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»Die Hippies sind und bleiben unsere Erzfeinde, weil sie vorgaben Kinder der Natur zu sein, aber in Wirklichkeit ihre Natur geleugnet haben. Sie glaubten, ihre „Happy Family“, dieses dumpfe Leben in Liebe, Drogen und Tanz, wäre ein Ausdruck von Freiheit, habe etwas mit Natur zu tun. Blindheit war es! Mir wird schlecht, wenn ich all diese Gestalten vor mir sehe, wie sie damals auf einem Grateful Dead Konzert mit Grinsen im Gesicht abhingen und nur noch ein verzücktes „LaLa“ wimmern konnten. Das ist die Vision von der Hölle: Eine unzählbare Masse von Grinsenden Gesichtern!«

Scott Kelly, Neurosis

Betrifft: Hippies

Liebe Zensi,

Auch wenn wir es in der Regel ablehnen, auf Leserinnenbriefe direkt zu antworten, wollen wir es auf Grund solch nachhaltiger Forderung trotzdem tun.
Zum ersten müssen wir wohl unseren Hippiebegriff deutlich machen. Wenn wir heutzutage also in meist abfälliger Form über Hippies reden, oder schreiben, hat das eigentlich nichts mit solchen Sachen wie Haare anbrennen oder Diskriminierung zu tun. Sondern mit Möchtegernintellektuellen - meist Studenten -, die ihr „Hippietum“ als Zwischenstation zur gepflegten Bürgerlichkeit begreifen(?). Oder mit dem Begriff Hippie (hier: abfällig), werden Leute bedacht, die immer noch in ihrer Ostrockromantik schwelgen und sich dadurch derartige Scheuklappen zugelegt haben, das sie kulturelle/politische Entwicklungen weder wahrnehmen können, noch wollen. Dazu gesellt sich eine weinerliche Betroffenheit, die sich ua. in Lichterketten-„Performances“ äußert, die dann allen Ernstes als Widerstand abgehakt werden.
Wenn Du liebe Zensi, Deine Werte aus dem Hippietum beziehst, ist das doch völlig in Ordnung, auch wenn wir nicht wissen, welche das sein sollen. Niemand möchte den Hippies die Schuld an der allgemeinen Frustration in die Schuhe schieben. Ebensowenig liegt in unserem Interesse, Vertreter subkultureller Strömungen wie zum Beispiel die von Dir genannten „HC-Kids“, als die besseren Menschen sehen zu wollen. Ganz im Gegenteil, bekommen die Entwicklungen in dieser Sparte der elektrisch verstärkten Beatmusik in unserem Heft besonders ihr „Fett“ weg. Und das auch wegen der bedauerlichen Tendenzen dieser Szene in Richtung Hippietum (hier: im oben genannten Sinne). Selbiges gilt natürlich auch für Punks und Raveschlümpfe (Loveparade!!!).
Es liegt uns fern, jedes Späßchen mit „Achtung Satire“ anzukündigen. Da hört der Spaß auf! Wenn wir also heutzutage solche Acts wie Wayne Kramer buchen, liegt das durchaus daran, das wir die Vergangenheit solcher Leute achten und sie gewissermassen als Heroen einer anderen Zeit betrachten. Die Hippies hatten damals ihre Berechtigung und waren auch wichtig (positiv wie negativ) aber eben in ihrer Zeit. Die heutigen Fossile sind nur noch ein Abziehbild ihrer selbst und verdienen eigentlich keine ernsthafte Auseinandersetzung. Love & Peace, Cheech & Chong alias Kay und Nils

jefferson airplane, 3.7k
Jefferson Airplane

greatful death, 9.6k
Greatful Death
Aoxomoxoa
Warner Bros. Records, 1969

mc 5, 8.1k
MC 5
Kick out the Jams
Metronome Records, 1969


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last modified: 28.3.2007