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Neu im Angebot: Antideutsche DifferenziererInnen.


    Nach der AKG-Veranstaltung „Für den Kommunismus“ mit Justus Wertmüller (Redaktion Bahamas): Ein Mitglied der Antideutsch-Kommunistischen Gruppe (AKG) outet sich als Antideutscher-light.

    „Es wird eben gelogen, gelogen, gelogen, ohne Ende.“ (Justus Wertmüller in seinem Referat)
Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet einer von der AKG mal zu differenzieren notwendig finden würde? Aber der Reihe nach: Die AKG lädt Justus Wertmüller von der Redaktion Bahamas ein, in Leipzig über den Unterschied von romantischem Antikapitalismus und kommunistischer Gesellschaftskritik zu sprechen. Es gibt ein Einleitungsreferat der AKG, in dem es sinngemäß heißt, dass kommunistische Kritik gerade an solchen Positionen sich entfalten müsse, die uns, den Antideutschen am nächsten stehen: In den „Leipziger Verhältnissen“ also an den Positionen des Bündnis gegen Rechts (BgR) und der Wertkritischen Kommunisten (WKK).
Dann packt Justus Wertmüller den Bahamas-Hammer aus und schlägt zu – aber leider daneben. Im folgenden wird, wie es auch in der Veranstaltung eingefordert wurde, an Zitaten aus dem Referat aufgezeigt, was mit „daneben“ gemeint ist.
Es geht im Großteil von Wertmüllers Rede gar nicht so sehr um romantischen Antikapitalismus; er hat, wie er sagt, kurzfristig sein Konzept geändert und möchte ausführlich Stellung nehmen zu den „Leipziger Verhältnissen“.
Was man über Antideutsche in Leipzig zu wissen glaubt, stammt von ausgekochten Mitmachern, die es sich zwischen allen Stühlen gemütlich zu machen versuchen; die Rufmord light begehen, wie sie im Zweifel auch mal antideutsch light sind – wegen des Distinktionsgewinns gegenüber der Regierungs-Linken und ihren Friedensaktivitäten einerseits, aber andererseits immer vor durchgeknallten Antideutschen warnen und sich abgrenzen. (Dies und das im folgenden kursiv Gesetzte: Zitate aus Justus Wertmüllers Referat) Er sagt, er meine damit das Bündnis gegen Rechts Leipzig, die Krisis-Gruppe Halle-Leipzig – ein ganz übler Laden. Weil die nämlich Justus als „Yussuf Wertmullah“ beschimpfen (was im Übrigen tatsächlich unter aller Kritik ist). Diese Bezeichnung sei eine Aufforderung zum Draufhauen. Das würde an sich schon reichen über eine Gruppe, die ansonsten nichts besseres zu tun hat, als die Worte ihres Meisters Robert Kurz und seiner Gattin Roswitha Scholz auf äußerst trübem Niveau nachzuplappern und bei der Gelegenheit natürlich erbärmlichste Friedensfreunde und Feinde der Zivilisation werden, also genau das sind, was der Kollege Peters in seiner Hassrede, diesem wunderbaren hate speech, den ich euch vorgetragen habe, mit den Schröder-Deutschen meinte. Die Abgrenzung der Gruppe von Robert Kurz, ein Papier, das in Konkret und in Incipito abgedruckt wurde, sei ein völlig argumentationsfreie(s) Friedenspamphlet, das Frau Gremliza – wegen der „Wertmullah“-Beschimpfung natürlich – für Konkret abgestaubt hat. Wenn aber Robert Kurz der Meister der WKK’s ist, und sich Justus Wertmüller ausdrücklich auf das Abgrenzungspapier „Das Spiel geht weiter“ bezieht, dann sagt er nichts anderes als: Wer sich von Robert Kurz abgrenzt, grenzt sich nicht von Robert Kurz ab. Das geht aber eben nur, wenn man den Text nicht als Text kritisiert, also die Hälfte (mit der Abgrenzung von der Friedensbewegung und ihrer Bezeichnung als antisemitisch, mit der Erklärung von unbedingter Solidarität zu Israel) einfach weglässt und statt dessen sagt: Bei Kurzianern stelle ich nur die Behauptung auf, für Israel und seine Bedrohung haben die doch kein Interesse, die nicht, (...) weil, wenn man die Zivilisation für ein barbarisches Verbrechen hält, dann hat man natürlich so seine eigene Haltung zu Israel.
Die WKK’s seien also Friedensfreunde. Ihr habt geschrieben, der Kollege hat das ja schon vorgetragen, dass man gegen jeden Krieg sein müsse. Wie gesagt: Ihr habt genau diese unreflektierte idiotische These übernommen, habt auch keine Ahnung, was Religionskritik sein könnte, und ihr verweigert Euch ausdrücklich in euren Thesen gegen eine Kritik am Islam. Ihr seid nicht antifaschistisch, das seid ihr nicht. Nun haben die WKK’s in keinem Papier geschrieben, dass man gegen jeden Krieg sein müsse. Ihnen den Antifaschismus abzusprechen funktioniert aber nur, wenn man ihnen unterstellt, dass sie auch gegen den alliierten Kriegseintritt 1944 sein müssen, weil sie ja jeden Krieg ablehnen. Diese Haltung gibt es; es ist sinnvoll und notwendig, sie aufzuzeigen. „Die Kurzianer“, also die, die sich von Robert Kurz abgrenzen, haben diese Haltung schlicht nicht.

