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Termin: 21.02.2020

Café



Freitag, 21.02.2020, Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr

Tarek K.I.Z (sold out)

„GOLEM“ TOUR 2020

Der Asphalt ist nass, das Licht flimmert, die Menschen laufen geduckt. Tarek K.i.Z streift unaufhaltsam durch die Stadt und beobachtet sie. Er kann nicht anders. Er ist ein Chronist der menschlichen Abgründe und trägt selbst so viel Schmerz in sich, dass er manchmal nicht anders kann, als einfach nur zu brüllen. Unkontrolliert zu brüllen. Die Menschen schrecken zurück. Ein Wahnsinniger wie es immer mehr in dieser Stadt gibt. Ein Gebeutelter. Ein Geschundener. Ein gehetztes, wildes Tier. Ein Rasender. Ein Golem, der alles zertrampelt, was unter seinen Füßen ist, ein Irrer, der alles zerreißt, was ihm in die Hände fällt, ein Narr, der plötzlich anfängt zu tanzen.

Das neue Album von Tarek K.i.Z ist eine wilde Achterbahnfahrt, die von den dunklen Nächten undschrecklichen Verletzungen erzählt. Von einem Stiefvater, der nachts nach Hause kommt, um dieeigene Mutter zu verprügeln, die zu schwach ist, um ihn zu verlassen, von Menschen, die sich einbilden,den weißen Drachen reiten zu können und dabei Hackfleisch-Klumpen ausrotzen und von kaputtenKindern, die dennoch auf der Suche nach der großen Liebe sind. Das neue Album von Tarek K.i.Z isteine wilde Nummernrevue, in der sich blutige Allmachtsfantasien realisieren, Schüsse auf den Kanzlergefeuert werden, Gegner mit Handgranaten vernichtet und in Salzsäure aufgelöst werden, der nubischePrinz sich in ein Meer aus hundertfünfzig Leiber fallen lässt und Tarek K.i.Z auch dann noch der Boss ist, wenn das Album gefloppt ist und er nur noch einen Einkaufswagen fährt – denn es kommt nicht auf den Wagen an, sondern wer in fährt.
Es ist nicht so, dass ihm dieses Album leicht von der Hand gegangen wäre. Manchmal fühlte es sich so an, als würde es ihm über den Kopf wachsen. Manchmal fühlte es sich so an, als würde er daran zerbrechen. Manchmal fühlte es sich so an, als würde sich das, was er geschaffen hatte, gegen ihn wenden. Der Golem, den er gezüchtet hatte. Der Klumpen Lehm, dem er durch seine Sprache, seine Ideen, sein Talent und seine Musik erst Leben eingehaucht hatte und der sich nun gegen ihn wendete. Tarak K.i.Z hat gekämpft mit diesem Geschöpf. Er hat sich aufgerieben in diesem Kampf und so manches mal, wollte er sein Werk schon vor der Zeit vernichten. Er wollte aufgeben und hinschmeißen. Zu groß, zu weit, zu überdimensional. Und trotzdem hat er weiter gemacht, denn er hatte es sich immer schon gewünscht. Schon seit er 16 war, wollte er ein eigenes Album herausbringen, obwohl er wusste wie schwer das war. Obwohl er wusste, wie groß das war. Ein Album ganz alleine machen, ohne Crew, ohne seine Freunde. Den Weg ganz alleine gehen, hinab in die Untiefen seiner Persönlichkeit, alles zum Vorschein bringen und in Kunst verwandeln, das war schon immer sein Traum und er wollte sich diesen Traum verwirklichen. Die Dinge, die in ihm lagen, mussten raus. Zersplittert. Ungeordnet. Zerbrochen und doch eins. Mühsam musste er sie wieder zusammen setzen. Weiter, weiter, immer weiter. Nur nicht stehen bleiben. Bald würde er am Ziel sein. Bald würde er es geschafft haben. Bald würde es fertig sein.

