home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[72][<<][>>]

das Erste, 1.3k Who the fuck is
the new Germany?

„Deutschland ist der gute Botschafter Israels in Europa.“ (Bild, 17.02.2000)
„Ivan Nagel, der diesjährige Träger des Moses-Mendelssohn-Preises zur Förderung der Toleranz, hat den Deutschen vorgehalten, sie hätten im üppigen Wohlstand der Nachkriegszeit keine ‘Generosität für das Andere’, das Fremde entwickelt. Die Amerikaner seien da ganz anders: offener und großzügiger im Umgang mit anderen Kulturen. Der Zusammenhalt der Amerikaner als Nation beruhe eben nicht auf dem Pragmatismus reiner Wohlstandsmehrung, sondern auf den tragenden Ideen ihrer Geschichte. (...)
Offen für das Fremde ist, wer sich des Eigenen sicher ist. Die Deutschen haben nichts mehr, was ihnen ‘heilig’ ist. Sie sind nicht selbstbewußt. Sie dürfen es nicht sein. Die medialen Schulmeister hämmern es ihnen ein: Deutsche Bestimmung sei es, sich bis ans Ende aller Tage dafür zu schämen, jenem Volk anzugehören, das den schrecklichsten Völkermord der Geschichte auf dem Gewissen hat. Stolz darf ein Deutscher allenfalls darauf sein, daß er sich dieser Verantwortung bewußt ist. (...)
Welcher deutsche Klassiker ist noch nicht vom Sockel geholt worden, um der ‘unkritischen’ Verehrung entzogen zu werden? Worauf soll man noch aufbauen, wenn sogar das Wort ‘deutsche Tugenden’ mit einem negativen Vorzeichen versehen ist? (...)
Um sich wie ein Deutscher zu fühlen, müßte ein Ausländer seinen Nationalstolz gegen einen Nationalkomplex eintauschen; seinen Atatürk, seinen Pilsudski oder Garibaldi hergeben für Nationalhelden mit Verfallsdatum wie Boris Becker oder Michael Schumacher. (...)
Wer sich der Frage nach der Leitkultur verweigert, wird auch die Lösung für die andere, die Ausländerfrage, nicht finden.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung – FAZ vom 25.10.2000)
Statt einer Antwort soll die Lösung her. Das ist es, was die Deutschen derzeit an- und umtreibt. Wie eine Hammelherde tappelt das deutsche Fußvolk den Leitkultur-Tieren hinterher. Und es stellt sich nicht zu hunderttausenden gegen die Entfacher der ganzen Kampagne zur endgültigen Transformation deutscher Corporate Identity, sondern maximal ergänzend an ihre Seite.
„Was uns im Namen der Zukunft geboten wird, ist in Wahrheit kaum mehr als Vergangenheitsbewältigung.“ (FAZ, 9.11.2000)
„Wenn man einmal von einer Ära Schröder sprechen wird und den politischen Gezeitenwechsel beschreiben will, den sie bedeutete, dann wird man auf dem Gebiet der Geschichtspolitik vielleicht die deutlichsten Spuren finden. Kohl hing der deutsche Geschichtsboden schwer an den Füßen, und schnaufend kämpfte er sich seinem ‘Die deutsche Einheit und die europäische Einheit sind zwei Seiten ein und derselben Medaille’ entgegen. Bei Schröder ist das abgehakt. Im Verbund der europäischen Linken arbeitet er an der Europäisierung des Holocaust. Das entlastet die Deutschen (...).“ (FAZ, 11.02.2000)
„Und sie marschieren (...) an der Spitze der europäischen Integration, weil ihnen die europäische Idee eine neue, unbelastete Identität bot.“ (FAZ, 03.04.2000)
„Ein Staat wie Deutschland ist, wie Außenminister Fischer sagt, wegen seiner Größe und Lage ein ‘objektiver Machtfaktor, ob er es will oder nicht’. Wie alles menschliche Handeln wird auch das staatliche von Interessen geleitet. (...)
Auch wenn Schröder und Fischer noch nicht alle Feinheiten der Interessenvertretung eines großen Landes beherrschen, folgt die deutsche Außenpolitik doch weiter den Leitlinien, die von einer traumatischen historischen Erfahrung, aber auch vom Selbstverständnis einer modernen erfolgreichen und sich ihrer internationalen Verantwortung bewußten Demokratie geprägt sind. (...)
Vor zehn Jahren, als in Berlin die Mauer fiel, war die Bereitschaft der Deutschen und ihrer Nachbarn groß, an Wunder zu glauben. Selbst damals hätte jedoch als wilde Fantasterei gegolten, was seither die kaum noch bestaunte deutsche Wirklichkeit geworden ist: daß ein sozialdemokratischer Kanzler und sein grüner, einst pazifistischer Außenminister deutsche Soldaten in einen europäischen Krieg schicken, Deutschland eine Großmacht nennen und von legitimen nationalen Interessen sprechen. (...)
Wenn das Wort ‘Berliner Republik’ für grundlegende Änderungen stehen soll, dann am ehesten für solche im gesellschaftlichen und staatspolitischen Verhältnis zur militärischen Gewalt.“ (FAZ, 03.04.2000)