BgR und WKK’s seien ein pseudokritischer Mob aus Mitmachern und Ranschmeißern. Was Mitmachen heißt, erläutert Justus Wertmüller später so: Mitmachen heißt, die Entsolidarisierung mit dem jüdischen Staat vorantreiben; mit Zuckermann oder mit Kurz – alles ist möglich – und Schreckensherrschaften wie das Baath-Regime im Irak und seinen feindlichen Bruder in Syrien als Ausdruck des Widerstands gegen amerikanischen und israelischen Imperialismus propagandistisch zu stützen. Mitmachen heißt mit dem Schröder gegen Amerika und mit dem DGB gegen Schröder zu sein. Mitmachen heißt vor allem den Anschluss nicht zu verlieren an die antikapitalistischen deutschen Volksmassen. Ich habe euch ja vorgelesen, was dieser Goertz da so schrieb, darum geht es. Dieser Goertz ist Thomas Goertz, der in Incipito 07 einen Text zu den Tag-X-Aktivitäten in Leipzig geschrieben hat. Auch diesen Text muss man ziemlich selektiv wahrnehmen, wenn man das Mitmachen im oben genannten Sinne entdecken möchte; man darf zum Beispiel nicht folgendes zitieren: „Das Wichtigste scheint mir zu sein, der erschreckend starken und erschreckend rückschrittlichen Friedensbewegung etwas entgegenzusetzen“; „Welche Perspektive verspricht sich eine Linke davon, bei einer Demonstration mitzulaufen, deren Hauptargumentation sich aus antiamerikanischen, teilweise offen antisemitischen Argumentationen speist?“; „Zumal hier wirklich deutlich wird, wie sehr die Antikriegsposition von Antiamerikanismus bestimmt ist“. Und schließlich, als Beweis für die Mitmacher-These auch eher ungeeignet: „Bündnisse zwischen der radikalen Linken und der Friedensbewegung, die sich hier zum Teil als wahrhaft deutscher Mob präsentiert hat, können nicht eingegangen werden“. Jetzt muss man nur noch verschweigen, dass Thomas Goertz beim AKG-Transparent gestanden hat, und schon hat man bewiesen, dass er es eigentlich auch hätte mit angreifen können, dass er, wie die anderen, die beim Transparent waren, Mitmacher ist. Eben einer, der die Wahrheit für Lüge erklärt, wenn die Massen sie nicht verstehen wollen, und der deshalb mit der Lüge reist, bis er endlich seinen Job als Medienreferent der Heinrich-Böll-Stiftung hat. Das, was Justus Wertmüller aus dem Goertz-Text zitiert hat, betreffend die angeblich schlechte Vermittlung der AKG- (und der BgR-) Position, darüber lohnt es sich zu diskutieren. Wertmüller hat recht; die Vermittlung scheint gut geklappt zu haben, was sich an den Angriffen auf das AKG-Transparent und auf das Conne Island gezeigt hat (der zweite Angriff wurde von Justus nicht erwähnt, vielleicht weil er eher eine Reaktion auf die Haltung des BgR war und damit noch ein Beleg gegen die Mitmacher-These). Nur wird man mit Leuten, die man als das fünfte Rad am deutschen Wagen, die linken Friedenstreiber beschimpft, nicht darüber diskutieren können. Und ja, ich bekenne, ich möchte mit diesen Leuten inhaltlich streiten, möchte ihre Position kritisieren und nicht auf dem Ticket reisen: „Es reicht nicht, unsere Aktion zu unterstützen oder ähnliche Aktionen zu machen, wie das BgR mit seinem Transparent an der Deutschen Bank; man muss auch vorher zum Krieg ja sagen und der Krisentheorie abschwören, damit man überhaupt diskutabel ist. Wenn man das nicht macht, steht man automatisch auf der Seite der deutschen Friedensbewegung.“

