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Aktuelles Heft

INHALT #282

Titelbild
Alles hat ein Ende, nur das Editorial hat keins.
Solidarität als linker Universalismus
»Arbeit, Dienst und Führung« am Beispiel des Leipziger Rüstungskonzerns HASAG.
Skill Sharing - »Füxe, Burschen, Alte Herren – Burschenschaften und ihre Rolle in der Rechten«
Re*mapping Leipzig: Feministisches Vernetzungstreffen und App-Release
Frenemies. Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen.
• interview: Der Lauf der Gentrifizierung ist keine Naturgewalt, die nicht aufzuhalten wäre
• doku: Im Rausch der Vergangenheitsbewältigung
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Alles hat ein Ende, nur das Editorial hat keins.

Die heutige Klimabewegung kokettiert mit dem Ende der Welt, was uns - zumindest mittelbar - bevorstehen soll. Das ›Ende der Welt‹ ist immer eine große Motivation zu handeln, allerdings verlaufen sich einige Aktivist:innen oft in reinen Appellen an andere (meist ökonomische oder staatliche) Akteur:innen. Frederic Jameson soll einmal geschrieben (oder gesagt) haben, »Es ist einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus.«. Das würde auch den Mangel von Kapitalismuskritik in dieser Bewegung erklären.

Nun mag die Welt bisher nicht untergegangen sein, aber die menschliche Zivilisation ist es bereits mehrmals so halb. Aus dem Geschichtsunterricht erinnern sich einige bestimmt noch an den Untergang des weströmischen Reiches, auf den das sogenannte ›Dunkle Zeitalter‹ folgte, was den Beginn des europäischen Mittelalters kennzeichnet. (Tatsächlich sind auch noch viele römische Kulturtechniken erhalten geblieben und in anderen Teilen der Welt haben die Menschen von all dem vermutlich wenig mitbekommen.)

Doch schon bereits etwa 1200 BCE, am Ende der sogenannten Bronzezeit(1), gab es - ausgelöst durch ein multiples Krisenszenario - einen kaskadenhaften Zusammenbruch der damaligen Mittelmeerzivilisationen: Städte wurden zerstört oder verlassen, schriftliche Quellen und gar die Fähigkeit zur schreiben wurde rar und auch der bis dahin etablierte ›internationale‹ Handel schwand für einige Jahrhunderte. Die Ursachen sind bis heute nicht ganz geklärt und die Spekulationen reichen von Erdbeben, durch andauernde Trockenheit ausgelöste Hungersnöte, die wiederum Aufstände herbeiriefen bis hin zu mysteriösen Invasionsflotten, die das Mittelmeer unsicher machten und die Küstenstädte niederbrannten.

Die Frage bei Geschichte ist immer, ob mensch etwas daraus lernen kann oder soll. »Wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit.« hat die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2005 gesagt und damals wurde ihr vorgeworfen, sie wolle Demokratie und Marktwirtschaft abschaffen. Aber streng genommen hatte Merkel selbstverständlich recht: Eine freiheitliche Gesellschaft muss ihre Freiheiten auch verteidigen, einen Anspruch darauf, dass diese einfach so für ewig gelten, gibt es nicht.

Steht also der Zusammenbruch der westlichen Zivilisation unmittelbar bevor?

Das sicher nicht, aber ebenso wenig ist der ewige Sieg der westlichen Werte oder der menschenlichen Zivilisation festgeschrieben. Das sah selbst Francis Fukuyama ein, der nach dem Zusammenbruch des Ostblocks schon das »Ende der Geschichte«(2) (und den ewigen Fortbestand kapitalistischer Marktwirtschaft) ausgerufen hatte. Und wer vor vier Jahren hätte denn gedacht, dass eine globale Pandemie das Leben von Milliarden Menschen einschränken würde und Millionen Tote fordern würde? Wer hätte damit gerechnet, dass es wieder einen Krieg in Europa mit Zehntausenden Toten geben würde?

Die Zukunft bleibt ungewiss, aber kein Schicksal. Es sind wir alle, die die Richtung mitbestimmen können (oder es zumindest versuchen). Optimismus ist daher mindestens die Abwehr der Resignation und die Einsicht darin, dass es der Mensch ist, der Geschichte macht und nicht umgekehrt.

Bis zum nächsten Mal,
eure Redaktion

Anmerkungen

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Zusammenbruch_der_Bronzezeit
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Ende_der_Geschichte

04.09.2023
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