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Jürgen Elsässer

»Braunbuch DVU«

Eine deutsche Arbeiterpartei und ihre Freunde.
Mit einem Vorwort von Jürgen Trittin.

Konkret Texte 17. KVV konkret. Hamburg 1998. 139 Seiten.

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Jürgen Elsässer veröffentlichte ein „Braunbuch“, das sich gewaschen hat: Analysen und Thesen zum gegenwärtigen Aufschwung der Nazi-Bewegung.

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cover, 14.9k So richtig überrascht hat das Wahlergebnis bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt nicht. Die Deutsche Volksunion des Verlegers Frey konnte in einem spektulär geführten Wahlkampf unter männlichen Jung- und Erstwählern 38% der abgegebenen Stimmen für sich verbuchen. In den Medien wurde dieses Wählerverhalten schnell unter der Rubrik „Protestwahl“ abgelegt. Es wurde von hoher Arbeitslosigkeit, sozialen Spannungen, orientierungslosen Jugendlichen gefaselt. In das Spannungsfeld aus rechter Dominanzkultur (hier im Sinne von rechter Jugendsubkultur, in weiten Teilen des Landes dominierend), akzeptierender Sozialarbeit, kleinbürgerlichen Ressentiments und deutschem Arbeitswahn als Gegenstand der Analyse wagte sich kaum jemand. Parallelen zur NSDAP oder zum Wahlverhalten in den 30er Jahren werden selten gezogen. Im „Braunbuch DVU“ wird der Versuch unternommen, den Nährboden für die Wahlerfolge der DVU zu analysieren und die Zusammenhänge zwischen Sozialprotest und völkischem Hass, zwischen diffusem Antikapitalismus und Antisemitismus darzustellen. Jürgen Elsässer weist darauf hin, daß es sich dabei durchaus nicht um neue Phänomene handelt. Die nationalrevolutionären Vorstellungen des Strasserflügels der NSDAP bilden die Grundlage für die Ideologie sowohl der NPD als auch der DVU, die sich in einer Art Doppelstrategie bestens ergänzen. Während die NPD via Jugendorganisation JN das Feld der Jugendsubkultur beackert (wichtiger den je, Nazibarden und unsägliche Faschorockbands zur zünftigen Beschallung der „national befreiten Zonen“), scheint sich die DVU eher um das Medienecho durch Einzug in die Parlamente zu kümmern. Das bemerkenswerte am DVU-Wahlkampf ist das Fehlen vergleichsweise charismatischer Kandidaten, das Fehlen auch nur des Versuchs eines Programmes, was über die Anrufung dumpfer Rassismen und Antisemitismen hinausgeht. Die DVU repräsentiert die deutschen Stammtische in ihrer ekelhaftesten Form derart gut, daß es mich wundert, nicht größere Prozentzahlen beim Wahlergebnis für die DVU gesehen zu haben.
Elsässer stellt die Unterschiede in den verschiedenen Nationalismen von Republikanern als Vertreter einer bürgerlichen Form des Rechtradikalismus bis hin zur DVU als vormoderne dumpfe Blut- und- Boden- Nationalisten (Faschodreck ist beides) dar. Es wird weiterhin die sichtbare Nähe zwischen Teilen der PDS und dem rechten Rand ausgeleuchtet. Die fatale Wirkung akzeptierender Sozialarbeit und des Aktionsprogrammes gegen Aggresion und

Lesung und Diskussion:

Jürgen Elsässer

wird am

Donnerstag, den 17.9.1998 um 20 Uhr

die Thesen des „Braunbuches“ referieren und zur Diskussion stellen.
Gewalt als Aufbauhilfe für faschistische Strukturen wird kurz angeschnitten.
Arbeitslosigkeit als alleinige Ursache für Rechtsradikalismus, also eine nur auf ökonomische Ursachen zurückzuführende Erklärung des Phänomens, lehnt der Autor ab („Der arbeitslos Italiener fängt Fische, der arbeitslose Deutsche jagt Fidschis“). Es werden einige psychoanalytische Erklärungsmodelle unter Berufung auf Wilhelm Reich, Erich Fromm und Siegmund Freud angeboten, die durchaus Teilbereiche des Verhaltens rechter Jungwähler und Schläger klären könnten. Für mich ist allerdings fraglich, ob man Wahlerfolge rechter Parteien nur mit sexuellen Verdrängungskomplexen und symbiotischen Mutterbeziehungen erklären kann. Wer mehr und besser vögelt, wird kein DVU-Wähler??? Diskussionswürdig ist dieser Ansatz im Hinblick auf die Massenpsychologie dennoch.
„Was also tun? Der kleinste gemeinsame Nenner ist: Schluß mit dem Verständnis. Bisher wird die DVU-Klientel für ihr Wahlverhalten belohnt: Alle Welt ruft nach Arbeitsplätzen, Lehrstellen und Fördermaßnahmen zur Besänftigung der Wildgewordenen. Wäre es nicht höchste Zeit, diesen Mechanismus umzukehren? Warum soll ein Stadtteil ein Jugendzentrum bekommen, der eine Hochburg der DVU ist?... Warum will man die Tariflöhne der deutschen Bauarbeiter durch ein Entsendegesetz schützen,solange Umfragen zeigen, daß sie zu den fanatischsten Anhängern der Faschisten gehören?“
Offen faschistische Parolen sind parlamentsfähig geworden, es gibt keine wie auch immer gearteten rechten Protestwähler, es gibt nur gute Deutsche... KAY


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last modified: 28.3.2007