Freitag, 08.03.2019, Einlass: 16:00 Uhr
Wochenendseminar zur Beckettisierung der Kulturindustrie
Die alten Fragen/ Die alten Antworten/
Wochenendseminar zur Beckettisierung der Kulturindustrie (8.3-10.3)
Absurdes Theater, clowneskes Spiel, die Nichtigkeit des Daseins auf der Bühne: viel wurde zum Werk Becketts geschrieben, viel mehr liegt brach - während einiges schon zu faulen beginnt. Faul nun sind die Zeiten oder die Stücke und Schriften angefault – oder beides. Fäulnis einer Gesellschaft, die sich selbst überlebt hat, die „nicht sterben kann“ und doch leblos scheint; die nur noch Solipsisten ohne ipse kennt; die Dada lebt – ohne Dadaisten zu kennen. Beckett ist der Mensch einzig, was aus ihm geworden: „Existenz bei Beckett: Existenzminimum.“ Ein Trümmerwesen, das noch im wieder aufgebauten Europa nicht die Leere abschütteln konnte, welche sich auf dem Grund der Aufklärung offenbarte.
Über 50 Jahre sind seit dem vergangen und die Kulturindustrie brachte neue Farbe ins alte Spiel. So konnten selbst die beckettschen Einöden (Tunnel, Kammer, Unterschlupf), noch zum Kassenschlager der Kulturindustrie werden. Gerhard Scheit verglich Becketts „Endspiel“ mit der Sitcom „King of Queens“, die Komik der „gelähmten Clowns“ im Mantel des Ehe-clinch´.
An der Volksbühne Berlin versucht man sich gleich ganz an der Musealisierung Becketts und schaffte eine „Situation“, nur um deren Bedeutung in eine graue Vorzeit zu katapultieren. Das sie von allen Seiten verrissen wurde, hat wohl weniger mit dem Idee, denn die dürfte anders forumuliert sehr wohl als „interessant“ und „sehr spannend“ durchgehen, sondern eher noch mit der miserablen Umsetzung und allgemeinen Inkompetenz.
Konnte die Kultur noch die „absolute Negativität“, welche Adorno den Werken Becketts zusprach, integrieren – gar die Unlust in Lust verwandeln? Und was wäre denn die „absolute Negativität“, „Wahrheit ohne Lüge“? Entlang dieser Fragen wollen wir uns an einem Wochenende einzelnen Schriften von Samuel Beckett nähern.
Den Kern der Auseinandersetzung bilden dabei drei Begriffe: Innerlichkeit, Zeit und Kritik. Innerlichkeit als vermeintliches Refugium gegen die Gesellschaft. Zeit als Negativ-erfahrung des Leidens an einer Epoche grenzenlosen Gegenwart ohne Zukunft und Vergangenheit. Kritik in Form der Möglichkeit ihrer selbst im Stande völliger Abschottung der Gesellschaft gegen sie. Hierzu werden wir u.a. „der Verweiser“, das „Endspiel“, „Krapps laste tape“ sowie Texte zu den Werken Becketts von Anders, Adorno, Ette und Passagen von Debord, Pohrt und anderen lesen und diskutieren.
Vorwissen ist nicht nötig, doch sollte man sich einige Zeit für die Vorbereitung der Texte nehmen, die in Form eines Readers gestellt werden und ca. 200S. umfassen. Die Teilnahme ist auf 16 Personen beschränkt und wird quotiert bemessen.
Schickt uns zur Teilnahme doch bitte bis zwei Wochen vor dem Seminar eine Mail an:
beckett.leipzig@gmail.com
siehe auch: https://www.facebook.com/Infoladen.ConneIsland