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against mainstream, 10.5k
mad professor, 12.2k
DUB me crazy
Die B-Seite: „DUB“
Reggae ist heute der Oberbegriff einer Reihe von Musikstilen: SKA, Rocksteady, Roots Reggae, Dee Jay/Toasting (Rap) und nicht zuletzt DUB.
Gemeinsam ist allen diesen Richtungen der OFF-Beat, also ein gleichförmiger Rhythmus, der den Beat unterdrückt, ihn nur mit Bass oder Gesang hörbar macht, und das OFF, den Gegentakt, mit Rhythmusgitarre oder Percussion stark betont.
Wie in fast allen anderen Produktionen in der Pop Musik, schon seit 1960 oder eher, entsteht Reggae als Mehrspuraufnahme und wird schließlich am Mischpult zur Stereo-Produktion heruntergemischt. Für das Endprodukt sind also nicht mehr die Musiker verantwortlich, sondern der Mix-Ingenieur oder kurz Mixer. Im musikalischen Bereich Reggae kam einer auf die merkwürdige Idee, bei einem endgültigen Mix das wesentliche wegzulassen: den Song.
So entstand das Dub. Ein Duplikat ohne die Hauptmerkmale des Originals. Das ist die Fortsetzung des Off-Beats in den Mix. Der Off-Beat ist ein Beat, bei dem der Beat kaum zu hören ist; das Dub ist ein Mix, bei dem der Song, der gespielt wurde, nicht mehr hörbar wird. Der erste, der solch ein Dub der Öffentlichkeit präsentierte, war der Toniningenieur King Tubby. Das war der Stand der Kunst, als auch in London einige Verwegene begannen, Reggae zu produzieren. Zwei von ihnen, beide keine Jamaicaner, fühlten sich zur Dub Musik berufen: Einer aus Südafrika, Jah Shaka, und ein Neil Fraser aus Guyana, der sich Mad Professor nannte. Mad Professor war ein großer Fan von Lee Perry, Augusto Pablo und King Tubby und wie dieser kommt er aus der technischen Ecke, er ist gelernter Elektroniker: sein erstes 16 Kanal-Mischpult hat er selbst zusammengebaut. Wie King Tubby war er in der Lage, sein Equipment selbst zu reparieren, und konnt so mit minimalem Budget ein unglaublich freakiges Studio betreiben.
Mad Professor ist heute – außerhalb Jamaicas – der größte Reggae-Produzent Europas und schon längst der bedeutenste Dub-Mixer der Welt. Er betreibt das perfekteste Tonstudio der Reggae Welt mit zwei gleichen, synchronisierbaren 24-Track Bandmaschinen plus Mischpult. Auf seinem Ariwa Label hat er mit über 30 verschiedenen Künstlern bislang weit mehr als 100 LPs/CDs veröffentlicht. Außerdem schuf er mit Ariwa, neben On-U-Sound in London ein Forum für aufregende musikexperimente im Spannungsfeld zwischen Reggae, Punk, Industrial und Pop. Immer getreu der Headlinie „Dub it, don’t stop it“. Immer im Gegentakt zum Beat, zum Mainstream. „Die Rolle die Dub in der Geselschaft in England spielt reflektiert die Rolle der Menschen mit schwarzer Hautfarbe in England. Wir stehen außerhalb der Gesellschaft und damit außerhalb der Musik. Meine Rolle und die Rolle von Dub besteht darin, den Leuten zu zeigen, das man nicht zum Mainstream gehört. Das ist die Last die man als Schwarzer in England von Kindheit an zuschleppen hat, daß man immer Außenseiter ist.*
Im Vergleich zu z.B. Rockers Hifi, Audio Active, Asian Dub Foundation, die sich auf dem großen Markt des Pop bewegen, fungieren andere Acts und Labels wie Ariwa, Third Eye, Cloak & Dagger, On-U-Sound in eigenen Strukturen, ohne die Anbindung an einen Major. Das schließt natürlich nicht aus, daß Sound-Ingenieure wie Mad Professor schon mal Remixe für Depeche Mode, KLF, Beastie Boys und Jamiroquai produzieren. Der komplette Neu-Mix von Massive Attacks „Protection“ machte ihn in der Pop-Welt bekannt.
Den großen Schritt zum Major ist er jedoch nie gegangen.
Die Show im Conne Island wird von Nolan Irie, einem Singer & DJ aus Süd London, moderiert. Der 1967 in London geborene Sohn jamaicanischer Immigranten veröffentlichte 1993 seine erste CD auf dem Ariwa Label. Unterstüzt wird er von Sister Comforte, die als Sängerin und Tänzerin ihm zu Seite steht.

far east vieh, 4.0kDie A-Seite: Die Songs
Dub war zunächst ein Abfallprodukt, fand aber schnell seine Anhänger und bald hatte jede Reggae-Single als Kehrseite eine Dub-Version. Und weil Dub immer entgegen dem Beat funktioniert, kommt die A-Seite – in der Folge der Ankündigung in diesen Heft – nach der B-Seite: Far East Sound feat. Lanity.
Beide werden vor und nach Mad Professor mit dem Publikum in der Dance Hall Conne Island spielen. Der Background sowie die Entwicklung von Far East Sound wurde schon öfters in diesem Heft erläutert und soll deshalb nicht nochmal an dieser Stelle erwähnt werden.
Wer nicht mehr im Besitz der alten CEE IEH ist, kann es unter http://www.clubs.de/ci/ nachlesen.
Fakt ist, daß sie zum mittlerweile besten und populärsten Soundsystem in unseren Breiten herangewachsen sind. Das haben die letzten Parties des Kitchen Club bewiesen. Hamburger Dub-Schule-Projekte klangen – meiner Ansicht nach – im Soundclash eher nicht so gut.

Daß es in unserer Noch-Provinz eine Szene für Dub-ohne Promo von Viva und MTV geben kann, gilt es am 10.4. im Conne Island zu beweisen. Und weil Typen wie Mad Professor oder Adrian Sherwood nicht so an die Popindustrie gebunden sind, gibt es die Tickets, man könnte sagen, zum Liebhaberpreis.
Als letzter Tip: »Ring the Alarm« und Feuerzeuge nicht vergessen

Roli (mit unterstüzung von >FotoFon Köln<)

*) Mad Professor: in »Lost in Musik« „Downbeat Dub Punk“



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last modified: 28.3.2007