Und was ist mit Mark Schneider? Der deutsche Antikommunist Mark Schneider macht den Friedensführer Helbig deshalb so markig an, weil er selbst für den Frieden ist, nur anders. Er möchte den totalen Frieden und schreibt: „Falsch ist auch die In-Schutz-Nahme der Friedensbewegung, deren Empörung über den bevorstehenden Krieg lediglich zu kurz greife. Es empört sich nämlich kaum jemand über Kriege an sich, sondern über einen besonderen Krieg der USA.“ Das hat so auch im AKG-Flugblatt „Völkerfreundschaft heißt Volksgemeinschaft“ gestanden: „Das plötzliche Aufbegehren ist keines gegen Gewalt und Krieg im Allgemeinen. Viel mehr ist es eines gegen den ‘imperialistischen’ Krieg der USA im Besonderen.“ Das ist nach wie vor richtig und nicht etwa ein Beleg, dass Leute, die so etwas sagen, den „totalen Frieden“ wollen.
Mark Schneiders Behauptung, dass Israelsolidarität eine Weiterentwicklung des Antinationalismus sei, kontert Justus Wertmüller mit der Erklärung, dass antideutsche Kritik eben nicht antinational ist. So weit, so richtig und diskutabel. Aber dann: Die Kritik der Nation hat zu nichts als Unheil geführt. Sie ist Spielwiese für Kurzianer, die ja auch in Incipito dauernd ihr barbarisches zivilisationsfeindliches Credo herauspressen, oder für geistesverwandte aufklärungsfeindliche Dekonstruktions-Seminaristen und schließlich der Boden für die deutsch-islamische Freundschaft im Zeichen des völkischen und antinationalen Terrors. Wie er das mit der, auch wieder richtigen, Aussage, die er einen Satz später macht, dass die Ablehnung des Antinationalismus wegen Israel [...] gleichwohl eine Kritik der Nation beinhaltet, ist nicht zu verstehen. Genau wie die Unterstellung, dass Mark Schneider selbstverliebt mit der Sprache ein Gemetzel veranstaltet.

In Schneiders Text finden sich Passagen, die Justus nicht zitiert und die hier – auf die Gefahr hin zu nerven – der Vollständigkeit wegen noch mal wiedergegeben werden sollen: „Als es noch gegen deutsche Nazis ging – und nicht wie heute gegen den amerikanischen Hitler – war er [Winfried Helbig, S.] gar mal Mitglied im Bündnis gegen Rechts, von dem er sich jetzt nicht provozieren lassen will, weil sie auf der anderen Seite stehen“; „Marschiert das deutsche Volk auf der Straße, ist die Linke nicht weit, die hinterher laufen will, sich einreihen, einmal nicht abseits stehen, im Gleichschritt gehen...“; „Auch die Behauptung im Aufruf ‘Die geplante Intervention ist jedoch ungeeignet, tatsächlich Frieden zu schaffen’ bleibt unbegründet im Raum stehen und wird sich unter Umständen in Zukunft an der Realität blamieren lassen müssen“; „Konfrontiert mit einem Transparent [und zwar dem Transparent des BgR: Kein Frieden mit Deutschland. Den antiamerikanischen Konsens angreifen!] offenbarten viele schweigende und kerzentragende MontagsdemonstrantInnen, was in ihnen steckt: Antisemitische Verschwörungstheorien, blanker Hass auf die USA, Deutschlandliebe und die dann doch zu zaghafte Entschlossenheit, mit der Kerze das Transparent anzuzünden“. Schwer, hier ein Ranschmeißen an die Friedensbewegung zu entdecken. Auch die Leute vom BgR, die wie Mark Schneider mitteilen: „Die Beteiligung an der Demo wurde als Fehler eingeschätzt, der sich (...) wiederholen kann: Es war richtig, es zu versuchen, genauso wie es richtig war, anschließend das eigene Scheitern einzugestehen“, haben antideutsche Kritik zu erwarten (und sie von der AKG auch bekommen) und zwar zu Recht: „Es war richtig und wir werden es wieder tun, auch wenn wir scheitern und es also falsch ist“? Aber: sie einfach auf die Seite der antisemitischen Internationale zu stellen, ist ungerechtfertigt und entschärft die notwendige Kritik.

Berlin hat den Vorteil gegenüber Leipzig, dass die Verhältnisse geklärt sind. Dass auf Jeden, der sich anmaßt, in der antideutschen Domäne den amerikafeindlichen Pazifisten zu machen, der Bahamas-Hammer niedersaust; dass man dort gut damit lebt, von deutschnationalen Mitmachern „Bellizist“ genannt zu werden und dass es so viele Gerüchte über die Antideutschen gibt, dass man wie von selbst an der Quelle überprüft, was der Pöbel da rufmordet, also die Bahamas einfach liest. Wenn mit Berliner Verhältnissen gemeint ist, dass man tatsächlich weiß, wo jeder und jede steht dadurch, dass man Gruppen wie BgR, WKK oder auch AKA auf die Seite der „amerikafeindlichen Pazifisten“ und „deutschnationalen Mitmacher(n)“ rückt; wenn das die geklärten Verhältnisse sind, dann sind ungeklärte allemal besser. Der Witz nämlich ist: Man weiß dann zwar genau, wo man die anderen hingestellt hat, nämlich auf die Seite der Konterrevolution, aber nicht, wo sie stehen. Das hat man dann über die ganze Abgrenzung, der man böswillig auch Ticketmentalität unterstellen könnte, vergessen.

Sven

Antideutsch-Kommunistische Gruppe: http://www.akg-leipzig.info
Incipito: http://www.left-action.de/incipito
Bündnis gegen Rechts Leipzig: http://www.nadir.org/bgr
Wertkritische Kommunisten: wertkom@post.com

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last modified: 28.3.2007