home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[76][<<][>>]



Plakat, 35.4k

Wandelmond

Es gibt viele Treffen der „schwarzen“ Szene – zunehmend kommerziell von der Betreiberseite, zunehmend oberflächlich von der Besucherseite – zunehmend belächelt und durch eben diese Dinge von der Öffentlichkeit als nicht ernstzunehmende und sich ihre Milchzähnchen abstoßende Bewegung betrachtet, die sich später doch in dieser ach so demokratischen, humanistischen und toleranten Wohlstandsgesellschaft um so besser etablieren wird. Veranstalter, die früher dem Geld entsagt haben und doch auf den Geschmack gekommen sind, die sich ihren Idealen soweit entfernt haben, dass sie problemlos Geschäfte damit machen und sich als Gurus feiern lassen können, sind heute leider an der Tagesordnung. Ganz zu schweigen von der „Musik“ (man betrachte nur diesen „vergeistigten“, den Namen eines großen Komponisten missbrauchenden Jecken aus Karlsruhe) und der Kleidung – von obskuren Einheits-Fashion-Katalogen angeboten – welche damit einhergehen und durch erhebliche Medienpräsentation als das NON plus ULTRA und unverzichtbares (meist sogar einziges) Stilmittel für eine Identifikation mit der Szene angepriesen werden – von der sie ansonsten nichts verstehen. Mit einer Jeans ist man heute schon minderwertig: „Guck mal! Schon wieder so’n Normalo!“
Heilig wollt Ihr sein – aber mit Scheckbuch!
Leider war es Brunner, der mit den Worten der Verletzlichkeit hinter schrillen Outfits, der schuldbewussten Andersartigkeit hinter provozierendem Auftreten und der verbitterten Herzen hinter einer anderen Art von Kultur einen Teil der doch so vielfältigen Szene treffend erklärt hatte.
Aber wie so oft stimmen die Worte nicht mit den Taten überein und bedrucktes Papier (auch das hier) ist geduldig. Dieser mehr und mehr in großem Stil organisierte Rummel büßte durch die abnehmende Qualität sowohl in kultureller, musikalischer und nicht zuletzt örtlicher Hinsicht immer mehr an Attraktivität für das anspruchsvolle Publikum ein. Diese Art von Veranstaltungen für geistig Minderbemittelte mit dem Schein der Individualität (welche allein schon durch das Umfeld AGRA für einen empfindenden Menschen eine Beleidigung darstellt) gleicht immer mehr einer Massenabfertigung, in der sich das einzelne Individuum, selbst wenn es den Willen hat, nicht entfalten kann. Überall sind diese Spinner, die mit dem Strom schwimmen und alles, was nicht ist, wie sie es sich in ihrem vernagelten Kleinhirn vorstellen, entweder lächerlich machen (um sich selbst zu erheben) oder mit Verachtung strafen. Sie sind ein typisches Abbild der heutigen Gesellschaft – stell dich an, nimm, was man dir vorsetzt, bezahle den Preis, halt deine Klappe, sei zufrieden und verschwinde.
Diese Art von Veranstaltung kann und soll nicht das Ziel sein, das wir uns gesteckt haben. Wir wollen es uns angelegen sein lassen, den Werten, welche diese unsere Szene eigentlich ausmachen, wieder Geltung zu verschaffen und Hoffnung auf eine weitere Existenz zu geben. Wir stehen erst am Anfang und sind keine mit Erfahrung in solchen Sachen geschlagenen Leute – unser Beweggrund ist der Frust, der sich von Jahr zu Jahr zu Pfingsten immer mehr vergrößerte. Nicht daß wir dem WGT Konkurrenz machen wollen (jedem wie er es mag!), aber es scheint uns doch wichtig zu zeigen, dass es auch anders gehen kann.
Wandelmond setzt sich aus 2 Veranstaltungen zusammen: der „TINKERBELLS NIGHT“ am Samstag im Projekt Gießerstrasse 16 und dem Konzertabend an Sonntag im Conne Island.
Zur TINKERBELLS NIGHT werden allerdings auch 2 Bands auftreten: BURNING GATES aus Italien mit schwer gitarrenlastigem Goth-Rock sowie LA LOCUST EROTIQUE aus Hamburg, welche mit trashigem Goth-Punk aufwarten. Anschließend werden Franz und Rebecca den werten Anwesenden die mehr oder weniger anspruchsvollen Ohren mit Batcave, Goth-Rock, 80ern und Romantic bearbeiten. Auch ausgefallene Wünsche können abgegeben werden und, solange sie nicht dem obengenannten Stil huldigen, kommen sie auch zur Ausführung. Das Ende dieser Party wird mit Sicherheit nicht vor dem Morgengrauen sein.
Am Sonntag dann wird MURDER AT THE REGISTRY den Anfang machen. In eingeweihten Kreisen gilt diese Band als d e r Live-Act des Goth-Rock in Deutschland überhaupt, welche als Vorband schon einigen Hauptacts die Show gestohlen hat.
„G O T H ‘ N   P U N K   &   V I B R A N T   M A D N E S S ! " – schließlich haben Goth und Punk die gleichen Wurzeln.
HALL OF SOULS bieten anschließend eine Symbiose aus Rock, Pop und Wave, die Breakbeats neben Acousticsets stellt und durch die unterschiedlichen Charaktere der Songs in der Lage ist, den Zuhörer in verschiedenster Weise zu begeistern. Mit herkömmlichen Goth-Rock hat ENDLESS seit seiner letzten CD nicht mehr so viel zu schaffen. Dieser spielt jetzt nur noch eine Hintergrundrolle, so dass elektronische Spielereien und heftige Gitarren in den Vordergrund gerückt sind, wobei allerdings keineswegs der Eindruck entsteht, dass sie sich der momentanen Mode angepasst hätten. Als letzte Band des Abends werden FADING COLOURS die Bühnenbretter des Conne Island betreten. Diese aus Polen stammende Band ist in ihrer Heimat eine der Größen des Darkwave und in Deutschland längst keine unbekannte mehr. Insbesondere durch die ätherische, emotionelle Stimme der Sängerin DeCoy bekommen die Songs einen eigenen unvergleichbaren Sound, der sowohl in ihrem früheren härteren als auch in ihrem neueren elektronischen Stil keineswegs an Ausdruck verloren hat. Nach den Bands ist noch lange kein Aufbruch angesagt, denn Knüpfi wird mit Klassikern des Goth und Wave das geneigte Publikum in Stimmung und bei Tanzlaune halten. Wann Schluß ist? Gute Frage – das hängt allein von der Vergnügungswut des harten Kerns ab. An den Nachmittagen wird im Mühlholz ein kleiner Kreativmarkt mit verschiedenen Workshops, mit Lesungen und anderen kleinen kulturellen Angeboten stattfinden. Ebenso wird eine chill-out-zone zum quatschen, essen, trinken und sich bei angenehmer Musik entspannen eingerichtet. Was mit dem geplanten Osterfeuer wird, hängt allerdings vom Wetter ab (beim Forstamt bedanken).
Bleibt nur noch zu wünschen, dass Ostern nicht vom Papst gecancelt wird.

http://www.wandelmond.de

home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[76][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007