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Etikettenschwindel vorprogrammiert


Inciters-Logo, 19.7k Skaos-Logo, 24.4k
Skaos, 28.2k Soul und Ska haben eigentlich nicht so viel miteinander zu tun (Soul und Rocksteady schon weitaus mehr), aber wenigstens sind beide Stile ursprünglich in den sechzigern zu Hause und einigermaßen vom Mainstream verschont geblieben, damit ist immerhin die Verbindung hergestellt. Jedenfalls haben wir aus einer gewissen (Termin-)Not eine Tugend gemacht und lassen Skaos und die Inciters am selben Abend auf Euch los, was eigentlich bedeuten müsste, dass wir die Heizung im Saal getrost ausgeschaltet lassen können.
Zunächst wird noch eine weitere Ska-Band spielen; wer genau, stand noch nicht fest, als dieser Artikel geschrieben wurde. Zu Skaos sollten nicht mehr viele Worte nötig sein. Seit den späten achtzigern zählen sie zu den bekanntesten deutschen Bands der sogenannten „3. Welle“ (nach dem jamaikanischen Ska der sechzigern, für den der Begriff ursprünglich steht und TwoTone, grob gesagt einer Fusion aus Off-Beat und Punk, die etwa auf die Jahre 1979-82 zu datieren ist, danach war ja mit Ska erstmal nicht mehr so viel los...), sind also auch relativ flott unterwegs. Erinnere mich noch zu gut an mein allererstes Ska-Konzert nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989: Skaos und Yebo (was fuer ein extrem gegensätzliches line-up...) im „Blockschock“, einem Kellerklub im 3. Hinterhof in Neukölln. Halben Eintritt auf’n blauen Persi und 0,33er Flens mit Bügelverschluss fuer 4,- DM – so war das also im Westen.
Oh, ich schweife ab. Wollte nur sagen, Skaos sind schon ewig dabei und werden wohl wieder wie im letzten Jahr ordentlich den Turbo zünden. Weil es ihnen damals so viel Spass gemacht hat, haben sie, nachdem der ursprünglich geplante Termin doch noch einmal geändert werden musste, extra ihren Tour-Plan umgestossen, um unbedingt wieder im Conne Island spielen zu können. Respekt dafür!
Auch schon seit einigen Jahren unterwegs und bereits zweimal in Leipzig zu sehen gewesen sind die Inciters aus San Francisco. Das ist eine live-haftige Northern-Soul-Band und eine unglaublich gute noch dazu, wie sie auf der Easter Ska Jam 2000 (als umjubelte Vorband der gewiss nicht schlechten Toasters) und im vergangenen Jahr im Kulturbundhaus unter Beweis gestellt haben. Wer also endlich mal (wieder) eine richtige authentische SOUL-Band sehen möchte, sollte diesen Termin nicht verpassen. Was sonst hierzulande unter dem Begriff angeboten wird, ist eher eine Mischung aus Jazz, Funk, Chanson und Pop – und oft genug einfach nur Commitments für Arme (brrr...). Naja, vielleicht sollten sich die ambitionierten Musikschulstudenten zunächst einmal mit dem eigentlichen Gegenstand vertraut machen, sonst ist der Etikettenschwindel zwangsläufig vorprogrammiert. Soul-Musik ist zum Glück unendlich viel mehr als nur die ewig gleichen 20 Motown-Standard-Hits, die in jeder Kneipe bis zum Erbrechen heruntergedudelt werden.
Das Potential an hervorragend ausgebildeten schwarzen SängerInnen und Musikern in den USA in den 60ern war so riesig, dass viele ausgezeichnete Produktionen vor allem kleiner Independent-Labels – denen einfach das Geld für aufwendige Werbe-Kampagnen oder einen eigenen landesweiten Vertrieb fehlte – in der Masse untergingen. Und bei Northern Soul geht es genau um solche Stücke, die mindestens genauso gut wie die abgedroschenen Hits (vergleicht einfach mal das superbe „I Can’t Rest“ von Fontella Bass mit ihrem totgespielten Mega-Hit „Rescue Me“, vielleicht lässt sich nachvollziehen, was gemeint ist), aber eben nur den wirklichen Fans, der „In-Crowd“, bekannt sind. Northern Soul ist ein Begriff für eine Untergrund-Klub- und Partykultur, die sich im Norden Englands entwickelte, als sich das metropolitane London längst vom 6T’s Soul ab- und neuen Moden (James Brown) zugewendet hatte. Bis heute besitzt Northern Soul (mindestens) drei unverzichtbare Markenzeichen: nahezu ausnahmslos schwarz (warum Tom Jones oder die Blues Brothers hören, wenn es Chuck Jackson, Roy Hamilton, Bobby Bland ... gibt?), selten (als Arthur Conleys „Sweet Soul Music“ veröffentlicht wurde, lief der Titel in einem angesagten britischen Soul-Club zehn Mal in einer Nacht – nachdem er kurz darauf an die Spitze der Charts gestürmt war, fasste ihn kein DJ mehr an...) und immer, immer tanzbar.
Im Anschluss an die Ska-Skank-Down-Party mit Skaos und die Live-Show der Inciters werde ich mit Unterstützung vom Musikservice Dienel aus Dresden versuchen, etwas von der großartigen Stimmung aufleben zu lassen, die die beiden Soul-Nighter auf der Summer Safari ausgezeichnet hat. Und vergesst bitte eines nicht: ein richtiger Soul-Nighter endet einfach nicht vor 6 Uhr.
So shake a leg and just keep on dancing, empfielt

Peanut Vendor


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last modified: 28.3.2007