• Titelbild
• Editorial
• das erste: Jahresbericht Projekt Verein e.V. 2011
• electric weekender & 19. Little Sista Skatecup
• The Kings of Dub Rock
• Ease up^
• Nations Afire, Superbutt
• DNTEL, Micronaut, faq
• Stereo Total
• Dirty Beaches
• Hell on Earth-Tour 2012
• Eglo Label Night
• Evil Conduct
• End.User
• I wrestled a bear once
• Meatmen
• Oddisee
• La Dispute
• 4 Promille, Bonecrusher, Strongbow
• Veranstaltungsanzeigen
• review-corner film: Falsche Freiheit
• review-corner buch: Deutsche Gleichgültigkeit
• Finale Krise in Permanenz
• ABC: O wie Open Source
• Anzeigen
• das letzte: Das Letzte
Das vergangene Jahr war für den Projekt Verein und seine Mitglieder ein
intensives, besonderes, sehr anstrengendes und erfolgreiches. Die zwölf
Monate waren in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich für das
Conne Island: das 20-jährige Bestehen wurde in mehreren Projekten
diskutiert, erklärt und manifestiert, ein 300-Seiten-Buch zur Geschichte
und Aktualität des linken Jugendzentrums in weniger als einem halben Jahr
zur Druckreife gebracht, die Immobilie wurde saniert und ganz nebenbei schaffte
es die Crew des Conne Island in einem beengten Containerdorf samt
Großbaustelle arbeitend ein selten da gewesenes
Veranstaltungsprogramm auf die Beine zu stellen, vor allem aber zu stemmen. Die
Resonanz seitens des Publikums, aber auch der Öffentlichkeit, war so
groß wie nie. Mit etwas Abstand hat uns das durchaus Unbehagen bereitet
und die Frage nach den guten alten Feindbildern auf den Plan gerufen. Selten
intensiv war 2011 auch das Level der eigenen Reflexion und Auseinandersetzung.
Buch, Ausstellungen, Video und Multimedia-Geschichtsschreibung haben zwar auch
in gewisser Weise zu einer Historisierung des Conne Island beigetragen, waren
aber in erster Linie Medien für eine auch kritische Betrachtung des
eigenen Tuns.
2011 besuchten 115.000 Menschen das Conne Island seine Konzerte,
Lesungen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen ebenso wie das
Freigelände, die Proberäume, die Skate-Anlagen und das improvisierte
Cafe Interim im Saal. 291 eigene und in Kooperation organisierte
Veranstaltungen fanden statt, richtige Ruhetage sucht man im vergangen Jahr
nahezu vergebens. Bei aller Euphorie, die vor allem im Rahmen der
Geburtstagsfestivitäten entstand, heißt ein Ziel für die
Zeit danach auch erst einmal Luft holen.
20 Jahre Conne Island Vom Punkertreff zum Soziokulturellen Zentrum und
zurück
Das Jahr 2011 nahm das Conne Island zum Anlass, sein 20-jähriges Bestehen
zum einen gebührend zu feiern, zum anderen aber auch kritisch die letzten
Jahre zu reflektieren. Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Freistaates,
dem Fonds Soziokultur und der Kommune unterstützten Ansatzes entstand ein
von allen MitarbeiterInnen getragenes Geschichtsprojekt, das die eigene
soziokulturelle und politische Mikrogeschichte der letzten zwei Jahrzehnte in
Kontext setzte. In erster Linie in Bezug auf uns selbst: Was hat sich in 20
Jahren verändert, wie begann der Projekt Verein Anfang der neunziger Jahre
und wo steht das Conne Island heute? Welche Generationen haben das Conne Island
getragen und fortan weiterentwickelt? Aber auch in Bezug auf sein Umfeld: auf
jugendkulturelle Entwicklungen, die Zusammenarbeit mit Ämtern und
Behörden, die Förderproblematiken, andere Ansätze von sozio- und
jugendkultureller Arbeit, auf Netzwerke und Kooperationen. Aus dem Projekt
Geschichte wird gemacht! entstanden neben einem über 300-Seiten
starken Buch, mehrere Ausstellungen, weitere Publikationen, Unmengen an
Archivmaterial, ein Internetportal, ein Video sowie eine
Multimedia-Präsentation. Dem Conne Island hat diese
Auseinandersetzung viel gebracht. Noch nie wurde sich so intensiv mit
der eigenen Arbeit, den Strukturen und den Elementen des Vereins
auseinandergesetzt, noch nie wurde soviel Erlebtes und Erarbeitetes so genau
und so kritisch reflektiert, noch nie wurde so ausgiebig die eigene
Geschichte erzählt. Im Buch 20 YRS noch lange nicht
Geschichte heißt es deshalb so:
Das Conne Island ist seit zwanzig Jahren ein sozialer Ort für
Politik und Kultur. Es ist ein Ort für Musik ohne Genrebegrenzung
Hardcore-, Punk- und Metal-Konzerte gehören ebenso dazu wie Hip-Hop,
Techno und Dubstep, aber auch Hamburger Schule und Pop, im engeren wie weiteren
Sinne. Gleichzeitig ist das Island ein politisches Zentrum, in dem um
Gesellschaftskritik, linke Verortung und die Möglichkeiten von politischer
Kultur gerungen wird. Und ebenso gleichzeitig ist es ein sozialer Ort, in dem
mit- und gegeneinander diskutiert wird, an dem abgehangen, Bier, Kaffee und
Mate getrunken wird und in dem getanzt wird, ganz ohne kulturelle oder
politische Überhöhung.(1)
Zentrales Projekt im Rahmen der Geschichtswerkstatt Conne Island war die
Arbeit an einer eigenen Publikation. Ursprünglich als Reader und
Broschüre gedacht, wurde ziemlich schnell deutlich, dass zum Thema zu
viele Beteiligte zu viele Dinge zu sagen hatten ein Buch musste her, das
den Entwicklungen und Veränderungen, den Streits und Zäsuren, den
Szene- und Jugendkulturen und den ProtagonistInnen des Projektes den
nötigen Platz gibt. Insofern ist das, was nach sechsmonatiger
redaktioneller Schwerstarbeit entstanden ist, durchaus für das Conne
Island repräsentativ. Die MacherInnen sollten selbst zu Wort kommen. Es
ging in erster Linie nicht um einen Blick von außen: nicht zuletzt
deshalb sucht man auch vergebens nach kultur- und geschichtswissenschaftlich
ambitionierten und im akademischen Kanon verfassten Beiträgen. Mitglieder
des Conne Island-Vorgängers Reaktion beschreiben die Wilden
Neunziger und die Erkämpfung des Hauses im Rathaus, Hip-HopperInnen,
SkaterInnen, Hardcore-Fans und die Dancegeschichte kommen zu Wort, die
kulturindustrielle Verwobenheit und die Widersprüchlichkeit des eigenen
kulturpolitischen Agierens werden diskutiert, gleichzeitig philosophiert der
Haustechniker über den optimalen Sound und streiten die Politcracks
des Ladens über Protestkultur, Antifaschismus und Gesellschaft. Das
Partizipationsmodell Conne Island ist ebenso Thema wie die Hürden,
welche Leute, die sich für das Projekt interessieren, gelegentlich nehmen
müssen. Gleichzeitig wird problematisiert, dass die zunehmende
Professionalisierung im Kulturbereich traditionelle Mitbestimmungs- und
Mitmachansätze erdrückt. Anita Weiß resümiert
vergnügt 20 Jahre Conne Island-Betreuung durch das Kulturamt und der
Verein erklärt, warum die Förderung von kritischer und politischer
Kultur eine legitime Forderung und keine Bittstellung ist.
