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Vor allem Jugendliche stehen Country so ablehnend
gegenüber wie nie zuvor: Wenn man einem Jungen, der einen Traktor
fährt, die Kopfhörer seines Walkmans abnimmt, wird man wahrscheinlich
Metal oder Rap hören. So illustriert Ed Ward in konkret das
Ende des Country. Und das sei schon vor zwanzig Jahren gewesen, lange bevor
amerikanische und hiesige Punk- und Rockabillyherden den Nashvillesound
adaptierten. Alles, was da so kam, hatte nicht viel mit den Vorbildern zu tun.
Wenn auch Songs, Instrumentierung, Gestus etc. mitunter nahe dran blieben. Die Music Row in Nashville mit ihren Labelpalästen würde sich kaputtlachen über eine solche Scheibe, ihre Kassen klingeln nach wie vor, es gibt mehr Countrysender denn je. Alldieweil, Ed Ward meint etwas anderes: die Verankerung der Musik im amerikanischen Alltag ist nicht mehr vorhanden, zwar war die Countrygemeinde nie besonders groß, verglichen etwa mit den Mo-townkonsumentInnen, aber ihr spezifisches Interesse reichte, den Musikern ein Auskommen zu verschaffen, wenn diese es denn geschafft hatten, in den Clubs solange anzuklopfen, bis sie testweise auf die Bühne gelassen wurden. Seit seiner Entstehung war Country ein kommerzielles Unterfangen. Die Annahme, es handele sich um eine Art weiße Folkmusic, die vordem unschuldig den harten Alltag im amerikanischen Süden kommunizierte bis sie dann von der Plattenindustrie ihrer Authentizität beraubt und restlos vermarktet wurde, ist schlicht romantische Verklärung; als verwechsele man Hank Williams mit Woody Guthrie. 1922 klopften zwei Männer aus dem Süden bei einem Produzenten in New York an und hielten solange die Luft an bis eine Plattenaufnahme von ihnen gemacht wurde: Stimme und zwei Sologeigen. Die Platte verkaufte sich wider Erwarten im Süden ganz gut, die neuen KonsumentInnen sollten Nachschub wollen. So ist eine der Ursprungslegenden des Hillbilly/Country, von denen es wahrscheinlich so viele gibt wie amerikanische Aspirin-sorten. Doch das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, daß die ökonomische Situation sich änderte, die KäuferInnen Merle Haggard und Metallica hören. Doch auch das ist nicht entscheidend. Wer will schon echt sein? Und das gerade hier! Mit Country läßt sich alles Mögliche verbinden, eine beschissene Redneckidentität auf einem karnevalesken Truckertreffen genauso wie ein deviantes Interesse am White Trash oder auch eine private Projektionsfläche für alles Gute. Am liebsten jedoch mit Getränken auf einem schnuckligen Konzert an einem lauen Sommerabend. Das übliche Konzept der kleinen Bühne: Schweinerock vor die Säue wandelt sich wieder in Perlen vor die Säue, wenn Cow unsere Herzen brechen in den Untiefen amerikanischer Landmusik. Fast alle MusikerInnen von Cow dürften den geneigten LeserInnen aus diversen anderen Bands wie Die Braut haut ins Auge, Sterne, Fink und The Incredible Sinalco Bums vertraut sein. In der Hamburger Posse gehört es wohl zum guten Ton, in mehreren Bands am Start zu sein. Die Aftershow wird die Band selbst am Plattenteller zelebrieren. heike |