Alle wissen, sie werden beschissen, doch keiner weiß, warum.
(traditioneller Klospruch)
Die Letzten bissen zwar nicht die Kampfhunde, so doch aber packte die
Journaillen-Bagage das Tölenfieber. Und es ward eine neue Randgruppe
geboren die Hundebesitzer, erniedrigt, ausgegrenzt, mißachtet und
mit Rassegesetzen überzogen. Nicht nach dem Tier im Menschen stand dem
Paparazzi der trachtende Sinn, sondern nach dem Kampf im Hund.
Was war passiert? Haben die Illuminati der Hundewelt der Verschwörung
Taten folgen lassen? Gibt es doch einen König der Tiere, der seinen
Untertanen der Spezie ehemals Wolf den Befehl zum Los-Beissen gab? Hat der Axel
Springer-Verlag die Rechte an der Vermarktung der Töle erworben? Sind wir
tatsächlich im wortspielerisch dümmsten aller dummen
metaphorischen Sinne auf-den-Hund-ge-komm-en b.z.w. auf ihn
draufgelatscht, so daß der nur aus Angst zubiß?
Wer sagt, er wüßte es nicht, lügt! Alle wissen es. Nur meinen
alle, es müßte so sein. Denn wie sollten die Massenmedien auch die
bemitleidenswerte Durststrecke im Sommer überleben, wo doch auch bei ihnen
wie beim kleinen Mann von nebenan ohne Moos gar nichts zu haben ist?
Die Inszenierung der Hysterie aus dem Nichts ist die Form postmoderner
(Medien-)Demokratie ohne Klassenkampf und Kommunisten. Nicht die
Aufklärung darüber tut Not, sondern das Versagen, die Botschaft zu
transportieren. Man wird schon lange nicht mehr von der kollektiven Hysterie
erfasst man läßt sich erfassen.
Das gemeinschaftliche Verständnis für den Hundebesitzer als
menschliche Kreatur mit gestörtem Sozialverhalten, das auf den Hund
gleichzeitig projiziert und durch ihn kompensiert werden soll einen
anderen Grund für Hundebesitz gibt es nicht ist geprägt von
der Ignoranz gegenüber dem Sachzwang Gesellschaft, der das aus den
Menschen macht, was sie denken zu sein, allerdings mit einer guten Portion
Wissen davon, wer sie zum Mitmachen zwingt. Der ökonomisch konnotierte
Sachzwang ersetzt im Kapitalismus die Ohnmacht gegenüber den
Verhältnissen, die zu überwinden man sich erst nicht vorstellen kann
und mit zunehmenden Alter nicht mehr vorstellen will.
Die Eigendynamisierung einer Gleichschaltung von Bedürfnissen ist die
Stärke des kapitalistischen Warensystems. Gäbe es die Ware aber
nicht, zu der man alles und jeden macht, hätte diese Gleichschaltung
schneller als gedacht das jähe Ende dieses Gesellschaftsmodells zur Folge.
Und so ist es auch kein Problem, genau an der Stelle, wo eben noch der Pittbull
das Kleinkind in Stücke riß, wenige Augenblicke später den
Neonazi ausfindig zu machen, der nach dem Kanaken schnappt und im besonders
glücklichem Fall gar noch der Besitzer der Töle ist.
Ob nun die Änderung von Rassegesetzen für Hunde- oder für
Nazihaltung, es ist der Populismus der sinnlosen Tat, der den demokratischen
Politikern von heute noch das letzte Stück Selbstachtung unterm Arsch
wegbombt. Die sich offenbarende Unfähigkeit der Problemverwaltung
beschwört allerdings nicht den Kommunismus, sondern die Barbarei herauf.
Da sollte sich niemand etwas vormachen. Denn Kommunismus wird erst dann
möglich sein, wenn die Bedürfnisse nach Hundebesitz, Nazis und
Mediendemokratie keine mehr sind.
Ralf
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