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ANTIFA-Aktionswochende

in Leipzig vom 12.8.-14.8.94

Auf Plakaten, Postkarten und Publikationen war es zu lesen: Das Conne Island unterstützte aktiv das Antifa-Wochenende gegen den Rudolf-Hess-Marsch der Nazis.
Seit Wochen wurde es vorbereitet. Das Antifaschistische Aktionswochenende in Leipzig. Über 2000 Menschen beteiligten oder besuchten insgesamt betrachtet die verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen. Immer wieder stellt man sich die Frage nach effizienten Aktionsformen.
Wägt Sinn und Unsinn von Gegenaktivitäten ab. Fragt nach dem Ziel, das erreicht werden soll.
Was also war das Ziel dieses Wochenendes? "...Inhalte in die Öffentlichkeit...tragen, die den Faschos auf lokaler Ebene die Möglichkeit der Selbstdarstellung nehmen sollen," so hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Aktionsbündnis'. Versuchen wir uns diesbezüglich weniger als Kritiker des Wochenendes und fragen uns nach dem Part des Conne Island innerhalb dieser Zielstellung. Als die Frage der Unterstützung der Aktionen an uns herangetragen wurde, gab es, außer logischer Hinterfragungen, keine Zweifel, das Wochenende zu unterstützen. Das ist für das Conne Island nun nichts ungeheuer neues, könnte man sagen. Sollte man aber nicht meinen. Bedeutete doch das Einbringen gleichzeitig die Entscheidung, nichts im Conne Island zu veranstalten, und so also - im Gegensatz beispielsweise zur 93er Veranstaltung "Etwas Besseres Als Die Nation" - weniger die "Stärkung linker Infrastruktur" (O-Ton Pressemitteilung zur damaligen Veranstaltung) als vielmehr das 'Raus-aus-der-Nische'- Prinzip. Der Effekt wird deutlich, wenn man Folgendes bedenkt: Hätte das Wochenende den gleichen Zulauf gehabt, wenn es ausschließlich in Connewitz über die Bühne gegangen wäre? Dies läßt sich aufgrund von Erfahrungswerten wohl deutlich verneinen. Durch die vorhandene Verweigerungshaltung beispielsweise des Conne Island (keine Kultur, die in der Grauzone von Hoch- und sogenannter 'Basiskultur' vegetiert, kein Mainstream oder einschläig Ambitionierte, eine äußerst differenzierte Öffentlichkeitsarbeit, kein Zugang für Rassisten und Faschos u.s.w.) existiert eine Hemmschwelle, das C.I. zu besuchen, die ihre Gründe eben zum einen in dieser Verweigerungshaltung hat - zum anderen aber in dem Vorhandensein falscher Vorurteile bei den Leuten, die das Conne Island meiden, jedoch ideell mit ihm symphatisieren.
Ebenfalls brachte dieses Wochenende eine gewisse - nun, sagen wir - 'Outung': Die ominöse 'Antifa' wurde greifbar - zum Anfassen. Sie hatte Gesicht und Sprache und sie bestand aus Individuen. Ein grundsätzliches Plus für Kommunikation.
Die Orte, an denen die Veranstaltungen stattfanden - im speziellen vor der Moritzbastei, der naTo, in der Uni-, wurden mit Themen und Inhalten in Zusammenhang gebracht, aus denen sie sich bekanntermaßen immer zu gern herausnehmen. Ein besonderes lus dieses Wochenendes. Zumindest war es der Versuch, existentielle Fragen in Orte zu transportieren, wo die Ausblendung selbiger viel mit dem jeweiligen Anspruch der Einrichtung zu tun hat. Es war der Verweis auf die Tatsache, daß es eine Verbindung zwischen kultureller Infrastruktur, Kultur und Politik unwiderruflich gibt.
Die andere Frage, die explizit für das Conne Island von Bedeutung wäre: Ist die Feststellung vom "... Inhalte in die Öffentlichkeit tragen, die den Faschos auf lokaler Ebene die Möglichkeit der Selbstdarstellung nehmen sollen..." nicht Anstoß genug, den Anspruch des C.I. ausgesprochen genau dort zu verorten, um, wie es in der Bündniserklärung des Aktionswochenendes weiter heißt, "...den Rassisten...die Substanz (zu) entziehen..."?
Ein Beteiligter

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last modified: 28.3.2007