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Die Prädestination für musikalische Weihe ist
den beiden Herren von Locust Fudge, wenn schon nicht in die Wiege gelegt, so
doch ins musikalische Stammbuch geschrieben worden. Der Umstand, daß sie
das einzig und allein selbst getan haben, hat jedoch rein gar nichts mit
Fälscherei zu tun, sondern ausnahmslos mit ihrem Drang, als sensible
Dickschädel jenes Terrain auszuloten, welches ihnen
umständehalber gerade am besten behagt. Die Herren Uhe und Schneider, deren Selbtsreferenz personell mit den Namen Sharon Stoned und Hip Young Things aufs engste verknüpft ist, besitzen die Befähigung, aus einem kuscheligen Wohnzimmer Ostwestfalens (...) den Soundtrack zu ihrer letzten Weltreise via Sticksister Label the financial division of the mighty Stickman Records in die Welt zu katapultieren. Im Gegensatz oder besser: Als Konsequenz ihrer beiden Alben Flush (Glitterhouse) und Royal Flush (Glitterhouse), ist die neue Platte Business Express nicht mehr ausschließlich vom Aufenthalt (...) auf dem amerikanischen Kontinent durchdrungen. Auch wenn das neue Album angeblich mit den Eindrücken ihrer Fernostreisen gespickt sein soll, befinden sich die beiden Herren keineswegs auf dem Weg vom melting pot zu kulturimperialistischen Ambitionen. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, hier spielten zwei Herren mit der fragwürdigen Ästhetik des mittelständischen Bildungsbürgers (siehe Album-Layout und Fotos der Band). Parallel zur März-Tour wird hoffentlich auch der dazugehörige Dokumentarfilm, direkt von den Schneidetischen der Babelsberger Filmstudios kommend, auf den Leinwänden der Clubs flimmern können. Ihr musikalischer Werdegang vom Schwerpunkt des expressionistischen Gitarrespiels hin zu impressionistischen 16-Millimeter-Sound-Streifen macht die Band unheimlich spannend. Niemand weiß so richtig, wie das alles live funktionieren wird außer sie selbst, versteht sich. Von Leuten jedoch, die sich als eine Pop-Gruppe im Sinne der Pet Shop Boys verstehen und die ein ziemlich grandioses Stück Musik auf Platte gebannt haben, erwartet man wahrscheinlich auch genau diese Unwägbarkeit. Schließlich ist ja alles im Fluß (Sie baden gerade Ihre Hände drin). |
In Anlehnung an Ché Guevara könnte man sagen:
Schafft eins, zwei viele Notwists und die Kulturrevolution kommt doch noch
zumindest, wenn man sich der Tagträumerei hingibt, ohne dabei seine
Utopien abzulegen. Diese Band ist for exercise and amusement.
Darauf bestehen die Vier aus Ingolstadt nicht nur im Albumtitel. Warum es immer noch so wenige Bands gibt, die sich nicht selbst in die Tasche lügen, das Rad neu erfunden zu haben, liegt wohl nicht zuletzt daran, daß seit Ewigkeit die Meinung vorherrscht, Kreativität hätte irgendetwas mit Eigenständigkeit zu tun. Hat sie natürlich nicht. Schon gar nicht heutzutage. Umso höher in der Gunst müßte eigentlich eine Band stehen, die sich dessen so sehr bewußt ist, daß dabei eine Musik entsteht, von der sich so manche eine gehörige Scheibe abschneiden sollten. Das melancholische Gitarrenderivat von SLUT sucht nicht seinesgleichen, sondern nimmt es sich einfach. Ralf |