Sie seien nichts, obschon das noch nicht einmal so
bedauernswert ist. Sie könnten aber auch nichts, und das mutet schon etwas
absonderlicher an. Die Rede ist hierbei nicht etwa von den einschlägigen
Rapper(n) der deutschen Szene sondern von niemand anderem als der
Exekutive. Mit den landläufigen Uniformen versehen, geben sie für
fast alle Subkulturen das ideale Feindbild ab. Daß dies bislang nicht auf
den Hip Hop an sich zurückzuführen war, lag eher an politischem
Desinteresse denn an exklusiven und einzigartigen Ansprüchen. Nun ist dies
schlagartig anders geworden, geschuldet einer Band, die Stellung
bezieh(t), auch wenns weht tut. Doch diese Schmerzen fügt sie
sich selber zu durch profane Inhalte um ihrer selbst willen.
Old nobody
Das Andere am Department soll deren politischer Background sein. Dieser äußert
sich wie folgt: Erstens käme man aus der Stadt, in der bereits 1971
eines der ersten Häuser in Deutschland besetzt
wurde. Nun, zugegebenermaßen hat man diese formidable Eigenheit mit
mehreren Millionen Menschen gemein, da es sich hier zweifelsfrei um Berlin
handelt. Sich darauf etwas einzubilden, fällt reichlich schwer, zumal es
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit andere Metropolen gibt,
in der bereits 1971 Häuser seit längerem besetzt worden
waren. Zweitens, und das ist das eigentliche Phänomen an nämlichen
Jungs, erfolgte die gesellschaftliche Sozialisation, was auch immer
das bedeuten mag, eines ihrer Mitglieder in eben jenem Haus. Ihren Aussagen
zufolge geschah dies 1971, erkennt man einem Besetzer die
Einsichtsfähigkeit seines Tuns ab einem Alter von mindestens 14 Jahren an,
erleben wir auf der Bühne einen Künstler, dessen Jahrgang auf 1957
datiert werden muß. Dies steht wohl kaum zu befürchten.
Andernfalls käme alternativ das Hinzuziehen in dieses ominöse Haus in
Frage. Und wie es mit dem gesellschaftskritischen Background der meisten
Hausbesetzer bestellt ist, bedarf keiner näheren Erörterung. Man
gewinnt nunmehr den Eindruck, daß hier auf Teufel-komm-raus ein Exempel
einer Hip Hop-Band mit politischem Hintergrund statuiert werden soll. Dabei
bringt ein Aufenthalt in der Hausbesetzerszene natürlich die dringend
notwendige Glaubwürdigkeit mit sich.
Ebenso geistreich muten die inhaltlichen Ergüsse in dem Lied
Bullenbeat an. Wiederum wird die Nähe der einschlägigen
Hip Hop-Formationen zu deren wesentlichsten Dingen im Leben allzu deutlich:
... ich bin nur bulle, weil ich gern schnell fahr mit blaulicht / weil
ich ohne uniform keine frau krich .... Erinnert sei hier nur an
Blumentopf, bei denen fest stand: ... es dreht sich alles nur um Autos
und Frauen ....
Anti-Polizei-Lieder mit den gängigen Klischees kennt man auch aus anderen
Genres zur Genüge, hier wird lediglich festgestellt, neue Erkenntnisse
werden dabei selbstredend nicht gewonnen. Jedenfalls kommt der Humor nicht zu
kurz: Ihr seid nichts ihr könnt nichts also tragt ihr
uniform / das problem ist nur euer intellekt entspricht nicht gerade der
uni-norm .... Das ist doch mal lustig, was neues, und damit weiß
bestimmt auch der hiesige, ob bekiffte oder nicht-bekiffte, Hip Hop-Gast etwas
anzufangen. Somit wird ein jeder langsam an das Hinterfragen hiesiger
gesellschaftlicher Verhältnisse herangeführt, ohne dabei jedoch
sogleich politisch aktiv werden zu müssen, geschweige denn überhaupt
zu können oder gar zu wollen. Soviel von einem normalen Hip
Hopper zu verlangen, wäre des Guten wohl zuviel.
Zwar sind Inhalte gefragter denn je, und hierbei gelingt es Department ein
gutes und wichtiges Beispiel zu setzen. Es scheint fast so, als ob ihnen das
hierfür dringend notwendige, weiterführende Potential fehlen
würde. Ob dies der Realität entspricht, bleibt abzuwarten. Ohnehin
wäre die Situation aber auch ohne den Aufenthalt in dem besetzten Haus die
gleiche gewesen. Daß mit den vielen ... Rapper(n) der deutschen
Szene ..., die ... sehr intelligente Thesen zu
gesellschaftspolitischen Thesen (vertreten), wenn man sich mit ihnen mal
abseits des ganzen Show-Zirkus unterhält ..., ist natürlich ein
Kreuz. Vor allem die Frage nach dem Warum sie die (die Thesen) dann nicht
in ihren Texten verarbeiten .... Vielleicht, weil deren Intellekt der
uni-norm nicht entspricht.
teekalt
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