Das Buch, das bundesweit über den Berliner Verbrecher-Verlag vertrieben
wird und dessen 1500er Auflage mittlerweile fast ausverkauft ist, hat das Conne
Island und seine kulturelle Verwurzelung, seine Entstehungsgeschichte, vor
allem aber seine Ambivalenzen und Positionen einem großen Feld von
Interessierten geöffnet.
Man hatte einiges über ihn gehört, diesen Ort da drüben,
ganz weit im Osten. Immer kannte jemand jemanden, der schon mal dort gewesen
war. Von Menschlichkeit war dann die Rede, ehrlichem Austausch, einer Kultur
des Wesentlichen und des Zuhörens, ein vorbehaltloses Miteinander sollte
es da geben, ja, manchmal fiel sogar das Wort Freiheit. Gemeint ist
natürlich jene geheimnisvolle Insel, auf der Diskurse in Sturzbächen
flossen. Zumindest in unserer Vorstellung. Eine Arche der Subkulturen, auf der
es schwarze Kapus, Cappies und Windbreaker für alle gab und die Flyer bis
zum Rand vollgeschrieben wurden.(2)
Insofern ist das Buch auch als eine Antwort auf eine sich über die Jahre
hindurchziehende Kritik am Projekt Verein e.V. zu verstehen, zu abgeschottet,
zu selbstbezogen oder unvermittelt zu sein. Die 300 Seiten von 20 YRS
sollten auch eines geschafft haben: den Mythos ums Conne Island zu
dechiffrieren.
Dass ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum zwanzig Jahre alt wird,
ist keine Selbstverständlichkeit. Insofern ist auch das Schreiben der
eigenen Geschichte, von den Gründungstagen der Gruppe
Reaktion über die Besetzung des Rathauses und die Erkämpfung
eines eigenen Ladens bis zum mittlerweile routiniert ablaufenden
Kulturbetrieb mit all seinen Höhen und Tiefen, Streits und Konflikten
nicht nur einfach erzählenswert. Wir finden es wichtig und
notwendig, das Modell Conne Island transparent und für
Folgegenerationen versteh- und erklärbar zu machen.
Die Diskussionen, Reflexionen und Überlegungen, die die verschiedenen
Projektgruppen im Rahmen der 20 Jahre-Auseinandersetzungen geführt haben,
kommen dem Conne Island in den nächsten Jahren in besonderem Maße
zugute, übertreffen ihre Ergebnisse doch jedes Supervising und jede
externe Evaluation der Vereinsarbeit. Gleichzeitig verweisen sie auf das, was
kommt, und bilden die Grundlagen für die eigene Planung inhaltlich
und programmatisch, aber auch strukturell und personell. Profilgeschärft
und mit klaren Zielen geht der Verein in die neue Saison.
Selbstverständnis und selbstverständlich
Eigensinn im besten Sinne, so beschrieb der langjährige
Kulturamtsbezug des Conne Island, Anita Weiß, den Verein, der ihr
fast 20 Jahre zumindest ab und an das Verwaltungsleben schwer
machte. Dass es dem Projekt Verein dabei nie ums Ärgern aus
Prinzip, sondern viel eher um einen inhaltlich und politischen gut
begründeten Nonkonformismus geht, für den es im Alltag genug
Gründe gibt, ist manchmal sicherlich nicht leicht nachzuvollziehen. Im
Conne Island-Buch schreiben wir deshalb auch auf, dass es nicht nur legitim
ist, sondern auch ganz einfach zu den Aufgaben einer modernen Großstadt
gehört, unbequeme Kultur zu unterstützen. Auch und gerade weil sich
diese in bestimmten Momenten gegen die eigenen kommunalen Richtwerte auflehnt.
Unsere Erfahrung ist, dass konsequentes Auftreten und Eintreten für
Inhalte, die eigene Position stärken. Und dass der Weg des
größtmöglichen oder besser: größtnotwendigen
Widerstandes in den meisten Fällen der richtige ist.
Selbstverständlich helfen nicht bei jedem Konflikt Demos, genau wie nicht
alle zwei Monate eine Öffentlichkeitskampagne lanciert werden kann. Und es
soll nicht verschwiegen werden, dass solche Kampagnen zeitlich und nervlich an
die Ressourcen gehen. Aber werden Essentials angegriffen, muss adäquat
reagiert werden. Die Angst vor einer Mittelkürzung, der Missachtung durch
lokale Medien oder vor anderen negativen Konsequenzen sollte nicht
dazuführen, dass inhaltliche respektive politische Abstriche gemacht
werden. Man kann pathetisch sagen: Der Spruch Man bekommt nix geschenkt,
man muss es erkämpfen` hat seine Gültigkeit nicht verloren.(3)
Fördern fordern heißt daher das Motto des Vereins, der
Kultur- und Jugendarbeitsförderung nie als Bittstellung, sondern als
eigentlich selbstverständliches begreift. Das gängige Prinzip vieler
Initiativen und Vereine, die Hand, die sie füttert, nicht zu beißen,
wollte auf das Conne Island nie so richtig zutreffen. Auseinandersetzung und
Streit sind für uns wichtige Elemente einer Arbeitsbeziehung; nach 20
Jahren haben auch die meisten Partner in der Kommune dieses Prinzip
verinnerlicht.
Dass Konzepte von Abgrenzung, Kritik und Gegenkultur sich im Laufe der
Jahre verändert haben, gleichzeitig aber auch Diskussionen über
kulturpolitische Entwicklungen auf die eigenen Prämissen abfärben,
steht außer Frage. Das Maß an Rebellion, das die MacherInnen des
Conne Island Anfang der neunziger Jahre aufbrachten, ist heute kaum mehr
nachzuvollziehen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, liegen an der
generationellen Wandlung des Vereins, seiner Selbst-Institutionalisierung, auch
an seiner eher kulturpessimistischen Grundhaltung und dem Fakt, dass zur Zeit
recht wenig Raum für Revolutionäres ist.
Nichtsdestotrotz ist der eigene Maßstab dass das Politische das
Kulturelle bestimme ein wichtiges und selbstauferlegtes Prinzip, um den
Absturz in die kulturelle Beliebigkeit zu vermeiden. Gleichzeitig aber auch
ständiger Begleiter, um den eigenen politischen Ansprüchen gerecht zu
werden. 2011 wurde so häufig wie nie zuvor über politische
Entwicklungen in Musik- und Jugendkulturen gerungen: Über die vermeintlich
unpolitische Nutzung nationalsozialistischer Symbole in der Neofolk-Szene am
Beispiel der Hardcore-Band Maroon. Über die Schwierigkeiten bei der
Deutung von sprachlichen Überzeichnungen, um der strukturkonservativen
Hip-Hop-Szene ihren eigenen sexistischen und homophoben Spiegel vorzuhalten.
