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sports, 1.2k

Olympia, New York oder Leipzig?


    „Wir haben das Knowhow für Großereignisse und werden die Welt nicht enttäuschen.“
    (New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani)

    „Wir hoffen auf wirtschafts- und beschäftigungspolitische Effekte für die Region. Unsere Strukturschwäche ist ja bekannt.“
    (Leipziger Rathaussprecherin Kerstin Kirmes)

Was die Leipziger Rathaussprecherin angesichts des Buhlen um Olympia 2012 der Weltöffentlichkeit vorheult, strotzt vor ostdeutschem Selbstbewusstsein, währenddessen der ehemalige Bürgermeister New Yorks – typisch amerikanisch – bescheiden die Möglichkeiten von „Big Apple“ konstatiert. Währenddessen also die Olympiabewerber der 17-Millionen-Metropole klären wollen, „dass New York City auch die Sporthauptstadt der Welt ist“ (Giuliani), weisen die Turnbeutelträger aus der Gemeinde Leipzig jetzt schon auf ihrer offiziellen Olympia-Homepage darauf hin, dass „nach den Spielen ... das (Olympia)-Stadion auf eine Kapazität von 20.000 Plätzen“ und „das neue Schwimmstadion“, welches „an historischer Stelle im Sportforum“ entsteht, „nach den Spielen ..., wie auch das Softballstadion, teilweise zurückgebaut“ werden. Der Bau-Boom wird in Leipzig also nicht nur bis Olympia andauern, sondern danach mit umgekehrten Vorzeichen weitergehen: „Bau auf, reiß nieder, hast du Arbeit immer wieder“, heißt die deutsche Arbeitsbeschaffungsformel, mit der zwar keine blühenden Landschaften wachsen müssen und schon gar keine funktionierende Wirtschaft entstehen kann, die Leute aber in ehrlich verschwitzten Arbeitsklamotten und damit bei Laune gehalten werden. Und mit der Aussicht auf knackiges Malochen auf dem Bau vor 2012 oder im Abriss nach 2012 lässt sich auch der letzte Zonen-Horst für „Olympia in Sachsen – eine Chance für Deutschland“ (Werbe-Motto) begeistern – motiviert von den Schmierfinken der „Leipziger Volkszeitung“, jenem provinzbraunen Wurstblatt.
Fröhlich und oberpeinlich plappert man dann auf der hier schon vielzitierten Leipziger Olympia-Homepage von der wunderschönen „Bergbau-Folgelandschaft“, die „ein harmonisches Nebeneinander verschiedener Landschaftselemente wie Seen, Wälder, Hügel und Offenland ... und ein großes Entwicklungspotenzial für Naherholung, Tourismus und Sportaktivitäten“ in sich birgt. Dass „Seen, Wälder, Hügel und Offenland(?)“ höchstens KdF’ler zum Tourismus und zu Sportaktivitäten anregen, nicht aber junge und dynamische zivilisierte Menschen, scheint in der Bezirksstadt Leipzig noch nicht eingesickert zu sein. Und weil die Deutschen nicht verstanden haben, dass es gerade zerstörte deutsche Brücken waren, die Zivilisation möglich machten, und stattdessen immer noch wegen den 1945 zerbombten Gebäuden, Autobahnen und Brücken trauern und damit um ihr vergegenständlichtes Volksbewusstsein, kommen sie auch auf selten bescheuerte Visionen; nämlich stinknormale Bauvorhaben: „Eine Brücke wird die Elster überspannen und den olympischen Gedanken der Völkerverständigung symbolisieren“ (offizielle Olympiaseite Leipzigs).
Nachdem es in der Leipziger Krisenverwaltung die Fußballvereine in die vierte Liga geschafft haben und das Leipziger Zentralstadion als Baustelle zum deutschnationalen Turnfest präsentiert wurde, heißt es nun, sich für Olympia zu blamieren. Aber:

Dabei sein ist alles,
Euer Sportfreund Hannes


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last modified: 28.3.2007