die ewige Unsicherheit ist einer der Gründe für die nach rückwärts gestaute Sehnsucht nach agrarischen und handwerklichen Verhältnissen. Das ist das wahrhafte Moment daran. Das andere, die Verklärung, ist falsch: diese Verhältnisse sind nicht wieder herstellbar.“ (Theodor W. Adorno über Marx und die Grundbegriffe der soziologischen Theorie; in: Hans-Georg Backhaus, Dialektik der Wertform; Freiburg 1997; S.509 f.)
Dies ist wohl eine etwas weniger bekannte Quelle für den Imperativ, den Kapitalismus auf seinem höchsten Niveau aufzuheben und das dafür gleichzeitig gesellschaftliche Bedingungen oder ein gewisser Entwicklungsstand von Produktivkräften ganz brauchbar sind: mit anderen Worten sind die Zerschlagung der traditionellen Abhängigkeiten, die Produktion von Reichtum und die Individuation entscheidende Universalien, die den Gedanken an wahre gesellschaftliche Verhältnisse erst ermöglichen und hervorbringen.
Wenn Kommunisten wirkliche gesellschaftliche Emanzipation wollen, also ALLES, dann bitteschön sollte man auf den Frieden mit dem islamischen und panarabischen Faschismus verzichten.
Sollte es tatsächlich so sein, daß die am vermeintlich aufgeklärtesten Menschen – also die Linke – die letztlich regressivsten sind und zur „Hilfstruppe des Vernichtungswahns“ (Gerhard Scheit) werden, dann müsste über alles neu nachgedacht werden! Für uns kann es nicht um die Enthüllung vom Ölkomplotten, Militärstrategien, geheimer Machenschaften oder des letzten Schrittes zur finalen Krise gehen! Für antideutsche Kommunisten stellt sich lediglich die Frage, ist objektiv gesehen, ein Irak ohne Saddam eine Bedrohung weniger für Israel und ein Schritt hin zur Möglichkeit von Kritik an Verhältnissen, die diese über sich hinaustreibt? Diese Frage ist eine ums Ganze und wir beantworten sie gern mit ja!
„Philosophisches Ideal wäre, daß die Rechenschaft über das, was man tut, überflüssig wird, indem man es tut.“ (Adorno: Negative Dialektik)

Fußnoten:
(1)Ich bedanke mich für Hinweise und Anregungen bei Andrea Woeldike aus Hamburg
(2)Der Panarabismus ist salopp gesagt ein Erklärungsmodell, was die Nationalstaaten im arabischen Raum als Ergebnis der Spaltung der gesamten arabischen Nation durch äußere Feinde annimmt. Das Ziel ist die Vernichtung dieser Feinde, um die Spaltung zu überwinden. Drei mal darf man raten, wer der Hauptfeind der arabischen Einheit ist: die jüdischen Drahtzieher und die verderbten Amerikaner.
(3)Heim ins Himmelreich. Bericht über die Islamisierung in Chiapas; FR 10.02.02
(4)Was die genauen Details zum Irak betrifft, so verzichte ich hier auf genaue Quellenangaben. Meine Argumentation stellt sozusagen einen Mix aus den Texten der Thomasse mit Namen Uwer und von der Osten-Sacken dar, die in konkret erschienen sind. Eine weitere gute Zusammenfassung findet sich bei Andrea Woeldike: Ideologie und Terror des irakischen Ba’thismus (Internetseite des Autonomen Kulturzentrums Würzburg; Texte)

  • Wadi e.V. Infos über die säkulare Opposition im Irak

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last modified: 28.3.2007