Im folgenden dokumentieren wir einen Aufruf der Roten Antifaschistischen Aktion
Leipzig (RAAL) zu den Gegenaktivitäten im September in Prag dort
findet das 55. Gipfeltreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und
der Weltbank (WB) statt. |
Nicht wahr, eine Bank zu gründen
Muß doch jeder richtig finden
Kann man schon sein Geld nicht erben
Muß mans irgendwie erwerben.
Dazu sind doch Aktien besser
Als Revolver oder Messer
Nur das eine ist fatal
Man braucht Anfangskapital.
Wenn die Gelder aber fehlen
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Ach, wir wolln uns da nicht zanken
Woher habens die andern Banken
Irgendwoher ists gekommen
Irgendwem haben sies genommen.
(Bertolt Brecht)
Dates:
Am Fr., 8. September gibt es im Conne Island eine Benefiz-Disse, zu der
alle herzlich eingeladen sind.
Am Di., 12. September findet eine Infoveranstaltung statt, welche sich
mit folgenden Themen beschäftigt:
Geschichte des Widerstandes gegen IWF und Weltbank
Nach Seattle: Wer ist dieser Widerstand heute; und es werden die letzten
Facts der Mobilisierung behandelt, ferner wird es eine Filmvorführung
geben.
Am Fr., 22. September fährt ein Bus der PDS von Leipzig nach Prag,
der voraussichtlich kostenfrei ist. Der Aufenthalt in Prag soll vom 22.-24.
andauern. Pennplätze stellt die kommunistische Partei vor Ort.
Mobilisierungstermin für uns ist der So., 24. September, angedacht
ist eine Anreise per Auto. Watch out for Flyers !!!
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Der Kapitalismus ist global gesehen erstarkt wie nie zuvor in seiner
Geschichte. Inhumane Entwicklungen sind die logische Folge dessen. Doch gilt es
gerade jetzt, wo eine Linke sich gezwungen sieht, demokratische Grundrechte und
sozialliberale Positionen verteidigen zu müssen, die Mechanismen
aufzuzeigen und anzugreifen. Gelegenheit dafür bietet ohne Zweifel das
IWF/WB-Treffen in Prag. Beide Organisationen sind großartige Wegbereiter
hin zu den momentanen Verhältnissen gewesen und schon in Seattle
stießen sie auf enormen Widerstand, an dem sie schließlich auch
scheiterten.
IWF und Weltbank:
Ein Gespenst geht um das
Schreckgespenst des Neoliberalismus
Als das Ende des zweiten Weltkriegs abzusehen war, fanden sich 1944 in Bretton
Woods/USA die westlichen Siegermächte zu einer bedeutenden Konferenz
zusammen, um ihre neugewonnenen Herrschaftsgebiete aufzuteilen und den
Segen der freien Marktwirtschaft weltweit zu verbreiten. Aus dieser
geschichtsträchtigen Zusammenkunft gingen mehrere Organisationen hervor,
welche eine kapitalistische Globalisierung schnellstmöglich
herbeiführen sollten. Zum einen die Weltbank (Internationale Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung), welche bei der Finanzierung des Wiederaufbaus
Europas helfen sollte. Ferner gibt es die Internationale Handelsorganisation
(IHO), die weltweit gültige Handelsregeln erstellen sollte bis
heute ist der Regelkatalog noch nicht fertiggestellt , jedoch erst sehr
viel später von sich Reden machte (WTO). Letztendlich wäre da noch
der Internationale Währungsfond (IWF), der Ländern beim Ausgleich
ihrer Zahlungsbilanzen helfen sollte, z.B. bei nationaler
Verschuldung. Nahezu alle Länder der Erde sind mittlerweile Mitglied in
der Weltbank und dem IWF. Die Angst vor einem Überlaufen der Länder
ins kommunistische Lager war groß und man hoffte, dieselbigen
durch wirtschaftliche Anbindungen an den Westen davon abzuhalten, was nicht
immer funktionierte und oft mußte nachdrücklicher mit
militärischen Interventionen reagiert werden (Chile, Nicaragua, Vietnam,
Guatemala, usw.).
