Donnerstag, 19.11.2020, Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 19:00 Uhr
Online-Vortrag: Fußball im Nationalsozialismus Oder warum es auch in Leipzig-Leutzsch keine weiße Weste geben kann (verschoben)
Fußball im Nationalsozialismus
Oder warum es auch in Leipzig-Leutzsch keine weiße Weste geben kann…
Online-Vortrag und Gespräch mit:
Dietrich Schulze-Marmeling (Buchautor und Fußballhistoriker, Münster) und Britt Schlehahn (Kreuzer Stadtmagazin)
Am Donnerstag den 19. November, ab 19 Uhr im Stream (Zugang kommt in Kürze)
Die Geschichte des deutschen Fußballs im Nationalsozialismus wurde in den vergangenen Jahren vor allem vor dem Hintergrund des Schicksals verfolgter Spieler und Funktionäre immer öfter in den Blick genommen. Dabei stand zum einen die Ausgrenzung und Verfolgung, vor allem jüdischer Vereinsmitglieder im Mittelpunkt der Erinnerung. Zum anderen nahmen aber auch die Kontroversen rund um die »eigene« nationalsozialistische Verstrickung der Clubs und die damit verbundene notwendige – zumeist von Faninitiativen eigeforderte – Auseinandersetzung an Fahrt auf. Gemein ist beiden Entwicklungen, dass der Nationalsozialismus, der vor über achtzig Jahren nahezu alle Lebensbereiche zu durchdringen vermochte, auch beim Fußball und seinen Institutionen keine Ausnahme machte.
Ob die bis dahin oft kolportierte Aussage, der Fußball sei »im Grunde unpolitisch« oder »spiegele die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit wieder« ausreicht, um zu beschreiben, wie sich die Sportart, ihre Vereine, Mitglieder, Fans und Funktionäre im System wiederfanden, kann also getrost hinterfragt werden. Spannend ist auch, ob es eher die ideologische Loyalität, der weitverbreitete Opportunismus oder materielle Handlungsmotive waren, die den deutschen Fußball mit dem Nationalsozialismus so geräuschlos gleichschalten ließen? Wie verhielt sich der DFB? Wer waren die Täter, was widerfuhr den Opfern? Und weshalb verdrängten Fußball-Bund und viele Vereine nach 1945 jahrzehntelang ihre historische Verantwortung? Das sind die zugegebenermaßen recht großen Fragen, denen wir uns im Rahmen der Veranstaltung stellen wollen. Auch und gerade deshalb, weil uns ebenso die NS-Geschichte rund um den heutigen Alfred-Kunze-Sportpark und die Vorgängervereine der BSG beschäftigt. Und wir uns natürlich in diesem Zusammenhang die selbstkritische Frage stellen müssen, ob wir tief genug in die geschichts- und erinnerungspolitischen Zusammenhänge rund um unsere Idole und unser Stadion eingestiegen sind.
Die Veranstaltung findet aufgrund der aktuellen Pandemie online statt.
Im Rahmen von AKS100 – 100 Jahre Alfred-Kunze-Sport-Park
Das Projekt AKS100 wird gefördert, mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, durch die DFB-Kulturstiftung, das Kulturamt der Stadt Leipzig und durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.