Termin: 12.12.2009
Oh my SIR Rodigan – can't wait to see you rock again ...
Im Grunde muss man keine Ahnung von Reggae haben hat man einmal David RamJam Rodigan live erlebt, kann man sich zu den Mitwissern zählen. Sieht man ihn zum ersten Mal, liegt der Reggae im Blut des David Rodigan scheinbar nicht wirklich auf der Hand: Sein äußeres Erscheinen entspricht dem eines klassischen, hellhäutigen Mitteleuropäers mittleren Alters, der auch schon mal im Anzug auftritt. Bei einem Gig in der Karibik soll er sogar für den neuen Polizeichef gehalten worden sein. Für Kenner ist er eine lebende Legende.
Mit schottisch-irischen Wurzeln erblickte David Rodigan 1951 auf einer Militärstation in Hannover das Licht der Welt, wo er auch die ersten Jahre seines Lebens verbrachte, bevor er über Nordafrika nach Großbritannien kam. Im Jahr 1964 packte ihn Millie Smalls My Boy Lollypop, der vermutlich erste in Europa erfolgreiche Hit aus Jamaika, der damals aber gleichzeitig mit seiner Anzüglichkeit manchen Broadcastsendern zu heiß war. Ein paar Jahre später, im Alter von 18 Jahren, stand David Rodigan mit zitternden Fingern, unsicherer Stimme und Ska-Platten im Gepäck als DJ in Jugendclubs. Seitdem arbeitete und entwickelte er seinen Rodigan Style eine Einmann-Soundsystem-Show (normalerweise bestehend aus Teams von DJs/Selectors und MCs/Singjays). Nach einem Schauspielstudium und diversen Rollen am Theater entschied er sich endgültig für die Musik. Er arbeitete als DJ und nebenbei im Plattenladen, bekam 1978 seinen ersten Slot bei Radio London. Seine spätere Sendung Rodigan's Rockers wurde auf dem britischen Armeesender BFBS übertragen, der auch in Deutschland auf UKW empfangen werden konnte und so eine der Inspirationsquellen für frühe deutsche Soundsystems wurde. Im Rahmen dieser Show gelang es ihm, Bob Marley davon zu überzeugen, dessen Song Could you be loved das erste Mal live zu spielen. David Rodigan geht es darum, die Menschen zu verbinden und universelle Botschaften zu vermitteln. Das führt meist dazu, dass sein sehr altersgemischtes Publikum ihn nicht wieder gehen lassen will. Seine Musiksammlung ist ein so umfangreiches Archiv, dass viele davon nur träumen können. Er hat Dub Plates jene eigens für ihn eingesungenen Originale mit denen er heute noch der Creme de la Creme auf Soundclashs (Wettkämpfe zwischen einzelnen Soundssystems) zeigt, wo der Hase lang läuft. Über Rocksteady Roots und die digitale Evolution des Dancehalls bis hin zum aktuell Angesagten, er rockt die Tanzflächen international. Alicia Keys oder Wyclef Jean lassen es sich nicht nehmen, für ihn Specials einzusingen. Letzterer kam auch schon mal persönlich aus New York, um dem Meister ein Dub Plate zu überreichen. Noch immer sendet Rodigan regelmäßig auf KissFM, er duelliert sich mit anderen Sounds und reist um die Welt. Jedoch hat er nicht mehr seine Platten dabei. Nachdem ihm 2005 auf einem Flughafen diese aufgrund einer Bombendrohung abgenommen wurden, entschied er, sich der Neuzeit anzupassen. Wir sollten es dem Sir und seiner riesigen Plattensammlung danken, dass er uns per mp3 einen Einblick in lebendige Musikgeschichte geben wird. Und während wir frenetisch bis in die Morgenstunden unserem Jugendwahn huldigen, wird sich seine Frau mal wieder fragen, ob ihr Mann jemals das Auflegen sein lassen wird. Laut Rodigan war einer seiner schönsten Momente auf den Bermudas am Strand bei Vollmond, wo sich im Laufe der Nacht fast siebentausend Besucher versammelten. Als er passender Weise Bob Marley`s Natural Mystic auflegte, ließen all diese Menschen ihre Feuerzeuge über den Köpfen aufleuchten. Ob Rodigan schon weiß, dass Leipzig die Stadt der Lichter ist?
Die Ehre, den Meister zu unterstützen, wird diesmal dem Leipziger Sound Vibes Ambassadors zuteil. Drei junge und humorvolle Menschen, die sich ebenfalls der Verbreitung von guter, offbeatlastiger Musik verschrieben haben. Die beiden Selectas Paloma und Ratz-Baddz bringen nicht nur Reggae und Dancehall auf die drehenden Teller, sondern schmettern auch mal ein paar Hits aus anderen Musikstilen wie Drum`n`Bass, Dubstep und Balkanbrass. Unterstützung am Micro bekommen sie von MC Twyk, der den Sound tatkräftig und schlagfertig unterstützt.
Manja & Paddy
[aus dem CEE IEH #171]
05.01.2010