Oder in den Diskussionen über die Entwicklungen der Skinheadszene, die
sich immer weiter von ihren Gründungsmythen der britischen Arbeiterkultur,
den musikalischen Wurzeln im Reggae, Ska und Soul und dezidiert
antirassistischen Standpunkten entfernt, ohne dies bisweilen zu merken.
Kulturkampf und Kulturcrash
Die Konkurrenzsituation in Leipzig hat sich in den letzten Jahren zunehmend
verschärft. War es bis Ende der neunziger Jahre noch so, dass man in Ruhe
ein kulturelles Nischendasein fristen konnte und genügend Stücke vom
Kuchen für alle da waren, so ist heute die Situation eine
grundsätzlich andere. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass sich
Leipzig in eine attraktive Kulturmetropole mit charmantem Provinzcharakter
entwickelt hat, die zumeist junge Leute, aber auch viele KulturmacherInnen
anzieht. Vor allem aber haben sich grundsätzliche Entwicklungen der
industriellen Vermarktung von Kultur, denen sich auch das Conne Island nicht
entziehen kann und will, verändert, um nicht zu sagen verschärft. Das
Conne Island besitzt große Schnittmengen zum popkulturellen Programm des
Centraltheaters, ebenso viele Überschneidungen zum UT Connewitz.
KünstlerInnen, die bei uns auftreten, sind im Jahr darauf im Werk II oder
der naTo zugegen. Manche spielen mittlerweile sogar im Gewandhaus.
Tendenzen von kultureller Beliebigkeit, Austauschbarkeit und Verbreitung sind
jedoch nicht die einzigen derzeitigen Veränderungen. Durchaus ambivalent
muten in diesem Zusammenhang viele verschiedene neue Projekte und
Organisationsstrukturen an. Temporäre Jugendszenen entstehen schneller
denn je, werden aber auch umso zeitnaher Teil einer Vermarktungsmaschinerie.
Räume werden entfremdet, Locations aufgetan, die MacherInnen arbeiten
zusammen, teilweise ist ein durchaus solidarisches Miteinander zu erkennen. Im
Buch beschreiben wir die Ausgangslage von 2011 wie folgt:
Die popkulturellen Entwicklungen der letzten Jahre sind trotz
eingekehrter Routine als verrückt zu bezeichnen. Die Konkurrenz zwischen
Veranstaltern, Agenturen, Bands und Labels wächst nach wie vor. Auch
Lippenbekenntnisse zur gemeinsamen Sache können darüber nicht hinweg
täuschen. Der Kampf um jeden noch so heißen Scheiß entbrennt
mehr denn je und aus der Schnelllebigkeit von Trends und Hypes wurde schon
längst die Unberechenbarkeit des Business an sich.
Und dennoch wächst scheinbar wieder der Drang nach Identität und
Rudelbildung. Nun zwar gänzlich inhaltlich ausgedünnt, stürzt
sich die Jugend wieder in subkulturell anmutende Schemata. Die einstigen
politischen Standards sind einem dem Zeitgeist entsprechenden Look und Chic
gewichen. Anders sein heißt schon lange nicht mehr anders denken. So
schmücken gestylte Hardcore- und Metalkids, uniformierte
FixieIndieHipster, SkaterInnen, Punks, Skinheads und Mitglieder etlicher
anderer Jugendkulturen immer noch und vor allem immer mehr das
gesellschaftliche Bild der westlich-zivilisierten Städte. Doch trotz der
Klagen über Anspruchslosigkeit der einzelnen Musikkulturen muss man
dennoch der popkulturellen Jugend heutzutage eines zugute halten. Sie ist
offener und universeller geworden und pfeift auf musikalische Wurzeln und
Traditionen. So treiben KonsumentInnen und ProduzentInnen das Spiel der
Auflösungen von Genres munter weiter. Hardcorekids gehen auf Technopartys
und MetallerInnen zu Hip-Hop-Shows, die keine mehr sind. Der Soundtrack dazu
hört sich umso spannender an.
Was könnte es also besseres geben, vor allem für das Conne Island,
das Pop und Musik immer als universelles und kosmopolitisches und demnach
emanzipatorisches Moment begreifen will. Das Konzept geht auf! Popkultur
beweist hier mehr denn je, dass sie in der Lage ist, sämtliche
gesellschaftlichen Nuancen aufzusaugen und sich von Abschottung und Grenzen
frei zu machen. Klingt doch eigentlich ganz gut.
Doch so einfach ist es dann doch nicht. Denn während sich die Jugend in
ihrer Auswahl an Identitäten verliert und sich suchend nach kulturellem
Halt sehnt, kämpft das Conne Island ständig um Konstanten im
Kulturbetrieb, die Aufmerksamkeit des Publikums und um die Schärfung des
eigenen Profils. Der Struktur des Ladens sei Dank konnten zwar bisher immer
wieder neue Generationen zur Umsetzung des Projektes überredet werden.
Wohin die Reise unter veränderten kulturellen Vorzeichen geht, bleibt
jedoch weiter ungewiss bis spannend.
So keimt zum einen die Hoffnung auf, sich vom Kulturpessimismus nicht anstecken
und dumm machen zu lassen und sich zum anderen mit permanenter Offenheit von
regressiveren und abgeschlosseneren kulturellen Modellen weiterhin
abzugrenzen.
Das Conne Island findet sich somit auch nach 20 Jahren dynamischer Existenz
immer mehr im Kampf zwischen dem Anspruch an einen politischen und
kulturpolitischen Diskurs und der Realität aus hundertprozentigen
kulturindustriellen Rahmenbedingungen wieder. Aber das ist auch gut so!(4)
Dass das Conne Island ein Bestandteil der Leipziger Soft-Skills ist, ist nicht
neu, uns aber 2011 besonders stark aufgefallen. Kultur als Marketing- und
Tourismusargument, um wahlweise mehr Studenten, mehr junge
Familien und mehr Kreativwirtschaft nach Leipzig zu holen oder mehr
Hotelbelegungen zu erzielen, ist aus kommunal-strategischer Denkweise
vielleicht nachvollziehbar. Wir fühlen uns in diesem Argumentationsschema
zunehmend missbraucht und verwehren uns derartiger Raster für die
Plausibilität von Kultur. Nach wie vor macht das Conne Island
Konzerte und Veranstaltungen, Lesungen und Diskussionen, Skate-Cups und
Fußballturniere in erster Linie für seine Klientel:
Jugendliche, AnhängerInnen von Jugend-, Pop- und Subkulturen, kritische
Menschen, die Raum und Anlass suchen, sich über gesellschaftliche
Missstände auszutauschen.
Tatsächlich eine Insel Jugendkultur am Conne Island
Die Highlight- und Hochkaräter-Dichte war 2011 enorm. Hier im
Schnelldurchlauf die vielleicht beeindruckendsten und schönsten
Veranstaltungen des letzten Jahres: Die Oi!-Legende Cock Sparrer war im Juni
exklusiv im rappelvollen Conne Island und ließ Skinhead-Herzen höher
schlagen. Ähnlich sentimental waren die Auftritte der Beatsteaks und
Broilers Bands, die im Conne Island groß geworden sind,
mittlerweile riesige Hallen füllen und die es sich zum Geburtstag nicht
nehmen ließen mitzufeiern. Die Hardcore-Heroen von Pennywise, Sick of it
All, Comeback Kid und CIV schauten 2011 ebenso vorbei wie die Hamburger Die
Sterne oder der berühmte Pudel-Club mit exklusivem Geburtstagsprogramm.