Und so entstand Song um Song. Vor und zurück. Zwischen der schwarzen Milch der Frühe und dem Glitzern des Asphalts. Zwischen all der Einsamkeit und dem Baseballschläger mit dem Dir Skinhead Black den Kopf einschlägt.Und dann biegen wir ein in diesen Park, in dem eine Bank steht und in dem ein junger Mann mit seinem Vater sitzt. Der Vater ist krank. Schwer krank. Es war nicht leicht, diese Bank zu beschreiben, diesen Park und die Kinder, die darin spielten. Es war nicht leicht, davon zu erzählen, dass der Vater bei jedem Konzert seines Jungen da war und wie stolz er auf ihn. Von den Konzerten in besetzten Häusern bis hin zur Wuhlheide und wie er sich dort im strömenden Regen den besten Platz suchte, nur um seinen Sohn noch einmal spielen zu sehen: Ihn und seine Freunde vor ein paar Tausend Leuten. Es war das letzte mal.

Und in diesem Moment ist alles klar. Tarek K.i.Z braucht hier niemandem, irgendetwas zu beweisen. Hier steht einfach nur ein Musiker, allein, verlassen, aufgehoben in seinem Glauben und durch seine Freunde. Ein Mensch, der einfach nicht anders kann, ein Künstler in all seiner Herrlichkeit und Verletzlichkeit, der alles gegeben hat – ein Junge, der alleine in einem Park sitzt, den Kindern beim Spielen zuschaut, den Paaren beim Flirten, den Familien beim Spazierengehen, allein auf einer Bank, auf der sie noch vor einem Jahr zu zweit gesessen hatten. Es ist Tarek, der den Golem erschuf.

Tarek (K.I.Z.)

Ironischer Rap ist ja inzwischen gut etabliert. Die Luft ist dünn geworden, es gibt ordentlich Konkurrenz. Doch K.I.Z. ist hierbei wohl als Urgestein zu sehen und Tarek hat sich allen Mut zusammengenommen und macht jetzt erst mal allein weiter. Die Menschen in Leipzig scheinen sich zu freuen, denn das Konzert war in Windeseile ausverkauft und dass, obwohl bisher lediglich vier Lieder vom ersten Soloalbum des nubischen Prinzen veröffentlicht wurden. Zu einer Single gabs ein Video, mit dem ordentlich für Skandale gesorgt wurde – vielleicht ein gutes Verkaufskonzept, denn musikalisch fehlt den bisher veröffentlichten Liedern noch etwas der Knalleffekt. Die mit Autotunes unterlegte Stimme ist noch bekannt vom letzten K.I.Z.-Album und auch textlich bleibt es vertraut zynisch bis bitter. Das Spannende bisher an den vier Tracks: Tarek bezieht sich soundtechnisch auf eine Garde junger Rapper, welche die gesamte Klischeepalette repräsentieren und damit immer mit einer gewissen Oberflächlichkeit assoziiert werden: Frauen, Sex, Kohle, fette Autos. Inhaltlich gelingt es ihm, diese vermeintlich erstrebenswerte Welt spielerisch auseinanderzunehmen und auf deren Belanglosigkeit zu reduzieren. Wenn Tarek das CEEIEH lesen würde, würde ich ihm gern schreiben: »Wir lieben dich, deshalb haben wir uns alle Tickets gekauft. Deshalb kannste machen was du willst. Aber es wäre doch derbe, wenn wir alle Spaß haben an diesem Abend, dich eingeschlossen, also lass uns nicht so deprimiert sein über die aktuelle politische Lage, sondern den Frust für ein paar Stunden wegfeiern.« Aber das ist sicherlich überheblich. Deshalb hoffen wir einfach auf das restliche Album und bleiben gespannt, was Tarek live zu bieten hat.

[muh]



[aus dem CEE IEH #261]

27.01.2020
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