Betrachten wir doch einmal den Aufbau und die bisherige Arbeit der Weltbank und
des IWF. Grundsätzlich sind bei Entscheidungsfindungen alle Staaten
beteiligt, allerdings werden die Stimmen entsprechend der Geldmenge gewichtet,
welche ein Land beigesteuert hat. Somit fallen die Stimmen der großen
Industrienationen folglich mehr ins Gewicht, als die eines sogenannten
Dritte Welt-Landes. Führend bei den Stimmanteilen sind
selbstverständlich die USA (17,8%), welche als einzige die
Möglichkeit eines absoluten Vetos besitzen. Folglich sind die Weltbank und
der IWF nichts anderes als ein Werkzeug einiger hochindustrialisierter Staaten,
die ihre eigenen Interessen und Belange verfolgen, dabei aber niemals die
Interessen ihrer multinationalen Konzerne außer Acht lassen und ihnen
oftmals den Weg ebnen. Im Zuge dieser Darlehen werden sogenannte strukturelle
Anpassungsprogramme durchgeführt, welche die Marktwirtschaft ankurbeln und
das entsprechende Land vollständig in die Reihen des Kapitalismus
führen sollen. Dazu gehört die Privatisierung von Staatsmonopolen und
das exportorientierte Wachstum jener Länder. Oftmals basiert dieses
Wachstum auf einer Spezialisierung auf einen einzigen Wirtschaftssektor. Diese
Monowirtschaft hat zur Folge, daß eine Abhängigkeit von der
Nachfrage des Weltmarktes besteht. Für alle Länder der südlichen
Hemisphäre wurde durchgängig dasselbe Entwicklungsmodell verwendet,
was diese in einen Wettstreit miteinander warf, welcher die Märkte fast
vollständig zerstörte und zu Entwicklungskrisen und hohen
Verschuldungen führte. J. Johnson, hoher Beamter im IWF, sagte 1978 vor
dem amerikanischen Kongreß aus, daß jeder Dollar, den wir an
die multilateralen Entwicklungsbanken zahlen, drei Dollar für das
Geschäft US-amerikanischer Firmen erzeugt. 55% der Nettoausgaben der
Bank gehen an reiche Länder, z.B. erhielt 1992 Großbritannien 285
Millionen US-Dollar, der Sudan jedoch nur 16 Millionen US-Dollar. Würde
man alle Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialkatastrophen aufzählen, die diese
Organisationen verschuldet haben, hätte man Stoff für ein ganzes
Buch. Allein zwischen 1986-1993 wurden 2,5 Millionen Menschen durch Projekte
der Weltbank zu Umweltflüchtlingen. Die Weltbank selbst gesteht, daß
viele ihrer Projekte Fehlschläge sind. Als in den 80ern einige Länder
ihre Schulden nicht bezahlen konnten, half der IWF mit Sonderkrediten auf die
Sprünge. Selbstverständlich beinhalteten diese, ebenjene
strukturellen Anpassungsprogramme (neoliberale, marktorientierte
Umstrukturierung der Wirtschaft und massive Sparpolitik), welche auf Kosten der
sozial Schwachen mit aller Härte durchgedrückt wurden. Der IWF
verleiht im Gegensatz zur Weltbank erst Geld, wenn Länder an akuter
Geldknappheit leiden. Jedoch sind gewisse Bedingungen an diese Darlehen
geknüpft, welche die Länder zwingen, ihre Währungen
gegenüber dem Dollar abzuwerten, damit die im Land produzierten Waren
billig vom Ausland gekauft werden können. Waren aus dem Ausland allerdings
steigen mal eben um 30% im Preis, jedoch ermutigen die großzügigen
Kredite, teure Produktionsmittel von den Industriestaaten zu kaufen. Ferner
fordert der IWF die Aufhebung aller Import- und Exportbeschränkungen jener
Länder, wodurch noch mehr Waren und Geld in die westlichen
Industriestaaten fließen. Letztendlich werden noch staatliche
Preiskontrollen und Subventionen abgeschafft, was dazu führt, daß
sozial schwache Menschen weiter ins Abseits gedrängt werden. Ohne
Mitgliedschaft im IWF kann kein Land Geld von der Weltbank leihen.
