Dienstag, 21.11.2017, Einlass: 19:00 Uhr
Die Arbeit im Digitalen Kapitalismus
Die Fabrik, entstanden aus den spätmittelalterlichen Manufakturen & den Schiffen der kolonialen Seefahrt, ist eine Konstante in der Ausbeutung der Arbeiter*innen. Aber so konstant ihre Rolle, so verschieden die Formen die sie über die Jahrhunderte angenommen hat, genauso die Art und Weise in der sie mit Weltmarkt und anderen Fabriken in Kontakt steht.
Die zwei wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind dabei wohl die rasanten Fortschritte der Logistik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Digitalisierung und Vernetzung, die seit dem Eintritt der Computer in die Produktion zu immer wichtigeren Bestandteilen der arbeitsteiligen Produktion wurden. Dabei entstehen mehr und mehr Unternehmensstrukturen, die über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg Produktion und Verteilung organisieren und dabei mehr und mehr der dabei entstehenden Arbeit und Koordination an Maschinen und Algorithmen auslagern.
Der Begriff „Industrie 4.0“ steht häufig im Zusammenhang mit Lobliedern auf die Zukunft. Dabei wird verschleiert was dies für die Menschen, die in den Fabriken arbeiten, bedeutet.
Die durch die Automation überfällig gewordenen Jobs verschaffen den Arbeiter*innen nicht etwa Entlastung. Ihr Wegfall verschärft vielmehr den Druck des schneller, besser, billiger.
Ähnliche Tendenzen, wie sie in der Fabrikarbeit entstanden sind, greifen auch nach und nach in andere Bereiche der Arbeit über.
Die Fortschritte der Digitalisierung schaffen nicht etwa das Elend der Fabrikarbeit ab. Der "digitale Kapitalismus" bringt vielmehr neue Formen der prekären, eintönigen und körperlich, wie psychisch belastenden Schufterei daher und verunmöglicht ganz nebenbei noch die Arbeiter*innenorganisierung durch die vollendete Vereinzelung.
Solange die Produktionsverhältnisse nicht grundlegend verändert werden, bedeutet Fortschritt die technologische Optimierung der Wertschöpfung und nicht eine Verbesserung der Lebensverhältnisse für alle Menschen!
Doch in den Verteilzentren bei Amazon und auf den Fahrrädern der Lieferandofahrer*innen regt sich Widerstand.
Eine neue Herausforderung auch für die Linke?
Um die Hintergründe des "digitalen Kapitalismus" genauer zu beleuchten haben wir den Berliner Journalisten Matthias Martin Becker eingeladen. Er spricht sowohl auf Basis seiner Recherchen als Wissenschaftsjournalist, wie auch aus seiner beruflichen Erfahrung, die er als Kraftfahrer, Call-Center-Agent und Altenpfleger sammelte.
Der Vortrag findet im Rahmen der „Make-Amazon-Pay“-Kampagne statt, die in der Woche vor dem 24.11 bundesweit Aktionen veranstaltet um auf die Arbeitskämpfe in den Amazonzentren aufmerksam zu machen. Darüber hinaus wollen wir zu den Aktionen in Leipzig mobilisieren.
Treffpunkt dafür: 24.11.17, 9:30, Torgauer Platz
siehe auch: https://www.facebook.com/unwrittenfutureleipzig