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3. Oktober - 5 Jahre „Einheit“, 5 Jahre

5 Jahre danach bedeuten 5 Jahre volle Pulle Deutschland, die darauf beruhen, das Deutsch-Sein als Bewußtseinsbestimmung 50 Jahre danach ohne großes Wenn und Aber aufleben zu lassen.

Der Unterschied zwischen individuellen Befindlichkeiten und abstrakter Analyse des bestehenden Super-Deutschland bleibt derzeit, außer bei dem Häufchen Rest-Linker und den Nationalisten, im puren Moralisieren stecken. Die Rede vom nationalen Konsens ist weder eine Phrase noch eine Hallizunation, sie ist, Dreh-und Angelpunkt des Seins. Weder unterdrückt das „West-Kollektiv“ das „Ost-Kollektiv“, noch gibt es zwingende Gründe rumzujammern für die, die „deutsch“ fühlen. Ein Lobgesang auf die DDR verbietet sich ebenso schon aus Gründen des nationalistischen Miefes, den die DDR genauso forciert hat, wie sie eine „DDR-Nation“ erlog. Sie war im Klein-Bürgermief unerträglicher, als die „individualisierte“ BRD. Sie war außenpolitisch ein Garant für Frieden, wie der gesamte Warschauer Pakt.

Den Bruch mit dem Mythos von „Einheitsopfern“, den wird es im großen Stile nicht geben. Vielmehr schöpfen viele Deutsch-Lobbyisten ihre Motive von der Oberfläche der deutschen Gesellschaft ab, als da wären Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot/Mietsteigerungen, untertarifliche Bezahlung, Steuererhöhungen, Ökologie, Quotenregelungen und so fort. Warum sie das tun, erklärt sich eigentlich ziemlich einfach. Würden sie nämlich die Ursachen hinterfragen, würde damit ihr deutsches Selbsbewußtsein verlustig gehen, an dem sie hängen, wie die Kletten.

Die Gefahr des Faschismus
Als '89 das Geblöcke für die „Wiedervereinigung“ von den DDR-Stammtischen auf die Straße schwappte, kamen im Gegenzug die Warnungen vor dem „Wiederaufleben des Faschismus“. Eine Phrase, die historisch gesehen wenigstens Erkenntnis konstatieren läßt, jedoch die Hilflosigkeit richtiggehend offenbarte. Den Faschismus-Begriff im Osten diktierte Dimitroff und im Westen niemand, der sich vorstellen konnte, daß das „4.Reich“ durch Bündnisfähigkeit (nach außen) und konsensual (nach innen) getragen, aufersteht. Warum, weiß die Tradition, mit der niemand, der sich links schimpft, brechen wollte. Und so gab es Fehler über Fehler, die sich häuften, die weder die RAF (Herrhausen-Attentat als Reaktion auf die vermeintliche Unterdrückung der Ostdeutschen) noch die „Nie wieder Deutschland“-Kampagne oder etwa die „Deutschland, halt’s Maul“-Autonomen bemerkten. Ganz zu schweigen vom Osten. Der war dermaßen auf Linie der „Wiedervereiniger“, wie es nur individuelles Geplänkel hervorrufen kann.

Der Faschismus, wie vielleicht zu bemerken ist, kam ja dann doch bis heute nicht. Er wird auch so schnell nicht kommen. Schon gar nicht so, wie die „Klassencharaktere“ es nach den „Klassikern“ voarausahnen lassen.

Der Sozialabbau und die Hysterie
Bau ab, bau ab, freies deutsches Volk, bau ab.’ Könnte man singen, interssierte es einen wirklich, wie die Arbeitslosenstatistik um Prozente ringt.

Das, was sich da Sozialabbau schimpft, ist der Opfergang all jener, die sich im Deutsch-Sein suhlen. Gerechterweise haben sie diesen zu bringen, weil der Sozialstaat sowieso nur für Deutsche konzipiert ist und alle anderen ausgrenzt. Diese Schweinerei interessiert aber eh nur eine handvoll Menschlein. Die Farce von den „Kämpfen“ der „Arbeiterklasse“ sollen dann die glauben, die sich die Gewerkschaftsbeiträge vom Munde absparen. Wenn mir jemand in den Freßnapf greift, um das Futter zu stehlen, dann nehme ich das nicht wortlos hin. Nur ist das ein normales Verhalten für ein Individuum. Deshalb hysterisch zu werden, schickt sich nur für die, die an übergeordnete Werte des Deutsch-Sein glauben.