Die Genre-GrenzgängerInnen und Indie-Fans waren von Hercules & Love
Affair, Mount Kimbie, Friska Viljor und Austra mindestens so beglückt wie
von Neurosis, Mono und Battles. Auch das La Familia-Festival im Mai versuchte
den Independent-Gedanken zu beleben. Im Bereich elektronische Musik
ließen James Holden, Modeselektor, Omar S aus Detroit sowie Kode 9 und
Mala die Tanzflächen im Conne Island-Saal explodieren. Zum Conne
Island-Weekender Ende August wurde das Wochenende durchgetanzt. Auch die
Hip-Hop-Fraktion kam auf ihre Kosten: mit K.I.Z. und Casper beehrten Superstars
das Conne Island. Highlight für alle war aber der Auftritt des
Heidelberger Veterans Torch in den Jubiläumswochen.
Jugendkultur im Conne Island ist jedoch weitaus dichter und vielschichtiger
aufgestellt, korrespondiert auch mit den Angeboten des Offenen Treffs. Die
Skaterszene am Conne Island hat 2011 einen zweiten Frühling erlebt. Viele
neue SkaterInnen engagieren sich am Erhalt und an der Umgestaltung des
Skateparks. Das vom Amt für Jugend, Familie und Bildung unterstützte
Projekt Flying Wheels Reloaded war neben vielen Workshops- und
Kursangeboten und dem traditionellen Little-Sista-Cup im Sommer ein
Initial für eine florierende Szene um die Conne Island-Rampen.
Besonders war in diesem Kontext auch der Remember Guru Hip-Hop-Jam.
Conne Island und viele lokale AktivistInnen organisierten ein Wochenende rund
um Graffiti, Breakdancing und Rap. Mit Workshops und Wettbewerben und einem
fulminanten Konzert von und für die Leipziger Szene.
Der Hype ums Fahrrad ist auch am Conne Island nicht vorbeigezogen. In
Kooperation mit der nicht-professionellen Fahrrad-Szene in Leipzig startete
2011 erstmals die Radale ein Event ums Fahrrad, mit
Querfeldeinrennen, Fahrrad-Polo und Design-Wettbewerb. Die Sommer-Radale
war mit mehr als 200 FahrerInnen auch internationalen so gut
besetzt, dass das Spektakel im Dezember wiederholt wurde.
Seinem Inselcharakter wurde das Conne Island auch in Sachen Sport
gerecht. Das Sommer- und Wintertischtennis-Turnier zieht seit Jahren die Leute
in seinen Bann. Im Rahmen des jeweils mittwöchigen Angebots
Halftime der Offene Treff wird kurzerhand mitsamt
Tischtennisplatten und DJs in den Saal verlegt kann sich 12 Monate auf
die Finalrunde vorbereitet werden. Im September fand in Kooperation mit dem
Roten Stern Leipzig das Conne Island-Fußballturnier mit 16 Teams im
Auewald statt.
Kritik, Diskussion und Streit Kulturelle und Politische Bildung in
Praxis und Theorie
Nach inhaltlichen Auseinandersetzungen zu Beginn des letzten Jahres um die
Redaktion des Conne Island Newsflyers CEE IEH diskutierte der Verein
2011 viel über die Neuausrichtung seines Monatsmagazins. Im Sommer
gründete sich eine neue, junge Redaktion des CEE IEH, um das Heft
als vom Conne Island unabhängiges Sprachrohr und Vermittlungsorgan,
als kritische und linke Plattform für Positionen und Gesellschaftskritik
und als Programmheft weiterzuführen.
Heiß debattiert wurde wie immer auch auf den Klausuren des
Vereins. Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Austausch und Positionsfindung
fanden diese 2011 zweimal statt. Im Winter in Leipzig, im Juni in Dahlen.
Zusätzlich traf sich das Conne Island auch aus aktuellen
Anlässen mehrmals außer der Reihe im benachbarten Werk II, um
über sexistische, diskriminierende und geschlechterspezifische Strukturen,
Mobbing und die persönliche Verantwortung aller am Verein Beteiligten zu
sprechen. Ergebnis dieser Gespräche war u.a. auch eine Art
Präventionsvorhaben sowie MitarbeiterInnen-Schulungen, um mögliche
Fälle von Geschlechterdiskriminierung zu verhindern.
Oft wurden aus eher internen Diskussionen auch öffentliche: Das
Ressentiment gegen feministische Positionen und Feministinnen ist so alt wie
die Frauenbewegung. Auch und gerade in der Linken weht häufig ein
antifeministischer Wind. Nicht nur deshalb debattierten u.a. im September auf
einer Diskussionsveranstaltung im Conne Island verschiedene antifaschistische
Gruppen die Klassiker und Neuauflagen des linken Antifeminismus.
Unter dem Titel Freiheit auf Arabisch fragte das Conne Island zusammen
mit der Berliner Zeitschrift Jungle World im Frühjahr, ob die Revolten in
Ägypten und Tunesien der Anfang einer neuen Weltordnung sind. In der
Diskussion sprachen die PodiumsteilnehmerInnen über die
Reformfähigkeit arabischer Autokratien und über das wie weiter:
Führen die Revolten wirklich zu einer umfassenden Demokratisierung?
Stürzen noch weitere Despoten? Können die Aufstände auch Vorbild
sein für den Iran? Und was bedeutet die neue Lage für die Sicherheit
Israels und den Frieden im Nahen Osten?
Dass das Conne Island als genuin antifaschistisches Projekt die
Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Ideologien mit
Antisemitismus, Rassismus und Autoritärem Denken fördert, war
auch 2011 selbstverständlich. Diskussions- und
Mobilisierungsveranstaltungen gegen Nazi-Aufmärsche waren im vergangenen
Jahr umso wichtiger. Zu oft wurde Engagement gegen Nazis die Debatte um
den 13. Februar in Dresden ist hier ein herausragendes Negativ-Beispiel
politisch diskreditiert und kriminalisiert.
Die am Conne Island agierende Projektinitiative Geschichte vermitteln
hat auch 2011 die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Shoah zum
zentralen Feld ihrer Projektarbeit gemacht. In mehreren Film- und
Diskussionsabenden wurde versucht, über die Darstellung der
nationalsozialistischen Verbrechen in Film und Literatur zu verhandeln.
Insbesondere der Film Geh und sieh, der mehr als 200 Gäste zur
Vorstellung und Einführung über die Hintergründe des
rasseideologischen Raub- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion ins
Conne Island zog, beeindruckte alle Anwesenden.
Bereits im Frühjahr stellte der Buchautor Jens Hoffmann Das Leben
von Ruth Fridlendere vor. Im Unterschied zu den meisten ihrer Angehörigen
überlebte Fridlendere die nationalsozialistische Herrschaft der Deutschen
und die sorgfältig vorbereiteten Massenmorde an mindestens 90.000
jüdischen Männern, Frauen und Kindern in Lettland. Die Lesung
beschrieb u.a., wie das Leben von Ruth Fridlendere vor und nach der Zeit der
Verfolgung verlief und welche Spuren die Kriegsjahre in ihrem Leben
hinterlassen haben.
