Ein Versuch, sich der aktuell stattfindenden Diskussion
im Hardcore auf andere Weise zu nähern der Weg von der
Einstellung über die Beeinflußbarkeit zum
Anspruchsniveau
Von den unbewußten Antrieben zur Tätigkeit
wurden vor allem die Einstellungen untersucht. Unter der Einstellung
verstehen wir die Bereitschaft, ein Bedürfnis auf eine bestimmte Weise zu
befriedigen. Die Einstellung ist eine für die Persönlichkeit
selbst mehr oder weniger unbewußte Bereitschaft zu einer bestimmten
Tätigkeit, durch die ein Bedürfnis befriedigt wird.
Einstellungen gegenüber Fakten des gesellschaftlichen Lebens können
positiv oder negativ sein. Eine positive Einstellung liegt vor,
wenn beispielsweise ein Kranker willig und genau alle Hinweise seines Arztes
befolgt; diese Einstellung ergibt sich aus einem positiven Verhältnis des
Patienten zur Medizin im allgemeinen und zum behandelnden Arzt im besonderen.
Die negativen Einstellungen werden zu Vorurteilen. So begünstigte
beispielsweise die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung in
den USA das Entstehen zahlreicher Vorurteile etwa über psychische
Eigenschaften der Afroamerikaner, über ihre geistigen Fähigkeiten
oder über ihre angebliche sexuelle Aggressivität. Solche
Vorurteile bestimmen das Denken und Verhalten eines Rassisten, dem es in der
Regel nicht einmal bewußt wird, daß er einem Vorurteil erlegen ist;
vielmehr betrachtet er seine Einstellung und sein Verhalten als Ergebnis einer
objektiven, selbständigen Beurteilung irgendwelcher Fakten,
die ihm bekannt geworden sind. Manchmal steht eine solche unbewußte
Einstellung (Voreingenommenheit) in einem deutlichen Widerspruch zu einer
unumstößlichen Tatsache (z.B. rettet ein Afroamerikaner unter
Einsatz seines Lebens das Kind eben dieses Rassisten). Selbst das würde
den Rassisten noch nicht veranlassen, seine Einstellung zu revidieren, weil sie
durch das gesamte System einer gegen die Afroamerikaner gerichteten Propaganda
gefördert wird (der Retter seines Kindes ist dann eben eine
rühmliche Ausnahme).
Die Einstellungen können mehr oder weniger unbewußt sein.
Eine unbewußte Einstellung tritt in manchen Fällen auch als
Überzeugung auf, das heißt als durchaus bewußtes
Tätigkeitsmotiv. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Mensch
seinen Standpunkt formulieren muß. Eine besondere Erscheinungsform des
Verhaltens der Persönlichkeit, die aufgrund solcher Einstellungen
entsteht, wie wir sie zum Teil bereits beschrieben haben, ist die
Beeinflußbarkeit durch die Gruppe (eine unbewußte Einstellung; sie
wird geprägt durch die Meinung einer Gruppe, der der Mensch
angehört). Der Grad dieser Beeinflußbarkeit durch die Gruppe
läßt sich experimentell ermitteln. Ein entsprechendes Experiment
wurde folgendermaßen durchgeführt: Die Probanden wurden ein Zeitlang
darin trainiert, die Dauer einer Minute zu bestimmen, ohne dabei eine Uhr zu
benutzen, indem sie, jeder für sich, die Sekunden zählten. Bald
konnten sie die Dauer einer Minute ziemlich genau, mit einer Abweichung von nur
+/- 5 sec., bestimmen. Danach mußten sich die Probanden in spezielle
Versuchskabinen setzen und sollten nun wieder die Dauer einer Minute bestimmen.
War ihrer Meinung nach eine Minute vergangen, sollten sie einen Knopf
drücken und so dem Versuchsleiter sowie den anderen Probanden ihre
Entscheidung signalisieren. (Sie wußten, daß dann auf dem Pult des
Versuchsleiters und in den anderen Kabinen ein Lämpchen aufleuchtete.) Der
Versuchsleiter hatte während des Versuchs die Möglichkeit,
vorsätzlich falsche Signale in die Kabinen einzugeben, die scheinbar von
einem oder mehreren Probanden ausgingen (z.B. wurde ein solches Signal bereits
nach 35 Sekunden an alle Kabinen übermittelt). So konnte festgestellt
werden, welcher Proband daraufhin vorzeitig auf den Knopf drückte, sich
also von diesem Signal beeinflussen ließ, und auf welchen Probanden
dieses verfrüht gegebene Signal keinen Einfluß hatte (Methode der
vorgetäuschten Gruppe). Die Dauer einer Minute wurde also in
den vorbereiteten Versuchen anders geschätzt als in den Versuchen mit
vorsätzlich falschen Signalen. Dieser Unterschied in der Schätzung
ließ auf den Grad der Beeinflußbarkeit eines Probanden
schließen.
Den Grad der Beeinflußbarkeit jedes einzelnen Probanden in bezug auf
einen relativ indifferenten (bedeutungslosen) Stoff (Zeitbestimmungsversuch)
verglich man mit dem Grad der Beeinflußbarkeit beim Wirken bedeutsamer
Reize. In einer Untersuchung wurde festgestellt, welchen Einfluß das
Urteil des Kollektivs auf die Selbsteinschätzung eines Menschen
ausübt. Die Ergebnisse des ersten und des zweiten Experiments zeigten,
daß beim Zeitbestimmungsversuch leicht beeinflußbare Personen auch
in der Selbsteinschätzung ihrer Persönlichkeitseigenschaften leicht
beeinflußbar waren.
Inspiriert durch obige Versuche wollen wir uns nun einem Spezifischeren
widmen:
Im Rahmen des Madball Konzerts hoffen wir, folgende interessante Feststellung
machen zu können; Gesetzt dem Fall, daß einzelne Gäste des
Konzertes (Probanden) es sich nicht nehmen lassen wollen, ihre Einstellung
den anderen Probanden in nichtakzeptierbarer Form darzustellen
und somit versuchen, die Gruppe negativ zu beeinflussen,
werden wir nicht auf den Knopf Das finden wir jetzt alle aber ganz
schön schlimm, wehren uns trotzdem nicht dagegen und lassen
uns auch in Zukunft alles gefallen, drücken. Wir werden unser
Experiment folgendermaßen fortsetzen; durch das Nichtvorhandensein
abgschlossener Kabinen für einzelne Probanden werden wir den Knopf
Beim Hardcore üben alle ein tolerantes und solidarisches Miteinander
(welches kritisch reflektiert wird), machen ihr Kickbox-Training nicht im
mosh-pit, treten diskriminierenden Äußerungen anderer Probanden
offensiv gegenüber und versuchen auch einmal über den
Subkulturen-Tellerrand hinauszuschauen betätigen, welcher an den
ganzen Saal gekoppelt ist. So hoffen wir feststellen zu können, das sich
die Probanden nicht wie beim 27 Years of Hardcore, welches
am 30.09.2000 im Conne Island stattfand als Idioten, die mit
unserem Anspruch an Hardcore augenscheinlich nichts gemein haben, entlarven.
Bleibt uns noch mit auf den Weg zu geben: Das Anspruchsniveau der
Persönlichkeit ist danach zu bestimmen, welche Ziele sie sich stellt
schwer oder leicht erreichbare.
Mausi
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