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Eisenvater

Also diese Plakate erinnern einen doch an irgendetwas. Drei kantige Gesichter halb versunken im schwarzen Hintergrund und nur einzelne Züge - Härte und Willenskraft suggerierend - hervorgehoben. Auch ohne Leni Riefenstahl-Retrospektive in Leipzig drängt sich bei solch einem Anblick unweigerlich der Vergleich mit der Darstellung des propagierten und verinnerlichten Menschenbildes während der Zeit des Nationalsozialismus auf. Eine kleine Provokation oder nur der Versuch der Standard-Interviewfrage „Warum singt ihr deutsch?“ eine weitere, das Unverständnis des Fragenden offenlegende, hinzuzufügen? Eher wohl nicht. Sondern schlicht und einfach die Beschreibung des Konzepts „Eisenvater“: „Wir machen es euch nicht zu leicht!“
In aller erster Linie trifft das auf die Musik der drei Hamburger zu. Bei ihren Konzerten schaffen sie es in geradezu perfekter Tradition die meist leider ohnehin schon spärliche Zuschauerzahl, auch noch um ein gutes Drittel zu reduzieren. Gehen sieht man dann immer die, welche reingefallen sind auf die oberflächliche Subsumierung der Band unter herkömmliche Metal-Klischees. Dabei sind sie wirklich hart und laut aber eben nicht dumm und gängig. Folgerichtig also der eher kleine Kreis von Liebhabern, der sich auch mit dem neuesten Werk („III“) - obwohl durchaus „massenkompatibler“ als die zwei Vorgänger gestaltet - kaum vergrößern dürfte. Was nützt es schon, wenn nun statt jedem vierten Wort, jedes zweite zu verstehen ist und manche Stücke gegenüber älteren Sachen relativ melodiös wirken. Eisenvater haun’ dir trotzdem auf die Fresse und was soll das unnötige lamentieren, wenn dir die Zähne fehlen. Der pädagogische Effekt geht jedenfalls auch mit der dritten Scheibe in Ordnung und der gelehrige Schüler begreift sofort: Eigentlich sollte man keinen Metal mehr hören aber für Eisenvater gibt es eine der wenigen Konzessionen. Das diese nicht vom Rock Hard vergeben werden, wurde ja auch schon das ein oder andere mal erwähnt und trotzdem muß er hier jetzt lobend erwähnt werden. Bei der Wahl der „III“ zur Arschbombe des Monats, was ansich schon zum reinhören in ein solcher Art geadeltes Werk verpflichtet, gelang es dem Redakteur doch tatsächlich einen halbwegs vernünftigen Satz in seine Rezi einzubauen (und auf den Hinweis zu verzichten das EV kurzhaarig, somit also auch nicht rock hard sind). Er schrieb „...ist ‘III’ der ideale Soundtrack zum Weltuntergang.“. Mal ehrlich, wenn jemand garantieren könnte, daß Buffo und Konsorten oben bleiben, wer hätte da nicht Lust abzutauchen. (Ach so: Einer der eindrucksvollsten Beweise, daß die ästhetischen Anleihen der Vaters nicht mehr als ein bißchen (wenn überhaupt) Provo aber ein ganzes Stück Selbstironie sind, war die Art und Weise, wie jene im vorigen Jahr den Conne Island eigenen Volleyballplatz entfremdeten. Wer in solcher eklatanter Weise gegen sein aufgebautes Design verstößt wird ernst genommen.
Falls dennoch jemand Hitler-Bärtchen und Himmler-Brillen auf die Plakate schmiert, wird jene Person zur Heirat mit Nazi-Oma Leni verpflichtet! Ich hoffe, Ihr wißt, was Euch erwartet! ulle

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last modified: 28.3.2007