The Battle of Seattle
Im November 99 fand in Seattle die 3. Ministerkonferenz der WTO statt. Durch
eine breite und strömungsübergreifende Mobilisierung und aufgrund
politischer Spannungen kann man das WTO-Treffen als gescheitert ansehen. Nur
200 von 3000 Delegierten trafen aufgrund äußerer
Einflüsse auf der Konferenz ein. Etliche Entwicklungsländer
waren über den Ablauf der Verhandlungen stark verärgert. So
erklärten etwa einige Mitgliedsländer der OAU (Organisation für
afrikanische Einheit), daß sie aufgrund undurchsichtiger
Verhandlungsführung einer gemeinsamen Abschlußerklärung nicht
zustimmen könnten. Dieser Stellungnahme schlossen sich auch mehrere
lateinamerikanische und karibische Staaten an. Die meisten Länder der
sogenannten Dritten Welt wurden gar von mehreren informellen
Treffen ausgeschlossen. An einem Morgen der Verhandlungstage wurde die US
Chef-Unterhändlerin von einigen Vertretern der afrikanischen, asiatischen
und lateinamerikanischen Länder ausgebuht. Während der Konferenz
beherrschten teilweise 40000 DemonstrantInnen die Straßen Seattles. Diese
Proteste und das daraus entstehende Organisationschaos auf Seiten der
VeranstalterInnen und KonferenzbesucherInnen führte zu erheblichen
Verzögerungen. Wenige der Delegierten kamen pünktlich zur
Eröffnungsfeier, da das Konferenzgebäude und einige Hotels über
längere Zeit blockiert wurden. Selbst UNO-Generalsekretär Kofi Annan
und die US-amerikanische Außenministerin Albright, sahen keine
Möglichkeit ihre Hotels zu verlassen. Bereits am ersten Tag fand eine
Demonstration mit mehr als 10000 Leuten statt, welche sich aus
GewerkschafterInnen, UmweltschützerInnen, Dritte Welt
AktivistInnen, Bürgerinitiativen gegen Gentechnik, Aktionsgruppen und
militanten GegnerInnen des Kapitalismus zusammensetzte. Im Laufe dieser
Demonstration kam es zu Sitzblockaden und Ankettungen, welche die Polizei zum
Anlass nahm, um Pfefferspray, Tränengas und Gummigeschosse einzusetzen.
Doch wie man in den Wald hineinruft, so schallt es bekanntlich wieder heraus.
Es kam zu Ausschreitungen, die sich über mehrere Tage hinzogen. Es wurden
Barrikaden und Autos angezündet, mehrere Fast-Food-Läden und
Nobelrestaurants verwüstet, ganze Geschäftsstraßen wurden
entglast und geplündert. Straßenschlachten mit den
Sicherheitskräften waren keine Seltenheit. Bereits am ersten Abend
verhängte der Bürgermeister eine Ausgangssperre für die Nacht,
welche bis zum letzten Konferenztag aufrecht erhalten wurde. Es waren die
größten Demonstrationen in den USA seit den 60ern. Als der
Polizeiapparat nicht mehr in der Lage war, die DemonstrantInnen effektiv in
ihren Handlungen einzuschränken, wurden Soldaten der Nationalgarde zur
Unterstützung bereitgestellt. Polizeichef Stamper sagte, daß die
DemonstrantInnen ihr Ziel erreicht hätten und er gab zu, daß es
Übergriffe seitens seiner Beamten gegeben hätte. Sichtlich
enttäuscht vom Scheitern der Verhandlungen waren hingegen sowohl die
Delegierten der Industrie- und Schwellenländer, sowie auch die
VertreterInnen der großen multinationalen Konzerne und ihrer
Lobbyorganisationen. Die oftmals als unbeeinflußbar bezeichnete
kapitalistische Globalisierung ist in diesen Tagen auf ein nicht zu
beseitigendes Hindernis gestoßen. Auch in Zukunft muß dieser
Widerstand wachsen und kontinuierlich organisiert werden. Laßt uns die
weiteren Schritte gemeinsam gehen!
Ich hab mein Herz in Prag verloren...
Vom 26.-28. September findet in Prag das 55. Gipfeltreffen von IWF und Weltbank
statt. Zu diesem Anlaß werden 20 000 Delegierte, Banker, Investoren, etc.
erwartet, welche es gebührend zu empfangen gilt. Dies ist das erste
Treffen seiner Art in Mittel- und Osteuropa. Es soll dazu dienen, die globale
Liberalisierung der Wirtschaft voranzutreiben (Kreditprioritäten und neue
Strukturanpassungsprogramme) und Finanzplanungen neu zu strukturieren. Allein
die Ausrichtung dieses Gipfeltreffens beansprucht mehr als 50 Millionen Mark
öffentlicher Gelder. Bereits jetzt werden tschechische Polizeieinheiten in
den USA ausgebildet und das FBI hat sich in Prag niedergelassen. Selbst ein
spezieller Trupp der NATO wird während des Gipfels anwesend sein. Lange
genug haben wir der voranschreitenden Globalisierung im Sinne des
Neoliberalismus tatenlos zugesehen. Gemeinsam können wir dafür
sorgen, daß ein zweites Seattle im Herzen von Europa neue
Akzente setzt. Der Widerstand muß unter allen Umständen auf die
Straße getragen werden. In diesem Sinne:
HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT! KAPITALISMUS ABSCHAFFEN!
Rote Antifaschistische Aktion Leipzig (RAAL)
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