Im September diesen Jahres jährten sich die Anschläge auf New York
und Washington zum zehnten Mal. Der 11. September markiert einen tiefen
Einschnitt für die Weltpolitik. Auch in der Linken führte die Frage,
wie der Islam, Antisemitismus und der Krieg gegen den Terror zu bewerten
sind, zu heftigen Diskussionen, die sich bis in die Gegenwart ziehen. Zusammen
mit Claudia Dantschke vom Zentrum für Demokratische Kultur in Berlin
diskutierten wir über eben diese Fragen.
I'm my own Star hieß die Workshopreihe des Conne Island, die im
Rahmen des Leipzig macht Musik-Kooperationsprojekts der AG Soziokultur
im Herbst stattfand. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Rolle
Vermarktungsstrategien in der Musik- und Radiobranche spielen und warum sich
kritisch mit Rollenbildern und Starkult auseinandergesetzt werden muss. Neben
der Diskussion darüber, warum weibliche Stars sexy sind und männliche
tough, wurde nebenbei Audioschnitt und Radioproduktion gelernt am Ende
stand eine eigene Sendung, die auf Radio Blau ausgestrahlt wurde.
Mit dem Roten Salon startete 2011 ein neues Veranstaltungsformat im Conne
Island, welches das Programm in regelmäßiger Folge um szenische
Lesungen, politisches Kabarett, linkes Theater und Gesprächsabende
erweitern soll. Die Reihe möchte dem Conne Island damit ein
zusätzliches Angebot jenseits klassischer Politveranstaltungen und
subkultureller Provenience erschließen. Die Veranstaltungen in
Salon-Atmosphäre beschäftigen sich mit tagesaktuellen und
historischen Themen und sollen Informations- und Unterhaltwert verknüpfen.
Im November startete die Reihe mit dem Geldkomplex von Franziska von
Reventlow. Bereits im September nahm der Hamburger Regisseur Thomas Ebermann
den Papstbesuch zum Anlass, zusammen mit Harry Rowohlt und Robert Stadlober das
Antiklerikale im Rahmen einer Lesung im Conne Island stark zu machen.
Seit dem Spätsommer tobt wie in vielen anderen
Großstädten auch in Leipzig in einer Art nachholenden
Entwicklung die sogenannte Gentrifizierungsdebatte. Insbesondere im Leipziger
Süden und Westen steigen die Mieten, kommunaler Wohnraum wird
privatisiert, teilweise setzen klassische Verdrängungsmechanismen ein:
AltmieterInnen, KulturaktivistInnen und Hausprojekte sind verärgert und
verängstigt, nicht zuletzt aufgrund von Fehlern und der Intransparenz der
kommunalen Stadtentwicklungspolitik. Das Conne Island wurde im Herbst selbst
zum Objekt der GentrifizierungsgegnerInnen, als das frisch-sanierte Vorderhaus
zur Luxus-Immobilie und somit zum Feindbild erklärt wurde. Nicht nur
deshalb sieht sich der Verein ganz aktiv als Vermittler von verschiedenen
stadtteilpolitischen Positionen, möchte zum einen den Kampfbegriff
Gentrifizierung vom Kopf auf die Füße stellen, zum anderen
sich aber auch gegen die ganz akuten Verdrängungsvorhaben zur Wehr
setzen.
Wie immer eine große Hilfe für die ökonomische Absicherung von
Lesungen, Diskussions- und Informationsveranstaltungen sowie
bildungspolitischen Publikationen war die Spende zur Bildungsoffensive,
die der Verein bei seinen Kulturveranstaltungen einnimmt. Diese Spende
zur Bildungsoffensive wurde gemäß der satzungsmäßigen
Zwecke des Vereins (u.a. Bildungs- und Jugendarbeit) verwendet.
Partizipation, Demokratiedefizite, Streitkultur
Der Projekt Verein e.V. sieht sich seit seiner Gründung als ein
Partizipationsprojekt und benutzte die Begriffe und die Ansätze der
Selbstbestimmung und des Mitmachens bereits lange Zeit, bevor
dies offizielle Konzepte in Förderrichtlinien und Vergabepraxen von
Ministerien wurden. Teilhabe war und ist im Conne Island nicht
vordergründig im Kontext von Stadteilbeteiligung oder
Community Organizing zu verstehen, auch nicht als ein durchaus legitimes
Moment klassischer Jugendsozialarbeit. Dabeisein und Mitmachen am Projekt Conne
Island bedeutet vor allem, offen zu sein und die unterschiedlichen kulturellen
und politischen Belange und Interessen in Diskussionsprozessen auszuhandeln. Es
bedeutet Streitkultur zu praktizieren und zu lernen, Dinge zu hinterfragen und
nicht als gegeben und gesetzt hinzunehmen. In der Alltagspraxis ist dies ein
nicht immer einfacher Prozess. Sowohl im offenen Montagsplenum des Vereins als
auch in Diskussionen zu vielen gesellschaftlichen Themen, die die Arbeit des
soziokulturellen Zentrums tangieren, wird intensiv und manchmal langwierig um
Positionen und Standpunkte gerungen.
Als dramatisch empfindet der Verein auch aufgrund seines
Selbstverständnisses, seiner Geschichte und seines Begriffs von
soziokultureller Beteiligung verschiedene Entwicklungen staatlicher und
politischer Intervention in zivilgesellschaftliche Arbeits- und Aktionsfelder.
Die seit 2011 praktizierte Anwendung der sogenannten Extremismusklausel
ist eines der schwerwiegendsten Beispiele für antidemokratische,
parteipolitische Versuche, das Engagement von politisch engagierten Vereinen zu
diskreditieren. 2011 hat sich das Conne Island offensiv inhaltlich, in
Publikationen und in Netzwerken gegen die Extremismusklausel gewandt. Im
Leipziger Initiativkreis wurde beispielsweise ein breites Bündnis
aus Politik, Kultur und Gesellschaft initiiert, um zu verhindern, dass die
Gelder des Lokalen Aktionsplans der Stadt Leipzig an das antiextremistische
Bekenntnis geknüpft werden. Mit Erfolg und großem medialen Echo, wie
sich gezeigt hat: Die Weigerung von fünf Vereinen, die Klausel zu
unterschreiben, brachte neben einer öffentlichen Debatte über
Demokratie, Partizipation und Antifaschismus auch die Möglichkeit der
Förderung ohne Unterschrift zu Tage. Dass angesichts der rassistischen
Morde der letzten Jahre und dem nahezu Komplettversagen von Geheimdiensten
gerade der Verfassungsschutzbericht von Bund und Land Beleg über
vermeintliche Demokratiefeindlichkeit sein soll davon zeugt
zumindest die angestrebte Nivellierung des sächsischen
Gemeinnützigkeitsrechts ist ein mittlerweile unfassbarer Vorgang.
