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das letzte, 1.8k
Wenn die Leipziger Volkszeitung über das neue Ausländergesetz in Frankreich sinniert, kann nur folgendes herauskommen:
„Frankreich mit seinen zwölf Prozent Arbeitslosen kann sich einfach keine neuen Gastarbeiter leisten, vor allem keine illegalen. Die Sozialkassen sind, genau wie in Deutschland, überstrapaziert. Die Regierung und mit ihr die große Mehrheit der Franzosen haben deshalb eindeutig das moralische Recht, die Immigration stärker als bisher zu überwachen.“
Wem käme wohl bei derlei nationalistischer Propaganda in Reinform der Gedanke, daß
„die Sozialkassen
nur deshalb leer sind, weil die Profite der Reichen kontinuierlich steigen? Wahrscheinlich nur denen, die
„das moralische Recht“
als Instrument derer begreifen, die wohlwissend auf
„die große Mehrheit“
setzen können. Das klappt in Frankreich nicht ganz so gut, weil dort tausende gegen
„das moralische Recht“
auf die Straße gehen. Da die LVZ aber eine deutsche Zeitung ist, muß es überall
„genau wie in Deutschland“
sein.
Warum eine alternative Tageszeitung so große Stücke auf die Bauarbeiter hält, liest sich so:
„Bisher, das muß man den Bauarbeitern und ihren Gewerkschaften zugute halten, haben sie sich nicht von dumpfer Ausländerfeindlichkeit anstecken lassen. Dabei hätte das Stammtischargument: ‘Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg’, hier einen realen Hintergrund. Gewiß, die Billigarbeiter sind bei ihren deutschen Kollegen wahrlich nicht beliebt. Man will nichts mit ihnen zu schaffen haben und macht böse Witze über sie. Aber bisher dämmert unter den Bauhelmen immerhin noch die Erkenntnis, daß die doch selbst arme Schweine sind.“
kumpel in bonn, 7.0k „Zeigen, daß sie ihre Heimat verteidigen“ – Bergbau-Kumpel beim Protest in Bonn. März 1997.
Was uns die taz damit sagen will, ist folgendes: Nur die Tatsache, daß deutsche Bauarbeiter etwas besseres sind und bleiben, schützt alle anderen davor, physisch angegriffen zu werden.
Da aber den eigentlichen
„realen Hintergrund
nur begreifen kann, wer vom Kapitalismus redet, lesen die Arbeiter auch keine taz, sondern hören lieber auf ihre Gewerkschaftsfunktionäre, die auf ganzer Linie dadurch gegen den Rassimus kämpfen, in dem sie ihn vollständig übernehmen:
Der Gewerkschatftsmann
„Scharschuch macht eine Kopfbewegung zu ein paar aufgestellten Blechcontainern mit gelblichen Gardinen am Fenster. Hier wohnen die zugereisten Arbeiter, für die ein Hotel zu teuer ist.
Daß Schweizer Kracher und Bierdosen wenig später gegen die Blechburgen fliegen, verbucht man bei der IG-Bau nicht als Fremdenfeindlichkeit. ‘Wir sind nicht gegen Ausländer’, beteuert Andre Scharschuch.“
Voller Spannung harren wir der Dinge. So so,
„nicht gegen Ausländer“.
Als intimer Kenner der Materie bin ich mir ganz sicher, daß da etwas fehlt. Das Vokabular eines Rassisten nennt doch den Nebensatz ebenso wie die BILD sein eigen. Na also, da ham’ wir’s doch:
„Aber“,
die Spannung steigt. Was wird der Irrationalismus diesmal für eine phantastische Stilblüte entfalten? Nun sag es uns endlich,
„Scharschuch“!
„Aber ein portugiesischer Arbeiter kann eben nicht die Leistung bringen wie ein deutscher. Das ist klimabedingt.“
Danke, Kollege
„Scharschuch“,
du kannst wieder an die Gewerkschaftsarbeit gehen.
Die Woche, gemeinhin das Blatt, welches das Übel zielgenau am Thema vorbei benennt, kennt auch die Lösung:
„In den USA, dem Vaterland des Kapitalismus, ist im Business fast alles erlaubt – nur Geschenke und Zuwendungen jeglicher Art an Geschäftspartner sind per Gesetz verboten. Vielleicht könnte so ein Verbot auch die Moral in der deutschen Wirtschaft heben.“
Zumal Die Woche ja schon seit längerem die Manager-Gilde dafür auserkoren hat, an allem Schuld zu sein.
aus der sueddeutschen zeitung, 6.7k „Das ist klimabedingt“ – aus der Süddeutschen Zeitung vom 15. März 1997.
Wer schreibt so etwas? Nein, nicht Jürgen Elsässer in der jungen Welt, sondern die FAZ:
„Jan Phillip Reemtsma führt ein Werk fort, das in den Jahren nach ‘68 steckenblieb und sich in politischen Zänkereien, im Lebensweltlichen und Ökologischen verlor: das Projekt einer rückhaltlosen Aufklärung der NS-Vergangenheit der Deutschen - jedes einzelnen Deutschen.“
Der kleine Unterschied: was der eine, Elsässer, an der Ökobewegung kritisiert, teilt die andere, die FAZ, einfach nur mit, weil es in dem Artikel um etwas anderes geht:
„Goldhagen, Habermas und Reemtsma sind Meister in der Kunst, Streit über die Geschichte zu entfachen, drei Meister des historischen Diskurses in der Medienöffentlichkeit – nicht aber drei Historiker.“
Aber trotzdem die Vorstufe zur Verschwörungstheorie.
Der Jurist und Politologe Jürgen Seifert wird von der taz gefragt, wie der Protest der Castor-Gegner zu bewerten sei.
„Die Demonstranten wollen mit aller Entscheidenheit zeigen, daß sie ihre Heimat verteidigen.
Heimat ist nicht die beste Verteidigung! Aber wem sage ich das.
Günter Gaus fragt Volker Rühe:
„Wenn, was Gott verhüten möge, ein Bundeswehrsoldat bei Kämpfen in Bosnien-Herzegowina oder gegebenenfalls demnächst auch woanders zu Tode kommt, was wird der Kern Ihrer Rechtfertigung sein?“
„Das Entscheidende muß eigentlich vorher passieren, ich darf ihn nur in einen Einsatz schicken, der wirklich wichtig ist. Ich muß in der Vorbereitung alles tun für die Sicherheit der Soldaten. Wenn ich das getan habe, dann habe ich eine Grundlage, so bin ich immer verfahren.“
„Die Sicherheit der Soldaten“
ist die sichere Rückverbringung des gefüllten Zinksarges. Nur deshalb muß
„eigentlich vorher passieren“,
was nachher der Nation richtig nützen kann – als
„Grundlage.“
Der Focus über die neue US-Außenministerin Madeleine Albright: „Wo sie hinhaut, wächst kein Butros-Ghali mehr. Clintons Eisen-Lady: Toll, wenn’ s jetzt noch Kommunisten gäbe!“
„Wenn’s jetzt noch Kommunisten gäbe“,
hieße Twix nicht wieder Raider. Aber Kapitalismus Kapitalismus. Ralf

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last modified: 28.3.2007