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Termin: 04.03.2011

Café

Freitag, 04.03.2011, Einlass: 20:00 Uhr

Hercules and Love Affair
feat. Kim Ann, Aerea Negrot, Shaun, Mark and Andy /live (NYC)

Here Is Why /live

DJs
filburt
peter invasion


siehe auch: inlovewithhercules.com, jungle-world.com/artikel/2011/04/42507.html, here-is-why.com, myspace.com/herculesandloveaffair, myspace.com/peterinvasion, soundcloud.com/here-is-why
Wooohooooooo!

Extravaganter Disco-House-Glitter-Glanz verzaubert das Conne Island am 4. März in einen strahlenden Glamour-Club: Hercules and Love Affair on stage :)

2008, im Jahr des Disco-Revivals, tritt das Projekt das erste Mal in Erscheinung. Ihr gleichnamiges Debüt-Album auf DFA, dem Label von LCD Soundsystem-Leader James Murphy, bildete den vorläufigen Höhepunkt dieser seit längeren gärenden Strömung und erreichte ebenso wie die erste Singleauskopplung „Blind“ in vielen europäischen Ländern die Top 40.

Hauptprotagonist Andy Butler lebt seine Liebe zu dekadenten Dance-Tunes mit clubkompatiblen Chicago-House- und Detroit-Techno-Sounds aus, geprägt von seiner Kenntnis der klassischen Musik:

„Als Kind habe ich Klavierstunden genommen, mit 18 besuchte ich die Musikhochschule und studierte Komposition, kam mit Minimal Music in Kontakt, die von Disco und House ja gar nicht so weit entfernt ist. Ich habe mit zeitgenössischen Tanzensembles zusammen gearbeitet, Ballett-Kompositionen geschrieben. Zeitgleich war ich aber auch als DJ tätig, meine ersten Turntable-Erfahrungen habe ich mit 15 gemacht, danach tingelte ich durch die Gay-Clubs, um mir die großen House-DJs anzuhören. Für mich ist das alles kein Widerspruch. Dadurch, dass ich die sogenannte seriöse Musik ebenso mag wie reine Unterhaltungsmusik, ist bei Hercules And Love Affair beides vorhanden: Die Platte ist absolut tanzbar, erschöpft sich allerdings nicht in reiner Funktionalität.“

Neben dem musikalischen Wissen kommt die Kenntnis um die ursprüngliche politische Tragweite von Disco:

„Ein paar Jahre lang, so zwischen 1978 und 1982, war es möglich, sowohl kommerziellen wie progressiven Pop zu machen. Mainstream und Radikalität waren kein Widerspruch. Es war die Zeit, als Disco sowohl die Rechte der Schwulen, der Frauen wie auch der Schwarzen einklagte. Aus diesem Grund kam es in den USA auch zu Disco-Plattenverbrennungen. Einige irre Fundamentalisten wussten genau, welche soziale Sprengkraft in dieser Musik steckte. Besonders aufregend wurde es dann, als die Punks Disco für sich entdeckten, also Musiker wie Liquid Liquid oder Kid Creole, die Funk, Latino-Elemente und Post-Punk miteinander verknüpften. Die Musik war plötzlich stilistisch total offen und in mehrfacher Hinsicht minoritär – aber gleichzeitig auch erfolgreich! Ich finde es sehr schade, dass die frühen Achtziger heute nur noch auf Depeche Mode und Human League reduziert werden. Viele übersehen, dass Pop damals die Gay-Bewegung wie zu keiner Zeit davor und zu keiner Zeit danach vorangebracht hat. Das war kurz bevor Aids aufkam ... und damit der reaktionäre Backlash.“

Die Verbindung zur griechischen Mythologie zieht sich über den Bandnamen über die Songtitel bis zum visuellen Artwork durch und spiegelt Butlers Interesse und die inhaltliche Verknüpfung zur Gay-Szene wider:

„Herkules ist dieser ungeheuer starke Mann, der gleichzeitig sehr verletzlich war, was seine Gefühle betraf. Und auch ich bin ein eher empfindsamer Typ in einem maskulinen Körper.“

„Das ist sozusagen meine poetische Handschrift, ein Spleen aus meiner Kindheit. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, hatte ich einen Lehrer, der mir die griechischen Göttersagen in Form von Kindermärchen vorlas, seitdem bestimmen sie meine Tagträume. Ich bin in Washington, DC aufgewachsen, einer Stadt, die von einem neoklassizistischen Baustil geprägt ist. Wenn ich als Kind durch die Straßen lief, stellte ich mir vor, zwischen Tempeln und griechischen Statuen zu wandeln – eine richtige Zeitreise. Im Übrigen hat der Bezug auf die Sagen- und Götterwelt eine lange Tradition in der Techno- und House-Szene. Es gibt DJs, die sich Adonis nannten; und Derrick Carter, einer meiner großen Helden, hat viele seiner Tracks nach obskuren Figuren aus der griechischen Mythologie benannt. Dieser Rückbezug hat sicher mehrere Gründe. Zum einen hat sich die Gay-Community stets auf Griechenland bezogen, zum anderen war es im House auch ein probates Mittel der Selbstmystifizierung. Das Erträumen von fremden, artifiziellen Welten ...“

Nun erscheint mit „Blue Songs“ Ende Januar ihr zweites Album, diesmal auf Moshi Moshi, aufgenommen mit der Wiener Techno-Legende und -Produzent Patrick Pulsinger in Wien. Der musikalische Einfluss hat sich erweitert und vom Focus auf New Yorker House und Spät-Siebziger Disco auf Mittachziger House und experimentellere Sounds erweitert. Symbolhaft ist der letzte Song des Albums: die Ballade „It`s Alright“, der im Original im Jahr 1986 von Sterling Void veröffentlicht, drei Jahre später von den Pet Shop Boys popularisiert und immer als letzter Song bei den Partys im legendären Warehouse in Chicago gespielt wurde, dem Geburtsort der House Music.

Neben der Stammbesetzung um Andy Butler und Kim Ann Foxman übernehmen statt der prägenden Stimmen von Nomi und Anthony Hegarty des wunderbaren Projekts Anthony and The Johnsons nun die venezuelanische Performance-Künstlerin Aerea Negrot, die unlängst ihr 12-Inch-Debüt auf dem Berliner Label BPitch Control gegeben hat, Shaun Wright, eine Kreuzung aus Sylvester und Rick James, und Kele von Bloc Party (die Erinnerung an dessen unglaubliche Stimme sollte bei BesucherInnen des November-Konzerts noch heute Gänsehaut auslösen) die Gesangsparts.

Ein weiterer unvergleichlicher Abend steht ins Haus... let`s glitter & dream...

Claire



[aus dem CEE IEH #184]

03.03.2011
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
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