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Nitrominds, 2.0k
D-Sailors, 19.7k

Punkrock aus Brasilien, das klingt für mich wie Salsa in Grönland, wobei die Vorliebe für subkulturelle Strömungen bekanntermaßen mit den jeweiligen klimatischen Gegebenheiten so gar nichts zu tun hatten. Die Lage für Subkulturen im europäischen Sinne dürfte in Lateinamerika wesentlich schwieriger sein, als man sich das gemeinhin so vorstellen kann. Existieren dort doch noch überkommene konservative Wertvorstellungen – vom vielbeschworenen Machismo gar nicht zu reden – so daß der Anpassungsdruck auf sich rebellisch gebende junge Männer um ein vielfaches höher sein dürfte, als das in der sogenannten 1. Welt üblich ist. Andererseits lässt sich aufgrund dieses Drucks noch mit relativ einfachen Mitteln eine provokative Wirkung erzielen. Die Einkommens- und Lebensverhältnisse in Brasilien bewirken da ein übriges, so daß ich der berechtigten Vermutung bin, daß wir es bei den Nitrominds mit einer lateinamerikanischen Variante der vielgeschmähten „Middle Class Fantasies“ zu tun haben. Welches Favela-Kid hat schon die Zeit und die Muße, sich im Bemühen das Lebensnotwendige zu beschaffen, gegen seine Eltern – so es welche gibt – zu rebellieren und sich die Haare bunt zu färben? Die Probleme, sich eine Obdach zu beschaffen und der besonderen Form der sozialen Kontrolle, diversen Todesschwadronen und der Polizei zu entwischen, seien hier gar nicht weiter bedacht. Zivilisatorische Errungenschaften, die es Leuten erlauben, biertrinkend Gitarrenlärm zu erzeugen, gibt es dort nicht. Soweit ein kurzer europäischer Exkurs über die vermutete Unmöglichkeit, ein Punk in Brasilien sein zu können.
Die zweite Band des Abends werden die D-Sailors sein, die sich ihre Meriten schon durch eine Supporttour mit den so überaus beliebten Bambix verdient haben. Middle Class Fantasies für alle Freunde der gepflegten 3 Akkorde Musik.
Kay

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last modified: 28.3.2007