Samstag, 26.09.2020, Einlass: 10:00 Uhr
"Wer wenn nicht wir?" Workshop zur Ästhetik der 68´ mit Mirjam Schaub 10-1800 Uhr
Radikale Gemengelagen, unreine Praktiken, beschädigte Theorien.
Warum gingen im Mai 1970 die teilzeitradikale 'Spaßguerilla' und die 24-Stunden-Radikalität der 'Stadtguerilla' unwiderbringlich getrennte Wege? Die Antwort liegt vielleicht weniger in der Praxis der Selbstermächtigung oder ihren Avantgarde-Anspruch, als in der Frage, welcher Anreiz von der Vorstellung des 'Ernst-Machens' der eigenen, radikalen Ideen ausging. Die Scham, wenn nicht sogar der Ekel der Intellektuellen vor sich selbst als 'tatenlosen Alleswissern', könnte als Motiv eine unglückliche Rolle gespielt haben.
Die Teilnahme am Workshop läuft über Voranmeldung an „
foreveryoung@conne-island.de“
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe "Inseln der Freiheit? Zum Gebrauchswert der Jugendsubkultur" statt:
Mit dem Massenkonsum der Nachkriegsgesellschaft nahm auch die Freizeitindustrie so richtig Fahrt auf. Parallel dazu steigerte sich der Unmut am Bestehenden, der seinen Drive in der stark durch die Jugend geprägten Protestkultur, seine Bahn im Begriff der Konsumkritik, und seinen Ort in den Nischen als Subkultur fand. Und so wurden die Aufbrüche der späten 60er begleitet vom Ruf junger Leute nach eigenen Orten, an denen man nicht von Pfaffen und anderen Ordnungshüter:innen umhergescheucht und sich mit Katalogangeboten die rare Freizeit vertun würde. Selbstbestimmt und selbstverwaltet sollten die Räume sein, die wir nun seit Jahrzehnten als AJZ´s kennen, als selbstverwaltete Jugendkulturzentren.
Freizeit sollte nicht das schnöde Komplement zur stupiden Arbeit sein und so stellte man dem stumpfen Amüsement der Massenkultur die Subkultur entgegen, die abseits von Markt und Reglement, Freiheit und Selbstbestimmung versprach. Mehr noch waren die Nischen die Ausdrucksorte für die Ideen der Protestkultur, die neben großem Spaß für sich, auch der herrschenden Ordnung mit einigem Ernst ans Leder wollte. Grund genug einmal dem Gestus der Jugend- und Protestkultur damals nachzuspüren und zu fragen, wie verträglich die farbenfrohen Orte heute sind und wo denn der Spaß aufhört?
siehe auch: https://inselnderfreiheit.de