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Ein geistiger Sexgangster? | |||
Der Österreicher Jörg Haider ist die personifizierte allumfassende GewöhnlichkeitWo ist das Problem?
Der Satiriker Werner Schneyder meint über die Person Haider zu
Bild: Jemand, der wegen Kinderschändung verurteilt worden
ist, kann auch nicht Leiter eines Kinderdorfs werden. Auch wenn er sich
sterilisieren lässt.
Haider ist ein so gewöhnlicher Österreicher, dass nur tatsächlich nur seine besonders allumfassende Gewöhnlichkeit ihn aus der Masse der normal-gewöhnlichen Österreicher herausstechen läßt. Er personifiziert österreichische Unschuld, ohne eine Gnade der späten Geburt vorzutäuschen. Er ist eine generationsübergreifende Identifikationsfigur der Österreicher: tugendhaft-kämpferisch wie Großvater bei der Wehrmacht, unbefleckter Patriot wie die Nachkriegsgeneration der Eltern, nationaler Hedonist wie Sohn und Tochter. Man sollte sich wirklich mal seine Biografie, insbesondere der Kindes- und Jugendjahre vorknöpfen, um dem Vorgang Haider auf den Grund zu gehen. Nur so läßt sich der gewöhnlich-idealtypische Österreicher entzaubern (Kalk(!) Master Erich Böhme). Dass sich der Haider Jörgl im direkten Disput immer für die Ehrenmitgliedschaft in der Antifaschistischen Aktion zu bewerben scheint (Der Spiegel), liegt nicht zuletzt an der Auffassung der guten Demokraten, dass ein Faschist vom Himmel falle und in aller Regel nicht aus Fleisch und Blut sein kann. Dann allerdings kommt das böse Erwachen. Im Angesicht des Haider stellt man fest: den kann man sogar anfassen und er fühlt sich ganz normal an. Die Botschaft der EU an alle innerhalb und ausserhalb des mit den USA konkurrierenden Wirtschaftsraumes Europa ist ein-eindeutig: ein Haider ist schon ein Haider zuviel denn: wir die EU sind der Haider!
Sicherlich ist ein gemeinsames Europa eine Sache von Krieg und Frieden (Helmut Kohl). Doch Frieden ist nur, wenn es kapitalistischen Interessen nützt. Im Falle des europäischen Wirtschaftsraumes ist es so, wie der Name schon sagt: es geht um ökonomische Interessen, um Kapitalfluss und Überwindung des sozialdemokratischen Wohlfahrtsmodells. Wer da nicht mitzieht, bleibt zurück. Das weiss man auch in Österreich, in dem der Abbau sozialer Standards über die Jahre ein wenig verschlafen wurde. Deshalb soll auch in Österreich reformiert und dereguliert werden, was das Zeug hält. Da jahrelang die Sozis in Österreich am Ruder waren, machen dies nun die Konservativen zusammen mit den Rechtsaussen. Deren Politik allerdings wird sich letztlich nur in Nuancen von der Grundlinie eines Schröder-Blair-Papieres unterscheiden können. Denn der Gestaltungsspielraum nationaler Politik ist gemeinsam beschlossene und gewollte EU-Chefsache.
Mit Haider steht also nicht die Demokratie auf dem Spiel, sondern die gesellschaftliche Ausgrenzung und Ächtung offen-faschistischer Ideologeme. Darüberhinaus gilt, was ebenfalls Robert Kurz feststellte: Eine Linke (...), die zu dem Gesamtsyndrom keine transnationale radikale Kapitalismuskritik als Alternative entwickelt, sondern mit den Schafen der Demokratie blökt und gleichzeitig selber nach der obsoleten nationalen Geborgenheit schielt, macht sich unfreiwillig mitschuldig am Aufstieg der Haiderei. Ralf |