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dokumentation, 1.1k

Am Anfang: Sexismus.

Die Leipziger Antifa (LeA) fühlt sich angehalten, ein öffentliches Statement zum Thema Sexismus abzugeben. Es handelt sich hierbei um eine Reaktion auf den im Namen der „AG Antifa Halle“ im CEE IEH erscheinenden Text „Am Ende: Konformismus“, in dem die AutorInnen, die sich nach eigener Aussage einem „Verfolgungseifer“ ausgesetzt sehen, eine „Flucht nach vorne“ antreten und vollziehen, was sie uns unterstellen: Bekennertum.

Vorausschicken wollen wir zwei Hinweise:

Erstens halten wir den Text der AG Antifa für keine sachliche Diskussionsgrundlage. Sein einziger Zweck besteht offensichtlich darin, uns mentale Defekte („verschrobenen Vorstellungen und Spleens“) nachzuweisen. Was wir bei solchen Diskussionen, wenn sie schon einmal aufs Tapet gebracht sind, einfordern, ist etwas anderes als eingeübte Eloquenz: eine sich an die Fakten haltende und bei ihnen bleibende Auseinandersetzung. Diese hat die Hallenser AG Antifa zu keinem Zeitpunkt gesucht. Sie hat ihre Polemik lieber gegen alle Kritik abgeschottet, indem jeder Einwand als „Mischung aus Konformitätsdruck und Unterwerfungsbereitschaft“ abgetan wird. Insofern dazu mit Unwahrheiten und Unterstellungen operiert wird, befremdet uns auch die Entscheidung der CEE IEH-Redaktion zur Veröffentlichung des Textes.

Zweitens konzentrieren wir uns im Folgenden – wenn der Text der AG Antifa sich schon keinem konkreten Gegenstand widmet außer der zu denunzierenden Gruppe – auf den Aspekt des Sexismus. Daher unterlassen wir die Kommentierung weiterer absurder Passagen, etwa die Rede von der „autonom-infantilen Begeisterung für Wimpel“ bezüglich des „Roadmap“-Textes, den teilweise dieselben Personen, nur damals noch in der „AG No Tears For Krauts“ Halle, vor nicht allzu langer Zeit noch zu unterzeichnen bereit waren.

Sexismus stinkt auch Gartenzwergen, 9.8k 1. LeA ist eine antisexistische Gruppe. Zwar wurde und wird bei uns noch immer um Dinge wie Definitionsrecht/Definitionsmacht gestritten, wir können also keine Gewissheiten formulieren. Seit unserem Bestehen haben wir jedoch keinen Zweifel daran gelassen, dass als radikale Linke die kritische Beschäftigung mit Sexismus – und das heißt: die Vermeidung und Beseitigung sexistischer Praxen, soweit uns dies möglich ist, und eine dem vorauszuschickende Kritik sexistischer Denkformen, welche Allgemeinheit beanspruchen kann – notwendig ist. Und wir sind uns sicher, dass diese Diskussion weder ihren Ausgangspunkt bei so genannten Einzelfällen hat, noch sich in der Frage nach dem Umgang damit – und damit auch dem Umgang mit Vergewaltigern – erschöpft.

Antisexismus bedeutete bei uns nie die Schöpfung einer alternativen Sexualmoral, noch ein Stehenbleiben bei klassisch-feministischen, rechtsidealistischen Gleichbehandlungsforderungen.

2. Wir haben in zweieinhalb Jahren zweimal Mal unsere antisexistische Position bewusst gegen eine andere Gruppe geltend gebracht. Es handelte sich hier um die (ehemalige) Hallenser AG No Tears For Krauts und neuerdings um die AG Antifa Halle (beide allerdings in ähnlicher Personenkonstellation). Auf der Antifademo in Dresden am 12. Februar 2005 wurde eine Person aus Berlin zum Verlassen der Demo aufgefordert, weil einige Monate zuvor bekannt wurde, dass er eine Frau vergewaltigt hat; gegen den Rausschmiss protestierte die AG No Tears For Krauts, die sich im Nachhinein in Beleidigungen gegen GenossInnen verstieg und eine Vortragsveranstaltung mit besagter Person durchführte. Am 18. April führte die AG Antifa Halle einen Vortrag mit dem unter Pseudonym auftretenden Referenten an, bei dem es sich wieder um die Person aus Berlin handelt. Sowohl AG No Tears For Krauts als auch die AG Antifa erklärten vor den jeweiligen Veranstaltungen, sich nicht für das „Privatleben“ ihres Referenten zu interessieren.

In beiden Fällen entschieden wir uns gegen eine Zusammenarbeit mit diesen Gruppen, beide Male aus dem Grund, weil wir ihre Ansicht nicht teilen, dass eine Vergewaltigung „nur“ eine „Privatsache“ derjenigen Person sei, mit der man Veranstaltungen durchführt; eine Aussage, die sexuelle Gewalt einerseits völlig bagatellisiert und andererseits Sexismus überhaupt aus dem alltäglichen Erfahrungsbereich hinausleugnet, damit aber auch Antisexismus als abzuwehrenden Eingriff in die Privatsphäre (wohlgemerkt des Täters!) und Tendenz zur Kontrolle von Sexualitäten denunziert.

Beide Male haben wir – entgegen der Behauptungen der AG Antifa – keine „Sanktionen“ verhängt (was uns auch gar nicht möglich ist), keinen Rausschmiss vorgenommen, keine Kommunikation abgebrochen, keine „Sexistenhatz“ betrieben und haben vom Gebrauch von Vokabeln wie „Täterschützer“ abgesehen. Wir haben jedoch diesen beiden Gruppen aus für uns nachvollziehbaren Gründen die aktive Kooperation versagt. Wir haben in beiden Fällen mitgeteilt, warum für uns eine Kooperation nicht möglich ist. Wir haben in beiden Fällen auch die Vorläufigkeit betont und angedeutet, wann für uns eine Kooperation wieder denkbar wird. Diesen Zeitpunkt hat die AG Antifa Halle weit in die Zukunft verschoben.

3. Auseinandersetzungen wie diese pflegen wir nicht öffentlich zu führen – nicht, weil sie banal wären, sondern weil sie lediglich Replik auf die Kleingeistigkeit einer Hallenser Antifagruppe bleiben, anstatt auf das Problem des Sexismus selbst tiefer einzugehen. In diesem Falle war der AG Antifa viel an einer „Schlammschlacht“ und – anstelle einer sachlichen Kritik – der öffentlichen Empörung über LeAs unerhörten „Vulgärfeminismus“ gelegen, so dass sie selbst an die „Szeneöffentlichkeit“ gegangen ist. In das durch die AG Antifa evozierte befreiende Gelächter über so genannte Nebenwidersprüche, über die man lieber „beim Bier und hinter vorgehaltener Hand“ die Augen verdreht, sind sicher genügend Linke bereit, einzustimmen. Der Rest ist vielleicht noch für kritische Diskussionen zu haben.

Leipziger Antifa (LeA)

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last modified: 26.5.2007