Sonntag, 04.09.2016, Einlass: 21:00 Uhr, Beginn: 21:30 Uhr
KINO: DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER
Lars Kraume, Deutschland 2015, mit Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, 105 min, dt. OF
Deutschland 1957: Während die junge Bundesrepublik die NS-Zeit hinter sich lassen will und zum Verdrängungsweltmeister aufsteigt, kämpft ein Staatsanwalt unermüdlich dafür, die Täter und Täterinnen im eigenen Land vor Gericht zu stellen. Zwölf Jahre nach Kriegsende erhält Fritz Bauer (Burghart Klaußner) den entscheidenden Hinweis darauf, wo sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann versteckt halten soll. Gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld) beginnt Bauer, die Hintergründe zu recherchieren. Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise, seine Ermittlungen werden behindert und sabotiert, die Mauer des Schweigens ist so hoch wie die Unterstützung des Nationalsozialismus zwei Jahrzehnte zuvor. Aber Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend sich dadurch zu Feinden der post-nazistischen deutschen Gesellschaft zu machen.
Wenn auch filmisch für ein deutsches Massenpublikum in Szene gesetzt, zeigt der Film auf eindrucksvolle Weise die gesellschaftliche Stimmung im Land der TäterInnen zu jener Zeit - und wie die Wenigen, die wirklich an einer Aufarbeitung des Nationalsozialismus und Bestrafung der Verantwortlichen interessiert waren, als NestbeschmutzerInnen und VerräterInnen behandelt wurden.
Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer war maßgeblich für das Zustandekommen der Auschwitz-Prozesse in den 1960er Jahre verantwortlich. Als Sohn jüdischer Eltern und Oppositioneller selbst von der Verfolgung im Nationalsozialismus betroffen, war er sich dem Fortleben der NS-Eliten in Politik, Justiz und Wirtschaft im besiegten Nachkriegsdeutschland klar bewußt: "Wenn ich mein Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland", sagte er seinen wenigen Vertrauten. Aus berechtigterweise mangelndem Vertrauen in die Deutschen gab er Israel die entscheidenden Hinweise, damit der Mossad den in Argentinien lebenden Eichmann fassen und vor Gericht stellen konnte - woran die deutsche Regierung zu jener Zeit kein Interesse hatte.
- Saisonabschluss -
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