Ganz grundsätzlich war es 2011 ein verstärktes Ziel der inhaltlichen
und öffentlichen Arbeit des Vereins, die mittlerweile recht hohlen
Begriffspaare Demokratieentwicklung und Partizipation oder
Teilhabe und Mitbestimmung inhaltlich zu füllen. Denn
übersetzt man Demokratisierung als ein Handeln, in der immer mehr Menschen
die Individualität anderer anerkennen, weil sie gleichzeitig in der Lage
sind, als Individuen die Entscheidungen über den Verlauf ihres eigenen
Lebens treffen zu können, dann braucht es dafür mehr, als im
Vierjahres-Rhythmus ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu machen. Auf dem
Weg dorthin müsste nicht nur die individuelle Verstrickung in
Herrschaftsdiskurse reflektiert werden, es braucht auch ein Verständnis
für die strukturellen Grenzen freier Entfaltung des Einzelnen. Nicht nur
dem Conne Island, sondern einer breiten und kritischen Öffentlichkeit ist
mittlerweile klar, dass staatliche Kontrolle, präventive Eingriffe in die
Privatsphäre und den öffentlichen Raum zwar immer wieder als
notwendige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der demokratischen Ordnung
begründet werden, mit Demokratisierungsprozessen jedoch nicht viel zu tun
haben. Im Gegenteil, solange unkonventionelle Modelle der Beteiligung und des
Streits, ziviler Ungehorsam, die Ausweitung von Teilhabe und Entscheidungsmacht
als Gefahren der konstitutionellen Grundlagen der Demokratie gesehen
werden, fehlen ganz banale Grundstrukturen demokratischen Denkens und Handelns.
Erlaubt ist was nicht stört nannte sich im Juni deshalb auch eine
Diskussionsveranstaltung im Conne Island. Nicht nur die Frage nach
Politischem Handeln stand dabei im Raum. Zusammen mit dem
Politikwissenschaftler Robert Feustel diskutierten viele Interessierte die hier
und heute gängige, formalistische Vorstellung von Demokratie. In ihrem
Geschäftsordnungsdenken als abgeschlossenem Ist-Zustand liegt das
Paradox, aus dem krude Theorieansätze wie das Extremismustheorem
entstehen können.
Sanierung und Umbau
Seit Anfang Januar wurde das komplette Vorderhaus mit Ausnahme des bereits mit
Eigenmitteln sanierten Jugendcafes saniert. In vollem Veranstaltungsbetrieb
wohlgemerkt. Ein Faktor, den sowohl wir, mit Sicherheit aber auch der
Planungsstab aus Kultur- und Hochbauamt sowie Architekten und Bauleitung
unterschätzt haben. Aus den anvisierten vier Monaten
Interimsaufenthalt im Containerdorf wurden zehn, der Gang zum Dixiklo
für unsere Gäste und KünstlerInnen zum Alltag, die
unzähligen Improvisationen vom Büro und Backstage über
die Küche bis hin zum Cafe-Betrieb möchte man schnell
vergessen, sie wurden bisweilen zum zermürbenden Dauerzustand. Der Begriff
klaustrophobische Zustände beschreibt wohl am besten, was auf den
großen Teil der Conne Island-Container-Belegschaft seit Sommer des Jahres
zutraf.
Umso mehr freute sich der Verein, dass ab September langsam aber sicher die
ersten frisch sanierten Räume zurückerobert wurden, der barrierefreie
Cafe- und Küchenbetrieb startete und die ersten Computer in
weiß-getünchten Großraumbüros hochfuhren. Das Ergebnis
der Sanierung lässt sich sehen, die Mitbestimmung des Vereins war
sinnvoll, das fachliche Know-How der Planer unbestritten. Dass wir uns
bisweilen wie auf der Hamburger Elbphilharmonie fühlten, die
Bauverzögerung von Tag zu Tag größer wurde und der
Koordinationsaufwand auch seitens des Vereins fast eine eigene Personalstelle
benötigte, mag der Unerfahrenheit von uns Kulturleuten, der extrem maroden
Bausubstanz des Gebäudes und der aktuellen Baukonjunktur geschuldet
gewesen sein. Perspektivisch, vor allem in Hinsicht auf die weiteren
Bauvorhaben im Saal müssen Absprachen, Planungen und Bauumsetzungen jedoch
exakter und vor allem verbindlicher stattfinden. So sehr wir uns über
jeden sanierten Dachbalken und jede neue Toilette freuen, der
hauptsächliche Betrieb des Vereins, das Veranstalten von Konzerten, darf
nicht be- oder verhindert werden. Größere Ausfälle kann das
Conne Island weder wirtschaftlich noch inhaltlich im hart umkämpften
Kulturmarkt kompensieren.
Positiv hervorheben möchten wir ausdrücklich die Kommunikation mit
Hochbau- und Kulturamt sowie den beteiligten Bauleitern und Planern. Bei allen
Schwierigkeiten und Widrigkeiten war uns der Planungsstab stets ein
Rückhalt, Antreiber und Motivator.
Die 2012/2013 angedachten Bau- und Sanierungsvorhaben werfen im
Vorderhaus wurden gerade die letzten Anbauten fertiggestellt ihre
Schatten voraus. Fußboden, Sanitär- und Tresenbereich werden
erneuert, neue Lagerräume errichtet, die Barrierefreiheit zumindest ein
stückweit ermöglicht.
Ämterverhältnis
Gerade im Zusammenhang mit der Sanierung und dem 20-jährigen Bestehen des
Conne Island war der Kontakt zwischen Kulturamt und Verein sehr intensiv.
Sowohl auf informeller Ebene als auch im offiziellen Rahmen fand ein
ständiger Austausch statt. Im Rahmen der gemeinsamen Diskussion zwischen
AG Soziokultur und Amt um das Kulturentwicklungskonzept Soziokultur
wurde zwar viel diskutiert und in der Sache hart gestritten, jedoch stets
zugunsten des Themas. Im Dezember 2011 wurde die
Kulturentwicklungsplanung dem Leipziger Stadtrat vorgelegt. Intensive
Gespräche im Sommer halfen dem Amt, die Arbeit des Vereins ein- und
wertzuschätzen. Zur feierlichen Teil-Eröffnung des Conne Island im
September besuchten der Kulturdezernent Faber und die Amtsleiterin Frau
Kucharski-Huniat das frisch sanierte und strahlende Haus. Das dort abgegebene
klare Bekenntnis zur Arbeit des Conne Island hat uns erfreut. Deutlich wurde
hier auch, dass die vertrauensvolle, von Verständigung geprägte und
produktive Zusammenarbeit auch ein Garant für das Wirken des Conne Island
ist. Insbesondere als authentischer und jugendkultureller Partner ist das Conne
Island Schnittstelle zwischen Kommune, Stadtteil und Szene.
Auch wenn die Sanierung des Clubhauses seit Januar 2011 nicht ganz glatt lief,
haben vor allem die sich auftuenden Probleme und Widrigkeiten das gute und
vertrauensvolle Verhältnis zwischen Kulturamt und Verein gestärkt.
Zusammen mit den Mitarbeitern des Hochbauamtes und der Bauleitung, wurde
insbesondere in den heiklen Phasen versucht, die Arbeiten auf den laufenden
Veranstaltungsbetrieb abzustimmen. Nicht immer gelang dies so optimal wie
gewünscht, im Nachgang jedoch sind wir froh, das Projekt gemeinsam
umgesetzt zu haben. Die Einflussmöglichkeit des Vereins auf die Nutzung
und Gestaltung der Immobilie war in den meisten Prozessstufen gegeben.
Das Conne Island intensivierte 2011 seine Versuche, auch in Kooperation mit dem
Leipziger Amt für Jugend, Familie und Bildung neue Projekte anzuschieben.
