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Termin: 13.05.2010

Café

Donnerstag, 13.05.2010, Einlass: 20:00 Uhr

Präsentiert von Intro, De:Bug und ByteFM:

Lali Puna /live (morr music)

new album releasetour »our inventions« with still members of the notwist & tied tickled trio

Mexican Elvis (live)
repeatbeat (bleep-hop. radio blau)

Gefördert durch Amplify! und dem Fond Soziokultur

siehe auch: lalipuna.com, myspace.com/theonlylalipuna, myspace.com/repeatbeat
Die Welt ist sehr chaotisch geworden
Interview mit Valerie Trebeljahr (Lali Puna)




Es ist fast sechs Jahre her, als Lali Puna aus München das letzte Mal im Conne Island spielten. Damals sorgte die Band um Valerie „Lali“ Trebeljahr für eine euphorische Nacht. Ein rauher Gitarrensound – gespielt von Lebenspartner und The Notwist-Sänger Markus Acher – vermischte sich mit alten Synthesizern und dem Lali Puna-typischen Sprechgesang von Valerie Trebeljahr, der ein deutliches Stück nach vorne gerückt war. Danach wurde es plötzlich ruhiger um das Quartett. So gab es in den letzten fünf Jahren nur vereinzelte Lebenszeichen, wie eine Remix-Platte, vereinzelte Auftritte oder eine Vinylsingle unter dem Projeknamen John Yoko. 2010 sind Lali Puna zurück. Dabei klingt ihr neues Album „Our Inventions“ eher wie die eigenen Frühwerke. Was war passiert?

Valerie Trebeljahr: Durch The Notwist und mein Kind habe ich zwei Jahre keine Musik mehr gemacht. Natürlich habe ich noch Musik gehört, aber keine mehr gemacht. Als ich wusste, dass mein Kind in die Krippe geht und dass es zeitlich wieder geht, ging es relativ schnell. Wir konnten so lange, wir wollten, ins Studio von unserem Keyboarder Christian Heiß. So hatten wir mehr Zeit, um detailliert zu arbeiten. Dabei wollten wir nach der Pause weg vom Sound von „Faking The Books“. Wir haben in der Zwischenzeit auch etwas in Richtung Tanzmusik ausprobiert, was dann aber nicht klappen wollte. Daher haben wir das irgendwann aufgegeben und uns darauf konzentriert, was wir selbst können.

CEE IEH: Ist das auch ein Schritt hin zu euren Anfängen?

Valerie Trebeljahr: Schon, da wir einfach wieder Lust hatten, rein elektronisch zu arbeiten. Lali Puna hatte ja als mein Vier-Spur-Soloprojekt angefangen. Die elektronische Richtung kam durch meine musikalische Beschränktheit, da ich keine Gitarre spielen kann. Also musste ich Drumcomputer und Keyboard einsetzen. Dann hab ich die Flucht nach vorne angegriffen und so war alles durch und durch elektronisch. Das erste Platte „Tridecoder“ war dann komplett ohne Gitarre. Durch Markus änderte sich dies in Richtung „Scary World Theory“. Er hat dann einfach immer mehr Gitarre gespielt. Bei „Faking The Books“ passte das einfach in die Zeit, da sich viele elektronische Bands sehr rockig präsentierten. Nach der Pause wollten wir es aber anders machen.

CEE IEH: Faking The Books, aber auch die Vorgängeralben „Tridecoder“ und „Scary Word Theory“ waren ja alle in vieler Hinsicht sehr erfolgreich. Konntet ihr dennoch ohne großen Druck an das Album heran gehen?

Valerie Trebeljahr: Nach der Auszeit haben wir uns einfach gesagt: „Schaun wir mal.“ Erst als das Album fertig war und klar war, wo und wann es erscheint, haben wir uns darüber Gedanken gemacht. Letztendlich bleibt sowieso bestehen, ob es gute Songs sind oder nicht. Mit dem neuen Album bin ich tatsächlich sehr zufrieden. Ich weiß natürlich nicht, wie ich in einigen Jahren darüber denken werde.

CEE IEH: Das Titelstück „Our Inventions“ nimmt eine zentrale auf dem Album ein. Was steckt dahinter?

Valerie Trebeljahr: Der Song war früh fertig und hatte zugleich einen Technikbezug. Da wir eh in eine elektronische Richtung gehen wollten, passte das. „Our Inventions“ beruht ja auf einer Zeitungsnachricht, dass die Vögel die Handymelodien nachsingen. Ihr Kommunikationssystem wird durch uns gestört. Aktuell ist es so, dass sich wahnsinnig viele Künstler mit dem Thema Umwelt beschäftigen. Es ist aber wahnsinnig schwierig umzusetzen. „Faking The Books“ war textlich sehr zornig. Davon wollte ich mich distanzieren. Bei vielen politischen Bands hat es etwas besserwisserisches, was sich ja daraus ergibt, das man einen Kommentar macht. Die Welt ist im letzten Jahrzehnt aber sehr chaotisch geworden. Es gibt 100.000 Wege und kein eindeutiges richtig oder falsch. Das beginnt schon beim Kauf von T-Shirts, wo man fast eine Doktorarbeit drüber schreiben müsste, um eine wirklich faire Variante zu finden. Daher stelle ich diesmal eher Fragen. Der Song bat die Möglichkeit sich dem Thema anders zu nähern, ohne das es Zeigerfinger-peinlich wird.

CEE IEH: Warum ist der Zeigefinger aus deiner Sicht peinlich?

Valerie Trebeljahr: Wir haben die Entwicklung, dass bestimmte Protestformen abgenutzt sind. Wenn man in den 80er Lieder gegen Atombomben gemacht hat, war es damals vielleicht fortschrittlich. Würde man es heute genauso machen, wäre das mit einem unangenehmen Beigeschmack verbunden. So ist es auch mit dem Umweltbewusstsein. Daher ist es schwierig Protest zu äußern, ohne das es peinlich wird, da schon fast alles da war.

CEE IEH: Ihr startet Eure Tour zum Album in Leipzig. Mit welchem Gefühl bereitet ihr die Tour vor?

Valerie Trebeljahr: Lali Puna spielen sehr gerne live. Wir sind früher ja sehr viel getourt. Das ist auch etwas ganz anderes als im Studio zu arbeiten. Live spielen wir auf jeden Fall temporeicher, damit sich das Publikum dazu bewegen kann. Das gilt auch für die Stücke von „Our Inventions“, da es besser mit dem Publikum funktioniert. Würde man die Stücke so ruhig spielen, wie auf der Platte, wäre es besser, man spielt in bestuhlten Theatern. Das würde aber nicht zu uns passen, daher arbeiten wir die Stücke gerade um.

Micha



[aus dem CEE IEH #176]

09.06.2010
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