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das Erste, 1.3k ralf, 11.3k Alle wissen, sie werden beschissen, doch keiner weiß, warum.
(traditioneller Klospruch)

Die Letzten bissen zwar nicht die Kampfhunde, so doch aber packte die Journaillen-Bagage das Tölenfieber. Und es ward eine neue Randgruppe geboren – die Hundebesitzer, erniedrigt, ausgegrenzt, mißachtet und mit Rassegesetzen überzogen. Nicht nach dem Tier im Menschen stand dem Paparazzi der trachtende Sinn, sondern nach dem Kampf im Hund.
Was war passiert? Haben die Illuminati der Hundewelt der Verschwörung Taten folgen lassen? Gibt es doch einen König der Tiere, der seinen Untertanen der Spezie ehemals Wolf den Befehl zum Los-Beissen gab? Hat der Axel Springer-Verlag die Rechte an der Vermarktung der Töle erworben? Sind wir tatsächlich – im wortspielerisch dümmsten aller dummen metaphorischen Sinne – auf-den-Hund-ge-komm-en b.z.w. auf ihn draufgelatscht, so daß der nur aus Angst zubiß?
Wer sagt, er wüßte es nicht, lügt! Alle wissen es. Nur meinen alle, es müßte so sein. Denn wie sollten die Massenmedien auch die bemitleidenswerte Durststrecke im Sommer überleben, wo doch auch bei ihnen wie beim kleinen Mann von nebenan ohne Moos gar nichts zu haben ist?
Die Inszenierung der Hysterie aus dem Nichts ist die Form postmoderner (Medien-)Demokratie – ohne Klassenkampf und Kommunisten. Nicht die Aufklärung darüber tut Not, sondern das Versagen, die Botschaft zu transportieren. Man wird schon lange nicht mehr von der kollektiven Hysterie erfasst – man läßt sich erfassen.
Das gemeinschaftliche Verständnis für den Hundebesitzer als menschliche Kreatur mit gestörtem Sozialverhalten, das auf den Hund gleichzeitig projiziert und durch ihn kompensiert werden soll – einen anderen Grund für Hundebesitz gibt es nicht – ist geprägt von der Ignoranz gegenüber dem Sachzwang Gesellschaft, der das aus den Menschen macht, was sie denken zu sein, allerdings mit einer guten Portion Wissen davon, wer sie zum Mitmachen zwingt. Der ökonomisch konnotierte Sachzwang ersetzt im Kapitalismus die Ohnmacht gegenüber den Verhältnissen, die zu überwinden man sich erst nicht vorstellen kann und mit zunehmenden Alter nicht mehr vorstellen will.
Die Eigendynamisierung einer Gleichschaltung von Bedürfnissen ist die Stärke des kapitalistischen Warensystems. Gäbe es die Ware aber nicht, zu der man alles und jeden macht, hätte diese Gleichschaltung schneller als gedacht das jähe Ende dieses Gesellschaftsmodells zur Folge. Und so ist es auch kein Problem, genau an der Stelle, wo eben noch der Pittbull das Kleinkind in Stücke riß, wenige Augenblicke später den Neonazi ausfindig zu machen, der nach dem Kanaken schnappt und im besonders glücklichem Fall gar noch der Besitzer der Töle ist.
Ob nun die Änderung von Rassegesetzen für Hunde- oder für Nazihaltung, es ist der Populismus der sinnlosen Tat, der den demokratischen Politikern von heute noch das letzte Stück Selbstachtung unterm Arsch wegbombt. Die sich offenbarende Unfähigkeit der Problemverwaltung beschwört allerdings nicht den Kommunismus, sondern die Barbarei herauf. Da sollte sich niemand etwas vormachen. Denn Kommunismus wird erst dann möglich sein, wenn die Bedürfnisse nach Hundebesitz, Nazis und Mediendemokratie keine mehr sind.
Ralf


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last modified: 28.3.2007