Insbesondere die unbedingt notwendigen investiven Maßnahmen im Bereich
der Outdoor-Skateanlagen standen in den gemeinsamen Bemühungen im
Vordergrund. In mehreren Gesprächen wurde die Finanz-Planung für eine
grundlegende Sanierung der Rampen 2012/2013 vorangebracht.
Im Rahmen seines LAP-Antrages wurden dem Conne Island durch den
Begleitausschuss des Aktionsplans 7.500 Euro für sein Projekt
Umkämpft und Umstritten bewilligt. Allerdings, und dies stellte
sich erst im Prozess der Mittelabforderung heraus, war die Förderung an
das Unterschreiben der sogenannten Extremismusklausel gebunden. Eine
Unterschrift, die nicht nur die Arbeit des Conne Island unter Generalverdacht
stellt und deshalb nicht mit dem Vereinsansinnen vereinbar war. Nicht zuletzt
der öffentliche und politische Druck, den auch das Conne Island
miterzeugte, führte letztlich dazu, dass Begleitausschuss, AfJFB und die
LAP-Koordinierungsstelle die Mittel auch ohne Unterschrift weiterreichten.
Möglicherweise trägt die Debatte auch dazu bei, dass bei
künftigen Ausschreibungen, die Förderung von antirassistischen und
antifaschistischen Projekten nicht mehr an ein Misstrauen-verbreitendes und
deshalb demokratiefeindliches Bekenntnis gebunden ist.
Förderung und Finanzierung
Wie in den Jahren zuvor konnte der Verein auf die rahmenvertraglich festgelegte
institutionelle Grundsicherung des Kulturamtes bauen. Mit ihnen wurden neben
den zwei Personalkostenstellen (die der Verein nochmals teilt), Miete und
Betriebskosten sowie zu eher geringen Anteilen einzelne
Kulturprojekte inhaltlich gefördert. Diese institutionelle Förderung
2011 in Höhe von 160.000 Euro ist nach wie vor die
strukturelle Basis der Vereinsarbeit. Sie ist unverzichtbar, vor allem aber
Grundlage zur Erwirtschaftung von weiteren Eigen- und Drittmitteln.
Durch die Umbausituation des Clubhauses, die Beeinträchtigung der
Arbeitsstruktur sowie die Einschränkung der Gastronomie war 2011 auch ein
Jahr größerer finanzieller Unsicherheit und Unplanbarkeit. Das
Vereins- und Jugendcafe konnte über 10 Monate keine Umsätze
einfahren, für Gäste und KünstlerInnen existierte kein
Sanitärbereich und musste dauerhaft und kostenintensiv durch den Verein
gewährleistet werden. Die KünstlerInnenversorgung und das
Bandcatering konnte nicht mehr selbst organisiert und musste stattdessen als
Catering angeliefert werden. Die zusätzlichen Kosten, die u.a. auch durch
die Bauzeitverzögerung auftraten (Mietstrom, Mietsanitär,
Catering-Kosten, Hotel- und Dayroom-Kosten usw.) beliefen sich im Umbauzeitraum
auf über 20.000 Euro. Diese konnte der Verein nur bedingt selbst
erwirtschaften.
Die Akquise von zusätzlichen, projektgebundenen Förder- und
Drittmitteln half dem Verein, trotz schwieriger struktureller Voraussetzungen
2011 ein hervorragendes, vor allem inhaltlich-innovatives Programm auf die
Beine zu stellen. Die Kulturstiftung Sachsen und der Fonds Soziokultur gaben
die nötige finanzielle Sicherheit für das Buch-, Ausstellungs- und
Geschichtsprojekt 20 Jahre Conne Island Geschichte wird gemacht!.
Ohne diese Projektunterstützung wäre die Geschichtsschreibung
des Conne Island wahrscheinlich kleiner ausgefallen. Die Jugendförderung
von Jugend in Aktion half ganz maßgeblich, die nur von Jugendlichen aus
der Hardcore und Hip-Hop-Szene inszenierte Betrachtung von Jugendkultur
in Leipzig 1991-2011 umsetzbar zu machen. Und selbst die aufgrund des Streits
um die Extremismusklausel lange vakanten Mittel des Lokalen Aktionsplans
der Stadt Leipzig waren ab Oktober dann doch für das Conne Island
verfügbar. Der LAP-Projektuntertitel Umkämpft und Umstritten
war hier wohlweislich richtig gewählt das Kämpfen um
Förderung lohnt.
Nach jahrelanger Hoffnung und mehr als zehn Jahren Nulllinie wurde im
Zusammenspiel mit der Sanierung auch in das Inventar und die technische
Ausstattung des Conne Island investiert. Insgesamt 34.000 Euro brachten SMWK
und Kulturamt zusammen für neue Lichttechnik, Gastronomie- und
Büroausstattung sowie Computer und Servertechnik auf. Mit diesen Mitteln
konnten u.a. Teile der Saallichttechnik, eine Saalbestuhlung, eine DJ-Anlage
sowie vier neue Computer-Arbeitsplätze, Backstage- und
Büroausstattung angeschafft werden.
Auch das Amt für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Leipzig beteiligt
sich an der Projektförderung des Conne Island. Die Empowerment-Initiative
Flying Wheels reloaded hatte neben der Mädchen- und
Frauenförderung im Rahmen von Skate-Workshops auch das Ziel, die Conne
Island-Rampen in seiner Substanz zu erhalten. Wie in den Jahren zuvor war dies
mit den ausgeschütteten Mitteln nur kurzfristig möglich. Für
eine nachhaltige Sicherung des Skateparks sind größere und
weitreichendere Investitionen dringend nötig. Für 2012 müssen
sich daher Kultur- und Jugendamt unbedingt über die existentielle
kommunale Absicherung bei der Mittelbeschaffung des Vereins einig werden.
Insbesondere bei der Akquise von Bundes- und Landesinvestitionen ist neben dem
vom Verein zugesicherten Eigenanteil auch der Beitrag der Kommune von
Nöten.
Einzelne Lesungen und Diskussionsveranstaltungen, Workshops und Kurse konnten
u.a. mit Unterstützung des StudentInnenrats der Universität Leipzig
sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung umgesetzt werden.
Sowohl durch das Großprojekt zum 20-jährigen Bestehen und dem
dreimonatigen Geburtstagsprogramm, außergewöhnlich vielen und
exklusiven Auftritten und der eigenen, sehr starken Motivation, die
außergewöhnliche Umbausituation zu überstehen, kann der Verein
mäßig optimistisch ins neue Veranstaltungsjahr gehen. Das
Gesamtbudget des Vereins war 2011 so umfangreich wie nie. Der Eigenmittelanteil
war so hoch (ca. 85 Prozent) wie im Jahr zuvor und die
Drittmittelförderung außergewöhnlich deutlich. Diese recht
positive Entwicklung darf nicht über die allgemein-prekäre Situation
hinwegtäuschen. Vor allem für die dreimonatige Schließzeit des
Saals zu Sanierungszwecken sowie für Technikinvestitionen im
Gastronomiebereich mussten für 2012 größere Rückstellungen
eingeplant werden. Die Absicherung der mit Eigenmitteln erwirtschafteten
Personalstellen kann nur mit einer gleichbleibenden Veranstaltungsdichte
erfolgen. Sehr schwierig gestaltet sich der Wegfall zweier
Kommunal-Kombi-Stellen.
