Sonntag, 18.09.2022, Einlass: 18:30 Uhr, Beginn: 19:00 Uhr
Politische Kunst in Ost und West. Vortrag mit Harry Lehmann.
Seit einiger Zeit lässt sich eine starke Politisierung der Künste beobachten, wofür der Eklat um die laufende documenta fifteen besonders symptomatisch ist. Was aber meinen wir eigentlich, wenn wir von politischer Kunst sprechen? Und was sind die tieferliegenden gesellschaftlichen Prozesse, die zu dieser Politisierung der Künste geführt haben? Man kommt diesen Fragen auf die Spur, wenn man die Kunst des 20. Jahrhunderts in Ost- und Westeuropa vergleicht, denn politische Kunst gab und gibt es sowohl in liberalen als auch in illiberalen Gesellschaften. Sie tritt aber in Diktaturen vollkommen anders in Erscheinung als in liberalen Demokratien. Letztendlich kann die Kunst nämlich das, was an einem Kunstwerk als „politisch“ wahrgenommen wird, nicht selbst definieren, sondern übernimmt die entsprechenden Symbole und Verweise vom jeweils vorherrschenden politischen System.
Harry Lehmann studierte Physik und Philosophie, promovierte 2003 an der Universität Potsdam mit Die flüchtige Wahrheit der Kunst. Ästhetik nach Luhmann, W. Fink (2006). Lebt seitdem als freier Autor in Berlin und schreibt Bücher und Essays über zeitgenössische Kunst, Literatur, Theater und Neue Musik. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören: Die digitale Revolution der Musik. Eine Musikphilosophie, Schott Music (2012), Gehaltsästhetik. Eine Kunstphilosophie, W. Fink (2016). Zum Vortragsthema erschien zuletzt »Kunst, Freiheit, Moral. Wie es zu Autonomieverlusten in liberalen Demokratien kommt«, in: Lettre International, Heft 135, Dezember 2021, S. 24-33.