Donnerstag, 18.05.2017, Einlass: 19:00 Uhr, Beginn: 19:30 Uhr
Lesung und Diskussion: "Allein unter Flüchtlingen" mit Tuvia Tenenbom
»Wenn sich der israelisch-amerikanische Autor Tuvia Tenenbom auf Reisen begibt, um „die Deutschen“, „die Juden“ oder „die US-Amerikaner“ kennen zu lernen, hat er eine spitze Feder und einen schelmischen Witz im Gepäck. Seine Reiseberichte krempeln die Hemdsärmel hoch, legen die Finger in Wunden und lassen Ansichten aufeinanderprallen, die ansonsten wohlsortiert voneinander geschieden werden. Seine Lesungen gleichen Theaterabenden, an denen zwar gelacht und geschmunzelt wird, die einen aber auch verstört zurücklassen. So auch sein jüngstes, noch im Entstehen begriffenes Buch, in dem der Regisseur und Leiter des 1994 gegründeten Jewish Theater of New York sich unter Flüchtlinge in Europa begibt: „Allein unter Flüchtlingen“ (Suhrkamp). Der Abend widmet sich den Erfahrungen und Beobachtungen, die Tuvia Tenenbom bei seiner jüngsten Reise gemacht hat.«
Quelle: Jüdisches Museum Frankfurt / Jüdische Gemeinde Frankfurt
Bereits am 3. Mai sollte im Conne Island die Lesung »Allein unter Flüchtlingen« mit Tuva Tenenbom stattfinden. Nachdem dieser eine Veranstaltung bei einem rechtsintellektuellem Think Tank, bei dem Fäden aus völkischen Nationalisten, Pegida und Identitären zusammenlaufen, angekündigt hatte, sagte unser Kooperationspartner, die Gruppe „Rassismus tötet!“, ihre Mitarbeit an der Veranstaltung kurzfristig ab. Wir vom Conne Island sahen uns dann außerstande, die Veranstaltung kurzfristig alleine auf die Beine zu stellen und suchten Kontakt zu Tenenbom. Dieser argumentierte uns gegenüber, dass die Auswahl seiner Gesprächspartner nicht auf Sympathie gründe, er mit allen spreche, auch mit Rechten, und er nicht zu den Rechten gehe, um ihnen nach dem Mund zu reden. Er schloss aus, dass sein Auftritt instrumentalisiert werden könne. Gleichzeitig unterstellte er uns, bereits bezwungene Feinde zu bekämpfen. Müsste Tenenbom nach politischer Sympathie entscheiden, vor wem er rede, so würde er wohl auch keine Einladungen von Linken annehmen, da von diesen, so bedeutete er uns, heute einflussreichere antisemitische Kampagnen ausgehen als von Rechten. Das Conne Island Plenum findet seine Haltung, jede Einladung anzunehmen, seinen Glauben, nicht instrumentalisierbar zu sein, und seine Einschätzung, dass Rechte gesamtgesellschaftlich unbedeutend seien, strittig, möchte aber lieber mit ihm diskutieren als über ihn.
Die Fragen "Warum nimmt Deutschland mehr Flüchtlinge auf als jedes andere Land?" oder "Woher kommt diese Zuneigung zu den Flüchtlingen?", sowie das beschriebene Ungleichgewicht zwischen dem Anspruch des Slogans "Wir schaffen das!" und den bestehenden Zuständen in Asylunterkünften und deutscher Asylpolitik wollen wir weiter diskutieren.