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das letzte, 1.8k
Alle tun was gegen Rechts. Das freut einen wirklich. Da bleibt kein Auge trocken bei soviel Betroffenheit. Auch bei Sven Gränitz und Rico Sprenger nicht. Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtet über das Unterfangen der beiden Helden unserer Tage:
„Brauchen die Deutschen ein weiteres Mahnmal für die Schrecken des Zweiten Weltkrieges? Verträgt Berlin nach jahrelangen Diskussionen um die Holocaust-Stelen von Peter Eisenman eine weitere Stätte der grausigen Erinnerung? Zwei Architekturstudenten der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur beantworten diese Frage mit einem eindeutigen ‘Ja’.
Sven Gränitz und Rico Sprenger entwickelten in ihrer Abschlussarbeit das Konzept für ein Mahnmal am Ufer der Spree, das allen Opfern des Krieges gewidmet ist. ‘Das Jüdische Museum und das Holocaust-Denkmal sind ja sehr wichtig, aber sind es die anderen Toten nicht auch wert, dass man sich ihrer erinnert?’, fragt Sprenger provozierend, ‘denn damals starben ja insgesamt 55 Millionen Menschen.’
Und für diese Erinnerung suchten die beiden ungewöhnliche Wege. Kein musealer Appell an den Verstand, kein monumentales Gedenken im Stile Eisenmans. Vielmehr ein schockierender Angriff auf die Gefühle in einer negativen Erlebnis-Architektur, ein Rundumschlag, in dem sämtliche Schrecken des Krieges emotionalisiert werden; von den Bombennächten bis zum Stalingrader Winter.“
Wenn einer
„provozierend“
meint, es gäbe ja nur Judenkram, an den sich
„erinnert“
werden kann, dann lauert dahinter nur der Blitzkrieg, der
„Angriff auf die Gefühle“,
mit der Wunderwaffe des Kitsches
„in einer negativen Erlebnis-Architektur“,
die das Trauma des verlorenen Krieges propagandistisch zu neuer Kraft und Stärke führen soll, damit ein
„Rundumschlag von den Bombennächten bis zum Stalingrader Winter“
möglich wird, der klarstellt, daß
„sämtliche Schrecken des Krieges“
nur deshalb
„emotionalisiert werden“
sollen, damit deutlich hervorsticht, daß nur die Deutschen als
„die anderen Toten“
es
„wert“
sind,
„sich ihrer“
zu erinnern. Noch Fragen? Also nochmal. Wer hat denn nun ein Bild des
„Schreckens“
im Schädel, wenn
„von den Bombennächten bis zum Stalingrader Winter“
die Rede ist? Die Rote Armee vielleicht? Die KZler? Die Kommunisten und Sozis? Der Jüdische Weltkongress etwa?

Daß aus einem Gefühlsstau schnell ein Samenkoller werden kann, der das Gehirn eines Hallenser Psychotherapeuten namens Hans Joachim Maaz doller vernebelt als jemals zu befürchten stand, beweist dieser eindrucksvoll mit der tabubrecherischen These vom Ossi, der, wenn er den Neger schlägt,
„eigentlich den Westdeutschen treffen“
wolle. Der Querdenker Maaz, eine Inkarnation des unpopulären Gedankens, den nur auszusprechen wagt, wer,
„wenn er“
die Presse bemüht, nichts weiter als die eigene Reputation meint, um
„den wesdeutschen“
Kollegen zu
„treffen“.

bild-artikel, 24.8k
„Unsere Sichtweise auf den Problemkomplex hat ihre Enge verloren.“ – Bild vom 05.08.2000

Spiegel-
„Reporter Bruno Schrep war im brandenburgischen Eberswalde, wo 1990 das erste Nachwendeopfer rechter Gewalt zu beklagen war. Schrep brachte dort den Angolaner Pedro mit dessen ehemaligen Freund Torsten zusammen. Der hatte im März den örtlichen afrikanischen Club angezündet und wartet jetzt auf seinen Prozess. ‘Beide unterhielten sich ganz freundlich’, sagte Schrep, ‘ob das Bestand hat, weiß ich aber nicht’.“
Der Journalist als Sozialarbeitskasper. Dieser Romantizismus steht für die Unfähigkeit des hiesigen Journalismus, auch nur im Ansatz über die tatsächlichen Ursachen des Nazismus publizieren zu können. Mein Freund ist nicht nur der Ausländer, sondern auch noch der Journalist. Dieser verklärende karitative Sozialschmodder ersetzt bravourös die Analyse, weil er bewußt die Dümmlichkeit des menschlichen Mitgefühls abrufen kann.

Das Neue Deutschland titelt:
„Neonazis trieben politische Flüchtlinge durch Eisenach“.
Was ist schlimmer?
„Politische Flüchtlinge durch Eisenach“
zu treiben oder die mitleidige Betroffenheit in eine für
„politische Flüchtlinge“
und in die für andere
„Flüchtlinge“
zu unterteilen?
Nun, das eine geht nicht ohne das andere – rum wie num.

Zum Abschluss eine kleine Leseprobe der Schaumsprache als Bonustrack für diese Rubrik, die uns schon im Subtext verrät, warum nachfolgend bezeichnete politische Kreise lieber erst gar nichts gegen Rassismus unternehmen sollten, weil da mit ziemlicher Sicherheit nur Scheisse rauszukommen droht: Bruna Nota, die kanadische Präsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, steht Rede und Antwort.
„Die viertägige Internationale Frauen-Sommerkonferenz gegen Rassismus ist zu Ende. Was hat das Treffen in Börnicke bei Berlin gebracht? Es hat viele wunderbare Synergieeffekte gegeben. Wir haben zahlreiche neue kreative Verbindungen rund um das Thema Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung geknüpft. Unsere Sichtweise auf den Problemkomplex hat ihre Enge verloren, der Blick reicht von Militarismus über Landausbeutung, Verlust von Indigenenrechten bis hin zu Arbeitsrecht und Gesetzgebungsverfahren. Rassismus, soviel hat sich gezeigt, hat viele Erscheinungsformen und viele Faktoren, die Einfluss ausüben.“
Ralf


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last modified: 28.3.2007