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Deutsches Turn- und Sportfest |
Diese Rede fiel uns zu, als der Ehrenvorsitzende des Deutschen Turnbundes, Adolf Jahn, in einer Leipziger Straßenbahn von engagierten Zivilbürgern verprügelt wurde, wobei er diese Rede, die eine Eröffnungsrede des am 24. Mai beginnenden Sportfestes sein sollte, aus seiner Sporttasche verlor. Als Anschauungsmaterial soll diese Rede hier abgedruckt werden, damit unsere Leserschar nicht auf die Idee kommt, zu turnen.Liebe Teilnehmer des deutschen Turnfestes hier in Leipzig(1) Oh weh, wir sind mit unserer ganzen Sache der Leibesübung auf einer schiefen Bahn angelangt. So hat sie Jahn nicht gewollt! Aber zwischen ihm und uns liegt ein unerhörter deutscher Aufschwung auf dem Gebiete der Technik und Industrie, mit dem Drang zum Reichwerden und Genussleben und mit der Selbstsucht und der Veräußerlichung, welche das deutsche Volk vergiftet haben (...) Wofür kämpfte Jahn? Er wollte die deutschen Menschen vor der Entwicklung zu reiner Geistigkeit bewahren, er wollte den mittelalterlichen Menschen mit seiner Harmonie des Leibes und der Seele wiedererwecken. So ist das Rückwärts in Wahrheit oft ein Vorwärts. Die Turnerschaft muss es heute geben (...)(2) Es ist der Geist Jahns, dieses kerndeutschen Mannes, der in ähnlichen Zeiten des Niederbruchs, wie wir sie erleben mussten, die Jugend gesammelt hat, um sie zunächst einmal für deutsches germanisches Denken und Fühlen, für deutsches Volkstum zu begeistern und zu ertüchtigen.(3) Wie Turnvater Jahn (...) den Sinn für systematische körperliche Betätigung wieder geweckt und seine ganze Persönlichkeit dafür eingesetzt hat, weil er darin das beste Mittel erkannte, die in Knechtschaft dahingeschwundene Kraft des Volkes von neuem zu beleben, so liegt heute noch weit mehr die sittliche Idee des Betreibens von Leibesübungen in der Abwendung von Materialismus, der Erziehung von Einfachheit und Härte, in dem Bewusstsein, dass einem jeden mannhaft und vaterländisch empfindenden Deutschen die Aufgabe und Pflicht zufällt, sich frisch und gesund zu erhalten, sich stark und ausdauern und gewand, also mit einem Wort, wehrhaft zu machen. Es gilt, die körperliche und geistig-seelischen Vorraussetzungen für Deutschlands Wiederausstieg zu schaffen, es gilt, auf der Grundlage gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Ideale eine starke vaterländische Gemeinschaft zu fügen.(4) Man redet soviel vom Wiederaufbau. Wir brauchen dazu ein mannhaftes, straffes und klares Geschlecht, dass nicht nur zu tanzen und zu fiedeln versteht, sondern dabei ist wenn es heißt, tapfer zu sein. Da das Kampfziel, und insbesondere das Meisterschaftsspiel, den Einsatz der ganzen Kraft, Beharrlichkeit, Selbstbeherrschung und Ausdauer, Scharfsinn und Kaltblütigkeit erfordert und erzieht und soziale Untugenden wie Eigensinn, Selbstgefälligkeit und Unverträglichkeit unterdrückt, scheint es berufen, mit unter jenen Hochzielen zu arbeiten.(5) Das Turnen kann nur dann seine reichen Früchte entfalten, wenn es als Mittel betrachtet wird, dem Vaterland ganze, tüchtige Männer zu erziehen (...)