Links, da zerrinnt's.
„Uns Linken“ ist die Masse abhanden gekommen. Ein paar haben das bemerkt und stellen sich dann auch gegen sie, statt rumzusuchen, und behalten so ihre Nerven. „Unsere“ anderen, die mauscheln da rum, wie früher, als der Rot-Front-Kämpfer-Bund die SA verdrosch, und es schlimmerweise dann doch andersrum abging.

Das Aufbröseln „der Linken“ ist Realität und wird es auch lange lange bleiben. Deshalb sind die Widersprüche auch nicht aus Zweckverbundenheit zu kaschieren, sondern offenzulegen.

Die Zone ist nicht ohne.
Der „Jammer-Ossi“ oder „Deutsche zweiter Klasse“ ist überall. Halten wir uns aber an die, die sich darunter dann zusammenschließen. Die Rede ist von der PDS. Als Lobbyistin der Zonis arg gebeutelt, tut sie alles dafür, daß Deutschland in fest geschlossenen Reihen auftreten kann. Warum sie das tut, wissen ihre Kommunalpolitiker am besten. Statt im Osten dafür zu sorgen, daß die SPD an Mitgliederstärke gewinnt, kämpfen sie immer noch für die Masse der „Arbeiter“, um ein „Neues Deutschland“ zu errichten. Das wäre dann das 5.Reich.

Außenpolitik, die durchstartet.
Wer wirklich kapieren will, was abgeht, der muß sich schon mal umgucken, was außerhalb der neuen Mauern (siehe Ausländergesetz, Schengener Abkommen, Asylgesetzgebung) passiert. Die EU wird von Deutschland beherrscht. Osteuropa gilt als Vorhof. Der UN-Sicherheitsrat hat bald Deutschland als Mitglied. Der Krieg wegen der Zerschlagung Jugoslawiens geht zu wesentlichen Stücken auf das Konto der deutschen Außenpolitik. Die Remilitarisierung läuft auf Hochtouren. Die Politik tut wieder völlig offen neue Absatzmärkte und Rohstoffquellen auf. Man nennt es „Normalisierung“ deutscher Außenpolitik und meint das auch so. Nur, was jede Analyse beachten muß: Die Deutschen tun nicht mehr allein. Im Bündnis geht alles besser, speziell im Gespann mit den USA.

Die Relevanz von Kunst und Kultur.
Wenn die DDR etwas befruchtet hat, dann die Bedeutungsschwangerschaft in Kunst und Kultur, die sich „kritisch“ wähnte. Jeder Pups machte einen Sinn oder bekam ihn durch die Beklopptheit der Rezipienten. Und daß man die DDR moralisch knacken konnte, spricht, ehrlich gesagt, für sie.

L’ art pour l’ art ist das Zauberwort, das jeder ehrenwerte Bürger seit der Industriegesellschaft zu schätzen weiß. Also auch in der DDR. Nachdem es diese nicht mehr gab, meinten viele, sie purzelten in „kreative Löcher“. Schwachsinn! Der provinzielle Mief ließ sie erstinken. Und so dümpelt im Osten alles vor sich hin, und zwar ohne Sinnkrise. Kabarett nervt, Theater nervt, Film gibt’s nicht, Malerei nervt, Literatur nervt, Musik nervt. Alles Ergebnisse einer gezielten Unterwerfung: „Mir Ossis, mir packen’ s“. Woanders packt man so etwas in Ethnisierungskisten.

Mensch, würde es nicht so nerven, das positive Beiwerk wäre durchaus akzeptabel: Umso mehr „Ossi“, desto weniger „Einheit“. Doch in Wirklichkeit kann es nur ein Ziel geben: Beides muß scheißegal sein.

Ralf

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last modified: 28.3.2007