Nicht zuletzt deshalb unterstützt der Projekt Verein aktiv die Initiative
Leipzig Plus Kultur und die Forderung der gesamten Leipziger Freien Szene zur
schnellstmöglichen Umsetzung der Erhöhung der Fördersumme
für die Off-Kultur auf fünf Prozent des Kultur-Etats der Stadt.
Personalstruktur
2011 war eines der personalintensivsten Jahre des Vereins überhaupt. Zum
einen, was die Angestelltenstruktur angeht 14 Stellen, teilweise
befristet und zu mehr als der Hälfte eigenfinanziert, waren im letzten
Jahr für die Vereinsarbeit nötig. Viel entscheidender war jedoch die
überdurchschnittlich hohe Anzahl ehrenamtlicher UnterstützerInnen.
2011 konnte das Conne Island gegen den Trend der letzten Jahre einen Zuwachs
von jungen und neuen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen verzeichnen. Das ist, so
scheint es uns, gerade trotz Bologna-Reform, verschärften Studien- und
veränderten Arbeitsmarktbedingungen enorm.
Wie auch in den vergangenen Abrechnungszeiträumen wurden die durch das
Kulturamt finanzierten zwei Personalkostenstellen auf vier Stellen
(Geschäftsführung, Buchhaltung, 2 x Booking) aufgeteilt. Der Wechsel
der Buchhaltung verlief 2011 reibungsloser als angenommen. Drei verkürzte
Stellen (Öffentlichkeitsarbeit/ Layout/ Booking) wurden außerdem
beibehalten und vom Verein getragen. Zwei Stellen (Gastronomie-Leiter,
Köchin), eine weitere halbe Stelle (Beiköchin), eine Stelle zur
organisatorischen und gastronomischen Leitung des Jugendcafés sowie eine
FSJ-Kulturstelle (unter Beteiligung des LKJ Sachsen) wurden über den
Verein finanziert. Zwei Kommunal-Kombi-Stellen unterstützten die Projekt-
und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins sowie die Absicherung des teilweise
enormen Alltagsgeschäftes. Für die Projektleitung des
20-Jahre-Projektes Geschichte wird gemacht wurde, auch dank der
Finanzierung durch Dritte, eine Medienpädagogin als Projektleitung
ganzjährig eingestellt. Die Betreuung unseres Ticketsystems sowie einige
kleine Projekte der Kulturellen und Politischen Bildung wurden durch
temporär begrenzte Arbeitsverhältnisse auf Honorarbasis gestemmt.
Es ist durchaus ein Manko des Vereins, allerdings auch der Struktur und der
alltäglichen Überlastung geschuldet, das Weiter- und
Fortbildungsangebote nur in sehr geringem Maße den MitarbeiterInnen
angeboten bzw. genutzt werden. Nur im Buchhaltungsbereich und in der
Antidiskriminierungsschulung fand dies 2011 statt.
Die nackten Zahlen
2011 besuchten 115.000 Gäste, NutzerInnen und Interessierte die Räume
und Veranstaltungsformate des Conne Island, knapp 15.000 weniger als im Jahr
zuvor. Dies liegt natürlich am neunmonatigen Komplett-Umbau des Clubhauses
und der Schließzeit von Jugendcafé, offenem Jugendtreff,
Freizeitangeboten, Bibliothek etc.
Trotz der baulich großen Einschränkungen fanden mehr Veranstaltungen
denn je statt. Mehr Konzerte, mehr Lesungen und Diskussionen, mehr Open
Air-Veranstaltungen. Ganz allgemein war 2011 auch das Jahr der neuen Formate.
Von Frühling bis Spätsommer wurden die Angebote des Offenen Treffs
kurzer Hand nach draußen verlegt, Sommerkino, Tischtennis und
Kickerturniere sowie viele weitere Events halfen dem Verein über die
Durststrecken des Umbaus.
Das 20-jährige Jubiläum des Vereins lockte im Sommer und Herbst neben
vielen bekannten KünsterlerInnen eben auch ein Publikums-Plus an das
Projekt. 141 Konzerte fanden 2011 statt, 42 Tanzveranstaltungen und Parties,
zwölf Cafekonzerte nach der Sanierung, über 50
Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und Workshops. Das Sommerkino und viele
Sportaktivitäten vom Skate-Contest, über das
Tischtennisturnier bis zum Radrennen bescherte uns selbst bei Regen einen
vollen Freisitz. Fünf Veranstaltungen, u.a. ein Fußballturnier
fanden außer Haus statt. Elfmal wurde das Conne Island für
private Veranstaltungen vermietet.
Das Surplus an Veranstaltungen, aber auch allgemeine kulturindustrielle
Entwicklungen schlugen sich ganz offensichtlich auf den Haushalt nieder. Die
Ausgaben für Kultur sowohl in Bezug auf die Gagenentwicklungen,
gleichzeitig aber auch die Kulturnebenkosten erhöhten sich im
vergangenen Jahr um fast 30 Prozent. 2011 konnte der Verein diese Entwicklungen
recht gut kompensieren, auch aufgrund des Jubiläums-Bonus. Perspektivisch
sind wir uns sicher, dass der Subventionierungsbeitrag von hochkarätiger
Jugend-Popkultur größer und vor allem schwieriger zu erwirtschaften
sein wird. Große Sorgen bereitet uns die für 2012/13
angekündigte Erhöhung der GEMA-Gebühren. Sollte sich das
angekündigte Modell wirklich durchsetzen, sind Musik- und
Tanzveranstaltungen im Conne Island nicht mehr durchführbar.
Erschwerend kam im vergangenen Jahr hinzu, dass der Verein auch um den
dreimonatigen Saalumbau 2012 und damit verbunden, fehlende Einnahmen und eigene
Technikinvestitionen re-zufinanzieren größere
Rückstellungen einplanen musste.
Ausblick
Sowohl die Sanierung als auch das 20-Jahre Jubiläum haben das Conne Island
2011 gestärkt strukturell, räumlich, vor allem aber auch
inhaltlich. Das Conne Island-Team ist durchaus enthusiastisch aus dem auch
nervenaufreibenden und anstrengenden letzten Jahr gegangen.
Große Bedenken existieren für 2012 in der personellen Absicherung
des Vereins. Wegbrechende Arbeitsförderung, chronische Unterbesetzung in
administrativen Bereichen und gleichzeitige Professionalisierung, Öffnung
und Erweiterung des Programms sowie ein dauerhafter Innovationsdruck sind in
der aktuellen Form nicht zu vereinbaren. Gleichzeitig sind Förderungen
durch Dritte die meisten sind mittlerweile an die Unterschrift unter die
Extremismusklausel geknüpft perspektivisch immer schwerer zu
akquirieren. Dramatisch wird diese Entwicklung vor allem an den Punkten, an
denen sie die Abgabenordnung, die Gemeinnützigkeit und das Steuerrecht
für Vereine tangiert. In der hier beschriebenen politischen Einflussnahme
in zivilgesellschaftliches Agieren sieht der Projekt Verein e.V. eine
große Gefahr.
Projekt Verein e.V. März/April 2012