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Als ich nach meiner bedauernswerten Verwirrung in einem kleinen weißgestrichenenen Zimmer, umgeben von lauter freundlichen Menschen aufwachte und dort einige Tage verbringen mußte, drückte mir der dortige Kulturverantwortliche einige Tapes in die Hand und erzählte mir die Geschichte der MC 5. Warum er das tat, weiß ich auch nicht...

Wayne Kramer
22 Pistepirko

kramer, 4.8k

1968 produzierte er mit MC 5 einen Lärm, der noch heute zum Größten zählt, was eine Gitarre je hergab.
Er war immer mehr Teil des Problems als der Lösung.
Er hielt Johnny Thunders den Rücken frei und verkaufte Koks an das FBI.
Und er lebt noch.

Erinnert sich noch jemand an MC 5? Niemand? Is’ kein Kumpel von MC René, falls ihr das denkt.
MC 5 tauchten in den 70iger Jahren noch mal kurz in den Medien auf, als Sänger und Gitarrist dieser Combo kurz hintereinander starben und dann war’s still. Im fernen Jahr 1968 machten 5 langhaarige SUN RA Fans aus dem Universitätsstädtchen Ann Arbor/USA auf, in eine Zeit hineinzuplatzten, in der Hippies Kommunen gründeten, in Paris die Riots tobten, eure Eltern etwas von sexueller Revolution mitbekamen usw.
Mit ihrer in diesem Jahre veröffentlichte Platte „Kick out the Jam“, einer grandiosen Kakophonie aus Gitarren und Schlagzeug, legten sie den Grundstein zu dem, was später als „Great Rock‘n’Roll Swindel“ oder Punkrock verkauft wurde. Ihr Manager wanderte wenig später wegen eines Drogendeliktes für 10 Jahre hinter Gitter und gründete vorher die White Panther Party zur Unterstützung der damals revolutionären Black Panther Party (genaueres über die Black Panthers ist in der BEUTE #6 zu erfahren). MC 5 riefen zu Ladendiebstahl, Revolution und Sex auf. (Rock‘n’Roll Dope & Fucking in the Streets). Rob Tyrner, der Sänger von MC 5, sagte in einem Interview über diese Zeit einmal: „We’re Punk before Punk, We’re Metal before Metal, We’re MC before Hammer.“

22 PISTEPIRKO

Wurden in den kalten Weiten Finnlands vom Punk inspiriert. Im Speziellen von Iggy Pops STOOGES, einem weiteren Grundstein dessen, was Tote Hosen und Green Day heute wieder zum Mainstream werden lassen. (69-LP „Stooges“ später von David Bowie glattgebügelt und unter dem Namen „Raw Power“ wiederveröffentlicht). Auch die Liebe zu Surfmusik und Country & Blues sollten als Quellen der Inspiration genannt werden. Ihre im Jahre ‘86 veröffentlichte LP „The Kings of Hongkong“ gilt als großartige Huldigung an den Garagen-Rock der 60iger Jahre. 22 Pistepirko eilt der Ruf voraus, den an sich schon toten Blues in eine Form gebracht zu haben, die den 90er Jahren angemessen scheint.
Sie haben die Gabe alles, was gut und teuer ist (Phill Spector, Beach Boys) und Sachen, die gut und „billig“ (STOOGES, SUICIDE) sind, auf nahezu geniale Art zusammenzufügen. Und diese Melange klingt dabei weniger „Retro“ als etwa ähnliches bei Blur. Die Spannung in ihrer Musik basiert auf den aus Punkzeiten herübergeretteten Einfach- und Direktheitsparadigmen und der hörbaren Freude an Studiofrickeleien, Atmosphäre und Arrangements.
Beim Hören ihres neuen Werkes „Rumble City, La La Land“ wird man das Gefühl nicht los, hier würde die Rock’n’Roll Geschichte erneut aufgerollt. Nur diesmal durch die 22 Pistepirko-Brille oder den entsprechenden Filter betrachtet, womit wir wieder bei den MC5’s und ihrem letzten noch aktiven Member

WAYNE KRAMER

wären.
Jener stellt so etwas wie den anfassbaren Teil eines Seitenarms dieser Geschichte dar. Wayne Kramer darf ruhig als eine Art lebende Legende einer an sich toten Musik betrachtet werden. Es gibt Meinungen, die ihn in eine Reihe mit Lou Reed und Neil Young gerückt wissen wollen. Alte Männer sind alle drei mittlerweile und repräsentieren jeder für sich einen Teil des R’n’R. Und doch ist W. Kramer um so vieles authentischer als beispielsweise Offspring die auch einen MC5 Titel im Programm führen (Smash it). Wenn er über Drogen singt, weiß er wovon er berichtet, brachte Herr Kramer doch auch einige Jahr im Knast zu usw.

22 PISTEPIRKO

Mögen zwar den Blues in die 90iger gebracht haben was auf mich eher abschreckend wirkt, doch ihre Songs sind wunderschöne kleine Popperlen die sich in die Gehörgänge fressen und Erinnerungen an andere schon öfter gehörte Musik wachrufen (Pop der 80iger?). Ist eigentlich auch egal, der Rock’n’Roll ist tot, es lebe der Rock’n’Roll oder alle versuchen aus dieser Zwickmühle zu entkommen und keiner kennt den Weg...

Kay


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last modified: 28.3.2007