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The Best of it all



PRÄSENTIERT VON JUNGLE WORLD, INTRO, SPEX, VISIONS:
DIE TÜREN (STAATSAKT)
LA GRANDE ILLUSION (HH)
DJS: JARCEL & MAN (KLOS.CONNE ISLAND)


Betreff:
Die Türen, 3.7k

Wozu viele Worte machen, die in keiner Weise so eloquent und weltgewandt sein können wie der nachfolgend zitierte Erfahrungsbericht von Rocko Schamoni, hemmungslos geklaut von der Webseite der Türen:
„‚Die neue CD der Türen ist da, die neue CD der Türen ist da!` so hallt es über den Innenhof. Verdammte Kinder. Ich habe ein Päckchen im Briefkasten gefunden und trage es in den 13ten Stock. Ich öffne die Tür.
Ich lege die neue CD der Türen in den Boomblaster im Bücherregal. Play. Dann stelle ich mich ans Fenster und blinzele in den Regen. Die neue CD der Türen übernimmt sofort die Herschaft im Raum, nach weniger als einer halben Minute ist der Groschen gefallen, der Anker geworfen, der Haken geschluckt. Ich muss hören und immer weiter hören und immer wieder hören, von Ebene zu Ebene klettern, Seitenschächte durchleuchten, Zitatfallen passieren, in einem Irrgarten von musikalischen und textlichen Verweisen, von denen man manchmal nicht genau weiß, ob sie spielerische Formübungen sind, oder knietief dispositive Statements, hier ist alles möglich.
Der Boomblaster ist sehr laut. Die Türen.
Zum einen der Standpunkt einer authentischen und extrem versierten Popband, zum anderen der mit den Versatzstücken der Populärmusik artifiziell arbeitende Megasampler ‚die Türen`, die auch die Doors nur als weiteren Schnipsel in ihre Kirchturmgroße Collage eingefügt haben.
Sowohl musikalisch als auch textlich springe ich von Splitter zu Splitter und bin doch immer ganz erfüllt von den überraschenden Wendungen in Wort und Ton und der berührenden Klarheit der Melodien und Arrangements. Schließlich, nach allen Vergleichen, nach allen Verortungen auf der großen Netzwerkkarte der üblichen Verdächtigen schließe ich mit einem Gedanken: Soul. Zwar denke ich auch an Gilbert o Sullivan, Superpunk, Lemons und Fehlfarben, aber zuletzt denke ich an Soul. Soul mit großen Melodien und textlichen Türen, eher Falltüren, die von der Seele in jede andere Kammer des dicken alten Kadavers führen.
Ich drehe mich zum Boomblaster und starte die Türen-CD von vorne. Ich denke: Well – es ist mal wieder ihre beste! Und das Beste, was es zur Zeit in diesen Straßen zu finden gibt!“

Rocko Schamoni

Die Türen, 22.8k

Betreff:
La Grande Illusion, 2.5k

Wir erinnern uns, vor knapp drei Jahren, es war schon Herbst, da erschien das erste Album von „La Grande Illusion“. Und während die einen noch überlegten, wie man das nun ausspricht (erst französisch, dann englisch) oder welche Referenzen im Verborgenen liegen (nein, nicht der Film von Jean Renoir, sondern ein Song der Television Personalities), während die einen also noch dachten, hatten die anderen längst gefühlt: Diese Platte ist wie wir, hier, im Herbst. Ein bisschen nachdenklich, wehmütig, sehnsüchtig. Draußen wehte der Regen, drinnen tröstete die Musik. Versprach uns wärmere Nächte und sanfteren Wind.

Nun ist sie wieder da, die große Illusion. „It's not okay what you did“ – kein Vorwurf, kein Ausrufezeichen, sondern wieder ein Versprechen. It's not okay what you did – aber es ist auch nicht so schlimm. Traurig, manchmal, versöhnlich, vor allem.

Musik über das „du“ und das „ich“, über Distanz und Nähe. Melodien aus Saiten und Tasten und fedrigen Beats. Und eine Stimme, die uns zeigt: So warmherzig kann Eleganz sein. Musik, die zu uns kommt und den Alltag unterpegelt. Die den Fernseher ausmacht und die Augen auf. Und schon nach wenigen Minuten will man nichts mehr zu tun haben, mit all dem Zynismus und all der Coolness, die einen sonst so durchs Leben trägt.

Eine Illusion mag eine Täuschung sein. La Grande Illusion ist die Einheit der Gegensätze. Ein Solo- Projekt (Heiko Badje), das klingt wie eine Band. Ein Album, das akustisch und elektronisch ist, analog und digital, euphorisch und melancholisch, verspielt und ernst. Alte Bekannte klopfen an: „Brandnew-Life“ von den Young Marble Giants. „I wanna be your dog“ von den Stooges – und weil es so schön klingt, wenn die großen Haudegen von einst mit dem großen Pop von jetzt verschmelzen, erscheint dieses Stück als Online-Single. Ja, den Denkern unter uns wird auch dieses Album wieder viel zu tun geben. All die subtilen Anspielungen, all die feinsinnigen Spielereien. Wenn Pop die reine Oberfläche ist – wie tief muss die Tiefe darunter sein? Wie komplex ist Schönheit? Und während die einen noch darüber nachdenken, werden die anderen fühlen: Diese Platte ist, wie wir uns das Leben wünschen, wenn wir ganz ehrlich zu uns sind. Ein bisschen verträumter, zerbrechlicher und glücklicher als der Alltag da draußen. Mehr Stil und weniger Schreierei. Schön, dass es das jetzt gibt.

aus: Presseinfos

La Grande Illusion, 15.2k


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last modified: 25.11.2007