Erst jüngst wurde Tacheles geredet, bei der Kommandeurstagung der Bundeswehr in Leipzig mitte November, von der kein (linkes) Schwein etwas im Vorfeld mitbekam, so bleibt zu hoffen – wenn nämlich doch Linke davon Wind bekommen haben sollten, dann wäre einmal mehr bezeichnend für die absolute linke Handlungs- und teilweise Begriffsunfähigkeit, daß nichts gegen diese Tagung unternommen wurde.
„(...) Die Bundeswehr wird kleiner, aber dafür moderner und leistungsfähiger. Die unlängst vollzogene Trennung in Krisenreaktions- und Hauptverteidigungskräfte wird wieder zu den Akten gelegt. Dafür verdreifachen sich künftig die Einsatzkräfte. Das ist sinnvoll und entspricht dem grundlgenden Wandel der sicherheitpolitischen Lage, nach dem die Truppe weniger mit der Landesverteidigung als mit Krisenmanagement beschäftigt sein wird.“ (Leipziger Volkszeitung, 15.11.2000)
„Die Veränderung der Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee in ein ‘hochwirksames Instrument der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik’ hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Kujat, als Ziel der von der Bundesregierung beschlossenen Reform der Bundeswehr bezeichnet. (...)
Deutschland müsse, wenn es in Europa und darüberhinaus die Rolle spielen wolle, die seiner Lage, seinen Interessen und seinem Gewicht als Staat eines 80-Millionen-Volkes in der Mitte Europas entspreche, Streitkräfte unterhalten, die von ‘Größe, Umfang, Ausrüstung und Fähigkeit entsprechend ausgestaltet’ seien.“ (FAZ, 14.11.2000)
„Politisches Augenmaß, vorsichtige Politik mit dem Säbel, das gehört nicht unbedingt zu unseren militärischen Traditionen. Schön, daß sich die Zeiten auch in Uniform geändert haben.“ (Bild, 10.10.2000)
„Ohne Kenntnis der Vergangenheit gibt es keinen Weg in die Zukunft.“ (Eintrag von mitte Oktober 2000 des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder in das Erinnerungsbuch von Yad Vashem)
„Grobe handwerkliche Mängel rügt eine Historiker-Kommission an der umstrittenen ‘Wehrmachtsausstellung’. Nach grundlegender Überarbeitung soll sie wieder auf Wanderschaft gehen. (...)
Jan Philipp Reemtsma versucht derzeit alles, um den Nimbus seines Instituts zu retten. Seit dem Frühsommer läßt er junge Historiker eine revidierte Ausstellung erarbeiten, die nicht einmal mehr den Titel der alten tragen soll. (...)
Reemtsma hat seine veränderten Vorstellungen im Sommer skizziert. Vom ursprünglichen didaktischen Ansatz, den Deutschen die Legende von der ‘sauberen Wehrmacht’ auszutreiben, rückt er ab. Stattdessen interessiert ihn, ‘unter welchen Bedingungen Menschen ihresgleichen umbringen’“. (Der Spiegel, 13.11.2000)
„Die künftige Ausstellung wird die historischen Rahmenbedingungen durch mehr Dokumente als bisher und durch ausführlichere Erläuterungen darstellen müssen. Vor allem aber heißt es, Abschied zu nehmen von der These der 18 Millionen deutschen Täter – so viele Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere waren insgesamt zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Fronten eingesetzt. (...) Es gab weder eine ‘saubere’ noch eine ‘verbrecherische’ Wehrmacht.“ (FAZ, 16.11.2000)
„(...) Urwüchsig, ganz ohne Plan und Vorsatz, bildet sich in Deutschland allmählich ein Bewußtsein vom wesentlichen Gehalt der Nation und den Möglichkeiten und Grenzen seiner Politik heraus. Gemeinsame Anschauungen entstehen bei Auseinandersetzungen um heikle Fragen, zum Beispiel nach dem Umgang mit Neonazis. Was in Deutschland geht und was nicht, was ein anständiger Deutscher tut und was nicht, ist Kern der Debatte über die gewalttätige Rechte.“ (Der Spiegel, 02.10.2000)
„Die Behauptung, dieses Land brauche Einwanderer, um überleben und seine Fortschrittlichkeit beweisen zu können, breitete sich mit solcher Geschwindigkeit in allen politischen Lagern aus, daß man kaum noch der Erinnerung an die Zeiten trauen mag, in denen eine regierende Volkspartei die gegenteilige Position vertreten hatte.“ (FAZ, 14.11.2000)
„Offene Grenzen für alle Menschen in Not“ (Petra Pau, stellvertretende Partei- und Bundestagsfraktionsvorsitzende der PDS aus ihrem Eckpunktepapier zur Einwanderungspolitik von mitte November)
„Das ist deutsche Konsenskultur.“ (FAZ ebenda)
Ralf


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[72][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007