Mittwoch, 07.05.2025, Einlass: 18:30 Uhr, Beginn: 19:00 Uhr
ARBEIT UND NATIONALSOZIALISMUS: ein wenig beachtetes Thema der Antisemitismuskritik, mit Dr. Nikolas Lelle
Dr. Nikolas Lelle
Unsere Vorstellungen von Arbeit sind durch Antisemitismus geprägt. Das hat mit einer langen deutschen Geschichte zu tun, die bei Luther beginnt und sich durch das 19. Jahrhundert bis in den Nationalsozialismus zieht.
“Unsere Arbeit macht uns frei” rief der Leiter der Deutschen
Arbeitsfront 1943 seinen Volksgenossen zu. Seine Übersetzung der KZ-Devise weist ins Innere des Nationalsozialismus: das Selbstbild vom schaffenden Deutschen wurde durch ein antisemitisches Feindbild gestiftet. Ihr ideologisches Wechselspiel prägte die nationalsozialistische Politik und hatte Konsequenzen für die Praktiken der Verfolgung und Vernichtung. Die Fremd- und Selbstbilder leben teils bis heute fort und werden für Hass und Hetze wieder benutzt.
Umgekehrt gilt: im Antisemitismus spielen Vorstellungen von Arbeit eine zentrale Rolle. Die antisemitische Beschäftigung mit “den Juden” drehte sich immer um Arbeit, Fleiß und Zinswucher. Das Bild “des Juden”, schreiben Adorno und Horkheimer, “trägt die Züge des Lohnes ohne Arbeit”. Im Antisemitismus wird Arbeitsfetisch reproduziert und die Sehnsucht nach einem Leben ohne Arbeit abgewehrt. Im Vortrag wird die Rolle des Antisemitismus in der nationalsozialistischen Arbeitsauffassung analysiert und zugleich gefragt, welche Rolle Vorstellungen von Arbeit im Antisemitismus spielen. Durch die doppelte Blickrichtung ergeben sich erhellende Einsichten auf ein wenig beachtetes Thema der Antisemitismuskritik und die Frage, welche Rolle der Nationalsozialismus noch heute im Denken kritischer Gesellschaftstheorie spielen kann.
Der Vortrag ist eine Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen und Teil der VA Reihe "Antifaschistisch erinnern! - Aktionstage zum 80. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands".
Weitere Infos zur Reihe unter
https://antifa-erinnern-le.de/