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Traumhaft: Console


Console, 31.0k

Um dieses Musikprojekt kurz zu bewerben, sei gesagt, dass Martin Gretschmann, der die Musik gebastelt hat (und hier mit anderen Musikern als "Band" spielt), in den letzten Jahren The Notwist elektronisch unter die Arme gegriffen hat, vor kurzem als musikalische Vorlage für ein Stück von Björk von ihr entdeckt und in letzter Zeit mit Remix-Versionen – auch für das große Musikbusiness (depeche mode, a-ha) – interessant wurde.

Musikalisch mag das Projekt ansprechen, weil es technisch und musikalisch auf der Höhe der Bedürfnisse ist, was kein Kompliment sein muss. Die Distanz zum Instrument, die die Kompositionen der analogen Ära so geprägt und Reflexion über Instrumentierung und Struktur gefördert hat, ist auch als Anspruch verloren gegangen. Der Computer, auf dem in monatelanger Symbiose Sounds generiert werden, lädt zur falschen Intimität ein: die einlullenden Soundcollagen produzieren Behagen, aus welchem nicht Zuhören, sondern ironischerweise Weghören resultiert: "Ich mag Musik, die nichts von mir will. Musik, die nicht stresst. Musik, die einfach so dahingeht, aber ohne belanglos zu sein. So eine CD, zu der man nebenbei abspült oder ein paar Emails schreibt und irgendwann ist die Platte dann fertig und man checkt es erst nach fünf Minuten, dass jetzt etwas anders ist als vorher. Und dann denkt man sich: 'Scheiße, was habe ich eigentlich vorhin gehört. Kann mich nicht mehr daran erinnern, aber irgendwie war’s cool.'" sagt Martin Gretschmann. Das ist konsequent in Zeiten der regredierten Subjekte, deren Sorge es ist, ihren Alltagsstress zu bewältigen und die musikalische Schutzwälle wie diesen brauchen. Der Genuss dieser Schutzwälle ist vielgerühmt und findet seinen Ausdruck auch in den massenhaft verkauften Entspannungs-CDs, die längst kein Spleen irgendwelcher Esoteriker mehr sind. Im Vergleich zu diesen, die nicht nur zur musikalischen Verblödung führen, ist die Musik – und das unterscheidet sie auch von dem Müll von Morcheeba, Air oder Enya – ungleich neurotischer und voller Geklapper. Das macht sie dann sympathischer. Der Versuch, Traumzustände zu produzieren, als "Musik, die einfach so dahingeht, aber ohne belanglos zu sein", wird, wenn man zuhört, zum ruhelosen Traum, der den alltäglichen Nerv verarbeiten will und nicht kann. Die ruhigen Stücke sind einen Tick zu schnell, sie müssen es, weil die Melodie zu dünn ist, um eigenständig zu bestehen. Die schnellen Stücke sind ausgezeichnet, um nebenbei viele Dinge zu erledigen und die Wohnung zu putzen – das ist übrigens gar nicht ironisch gemeint.

Console, 20.0k

Auf das Set, welches eben live gespielt wird, darf man gespannt sein – wahrscheinlich ist es tanzbar, bietet ein paar außergewöhnliche Geräusche und eine gute Kulisse, um sich zu betrinken.


Till


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last modified: 28.3.2007