(6) Wir verfolgen den Zweck ... unsere Jugend wehrhaft und wahrhaft zu machen, sie körperlich und seelisch zu kräftigen, sie zu Ordnung und Gehorsam zu erziehen, ihr Treue in der Pflichterfüllung und Gemeinsinn einzuflößen, damit sie den Dienst fürs Vaterland als höchsten Schmuck des deutschen Mannes erkenne(7) Ist es nicht besser, dass der junge Mann einige Abende in der Woche auf dem Turnplatz oder in der Turnhalle verbringt, dort seine Gesundheit stählt, sich an Ordnung und Disziplin gewöhnt, als das er sich mit Frauenzimmern umhertreibt oder ins Wirtshaus geht, Bier trinkt und Zigaretten raucht und am anderen Morgen schlapp und verkatert zur Arbeit erscheint?(8) Unsere Ziele sind, durch Ausbildung aller Kräfte des Geistes und des Körpers seine Mitglieder zu wirksamen Dienst am deutschen Gesamtvolk zu befähigen. Dem entsprechend ist die gesamte körperliche Betätigung (...) als Mittel zur Förderung und Pflege des deutschen Volkstums und des wehrhaften Sinne im deutschen Volke aufzufassen und durchzuführen. Entsprechend den angeführten Grundsätzen gilt: für den Zusammenschluss aller deutschen Stämme des geschlossenen Sprachgebietes zu einem deutschen Reiche (Anschluss Österreichs), Schutz der deutschen Minderheiten, Abwehr jedes deutschfeindlichen, also auch jüdischen Einflusses auf allen Gebieten, bekennen wir uns zur Forderung der Rassenreinheit. (...) Infolgedessen können nur Deutsch-Arier in irgendein Verbandsverhältnis zu seinen Körperschaften treten.(9) Es müssen unbedingt ein paar Regeln eingehalten werden, um den Vaterlandsgedanken blühen zu lassen: Den Angehörigen des Deutschen Turnerverbandes ist die Teilnahme an Wettbewerben und Schauvorführungen anderer Leibesübungen treibender Verbände nur dann gestattet, wenn daran ausschließlich Angehörige germanischer Volksstämme teilnehmen und dadurch deutsches Volkstum und deutsches Volksempfinden nicht beeinträchtigt wird.(10) Jeder Turner soll einmal Führer des deutschen Volkes werden, aber nie soll er vergessen, dass er ein Glied des Ganzen ist, dass er aus dem Volk kommt, zum Volke gehört, für das Volksganze einzutreten hat.(11) Dieses Jahr ist nun das Turnfest endlich wieder in Ostdeutschland, welches Jahrzehnte unter bolschewistischer Herrschaft leiden musste. Willkommen daheim. Ich möchte keine allzu großen Hoffnungen nach Jahrzehnten der Unterdrückung machen, aber: Was in Leipzig bleibt, könnte ein sich wandelndes Sportverständnis sein, das neben den im Osten noch besonders ausgeprägten Leistungs- und Wettkampfgedanken den Aspekt des sozial- und gesundheitsorientierten Freizeitsports stellt.(12) Sport frei, Euer Adolf Jahn Fußnoten: (1) Der Inhalt aller verwendeten Zitate wird von der Redaktion des Newsflyers aufs schärfste verurteilt. (2) Neuendorf, Ed., Zurück zu Jahn, es gibt kein besseres Vorwärts, in: Deutsche Turnzeitung Nr.6, 1926. (3) Billmann, O., Deutscher Volkssport Gedanken und Anregungen für die Praxis Berlin 1927. (4) Billmann, O., Medler, J., Leibesübungen, Berlin 1927. (5) Deutsche Turnzeitung, Nr.37, 1924. (6) Götz, Fr., Handbuch der deutschen Turnerschaft, Hof, 1896. (7) Selbstdarstellung des Bund Jungdeutschland 1911. (8) Deutsche Turnzeitung Nr.44, 1920. (9) Akademischer Turnbund, 1926. (10) Deutscher Turnbund, 1924. (11) Akademische Turnblätter, Januar 1926. (12) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Mai, 2002. |
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