Samstag, 25.09.2021, Einlass: 10:00 Uhr
Tagesseminar: Theorie – Krise – Kritik. Kritische Theorie und totale Herrschaft.
Eigensinn und Kritik. Seminarreihe zum ungelebten Leben (2. Teil)
„Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt.“ Und es geht immer weiter: „Das Existieren im Spätkapitalismus ist ein dauernder Initiationsritus. Jeder muß zeigen, daß er sich ohne Rest mit der Macht identifiziert, von der er geschlagen wird.“ (Horkheimer & Adorno „Dialektik der Aufklärung“)
„So nicht“: In einer Seminarreihe werden wir diskutieren, wie Eigensinn und Kritik ausgetrieben werden – auf allen Ebenen, mit allen Mitteln.
In Abgrenzung zur „traditionellen Theorie“ wollte „kritische Theorie“ mehr abbilden als das, was der Fall ist. Daher war sie negativ auf die bestehende Gesellschaft bezogen und begründet auf dem „Interesse an vernünftigen Zuständen“ (Horkheimer „traditionelle und kritische Theorie“). Durch die eigene Verstrickung wurde Gesellschaftstheorie so zur Gesellschaftskritik, wodurch sich Theorie, als Erkenntnisstruktur, und Kritik, als Prüfen, Unterscheiden, Urteilen, zusammenschließen. Damit stand sie immer auch quer zum Wissenschaftsbetrieb.
Diese bedingte Außenstellung ist seit langem vorbei. Gunnar Hindrichs spricht im Zusammenhang mit der Anerkennungstheorie (Honneth) und der Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas) von einer Integration der kritischen Theorie in die Wissenschaften. Darin aber zerfällt die kritische Theorie einerseits in die Kritik der Macht und Lebensformen und die Theorien der Anerkennung, des kommunikativen Handelns und der Stimmgabel-Theorie aus Jena. Kritische Theorie wird so positiv und verkommt zu neuen Formen der traditionellen Theorie und traditioneller Kritik. Mit ihm wollen wir Passagen aus „zur kritischen Theorie“ über das Verhältnis von traditioneller Theorie und kritischer Theorie und das der kritischen Theorie zu „Erlösung“ und „totaler Herrschaft“ diskutieren.
Gunnar Hindrichs lehrt an der philosophischen Fakultät der Universität Basel. Neben Schriften zur Subjektivität und der Musikphilosophie in den letzten Jahren ein Buch zur „Philosophie der Revolution“; 2020 veröffentlichte er einen Aufsatzband „zur kritischen Theorie“.
Teilnahme ist aufgrund nur in begrenzter Zahl möglich, Anmeldungen für die Veranstaltung über die „
kritikundeigensinn@conne-island.de“