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das Erste, 1.3k Richtig liegt, wer feststellt, das alle Kampagnen gegen Nazis derzeit in erster Linie von oben denn von unten initiiert wurden und werden. Daß das Interesse an einem von außen ansehnlichen, von Nazis gereinigten sauberen Deutschland bei der Bevölkerung zu erlahmen scheint, störte zuallererst den ideellen Gesamtkapitalisten namens Staat. Und der kurbelte und kurbelte seine Staatsdiener, die ehren- wie hauptamtlichen, an und an, weil der Standortfaktor Neonazis in der Berliner Republik inzwischen faktisch null ist. Die Nazis haben – vermutlich auf längere Sicht, endgültig ihre Schuldigkeit getan. Abschieben, wie das vergleichsweise ähnlich unliebsame Asylantenpack, kann man sie jedoch nicht, auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, daß ein Hinterbänkler im Bundestag oder ein ehrenwerter intellektueller Dämlack dieser Republik auch noch auf die Idee kommt, die Nazis außer Landes zu treiben, damit sie irgendwo sonst auf der Welt politisches Asyl beantragten.
Man macht sich an die Nazis ran, weil sie nur noch als Objekte, als Projektionsfläche, zweckdienlich sind; nicht aber als Subjekte wie noch anfang der 90er bei der Abschaffung des Asylrechts.
Kurz nach der Wiedervereinigung war alles noch anders, da brauchte der Staat die Nazis genauso wie er das Asylrecht eben nicht mehr brauchte. Und die deutschen gutmenschelnden Bürger benötigten die Braunen, um sich selbst mit Lichterketten heim ins Reich der westlichen Wertegemeinschaft zu leuchten. Der Schein der Lichterketten sollte die Welt nicht trügen: es wird kein 4. Reich geben, ja wir sind geläutert, lautete die Botschaft an die Völker der EG, USA und der ehemaligen Sowjetunion.
Es hat sich was geändert in Deutschland. Waren Nazis jahrzehntelang immer die anderen, haben sie urplötzlich Namen, Adresse und – man staune – gar Gesichter.
Das neue deutsche Selbstbewußtsein steht dafür, daß Nazis im postfordistischen Zeitalter kein Exportschlager mehr sind, sondern an deren Stelle jetzt Menschenrechtler in Uniformen der Bundeswehr und deren Zivilangestellten wie Politiker und NGOs.
Die hochgejubelte selbstbewußte deutsche Nation namens Berliner Republik will in Zukunft nicht mehr kleckern, sondern klotzen. Da nerven die trüben Nazitassen, die ja eh nicht mehr alle Latten am Zaun haben, nur ab. Die höchstoffizielle deutsche Anti-Nazi-Kampagne verlangt allenthalben das Bekenntnis zur neuen imperialistischen Großmacht, die sich Zivilgellschaft nennen soll, und nach der sich auch ehemalige linksradikale Projekte wie das Antifaschistische Infoblatt (AIB) oder das neuere Betteln und Hausieren gehende Aktiönchen namens Noteingang sehnen. Diese angestrebte Zivilgesellschaft ist der Preis für Akzeptanz im Weltmaßstab, die sich z.B. in einem Sitz im UN-Sicherheitsrat ausdrückt. Nazis, als die letzen Mohikaner einer Zeit, die vermutlich mal Nationalsozialismus genannt wurde, haben darin definitiv keinen Platz.
Der vielbeschriebene rechte Konsens, der ja von Antifagruppen an allen möglichen und unmöglichen Orten kolportiert wurde, ist erstens vielmehr einer ohne Nazis und zweitens staatsbürgerlicher im weltmachtpolitischen Sinne als gedacht. Wer genau hinguckt, kann im Kampf gegen Ralf, 4.0k die Nazis tatsächlich den starken westlich geprägten Demokratiestaat erkennen, in dem Gerhard Schröder zum Nazijäger nach dem Schema von Mc Carthy mutiert. Was Mc Carthy im Zeitalter der Kommunistenhatz im petto hatte, hat Schröder ebenso. Das ganze Arsenal: Berufsverbote, schwarze Listen, Kontenkündigung, das Verbot des Tragens von Stiefeln, Demoverbote, Parteien- und Organisationsverbote, Mietkündigungen und und und. Wie Mc Carthy fühlt sich Schröder als Sieger der Geschichte: auch die Deutschen haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen – wenn auch erst 1989. Entsprechend selbstbewußt wird zur Tat geschritten.
Den übriggebliebenen wenigen linken Antifa-Gruppen fällt nun völlig verdientermaßen kräftig auf die Füsse, daß sie sich aus Gründen ständig zugenommener Schwäche jahrelang in ihrer Praxis, aber selbst noch in der Analyse – so es sie denn im theoretisch-schwachbrüstigen Antifa-Milieu überhaupt gab –, nur über die Nazis definiert haben: Gegen-Aktion da und Gegen-Aktion hier. Es sollten schleunigst die Alarmglocken läuten, wenn beispielsweise die taz für die autonome Antifa den Friedensnobelpreis fordert.
Tatsächlich droht überall die Vereinnahmung von Antifa als Vorbotin ihres endgültigen Unterganges. Sich dem nicht bewußt zu werden, bedeutet das unzweifelhafte sang- und klanglose Eingehen eines Milieus, von dem einige mal behaupteten, es wäre mal eine linksradikale Antifa-Bewegung gewesen.
Ralf

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last modified: 28.3.2007