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das letzte, 1.8k
Die eigene Schizophrenie läßt das Provinzblättchen Leipziger Volkszeitung mit wehender Fahne hinterher hecheln. Welcher deutsche Trottel redet denn heute noch so verschleiert Tacheles?:
„Die Bundesrepublik hat, als europäische Handelsnation Nummer eins, ein überragendes Interesse an der Wirtschafts- und Währungsunion. Große Stabilität, wenig Währungsturbulenzen, ein auf Deutschland ausgerichtetes Marktgefüge sowie ein Euro so hart wie die D-Mark sind die Bonner Auflagen. Kluge und neunmalkluge Kritiker merken zu Unrecht an, es gehe um deutsche Großmannssucht oder um einen unziemlichen und undemokratischen Einfluß dogmatischer Euro- und Bundesbanker. Wer den Euro schaffen will, darf im Vorfeld auf nationale Argumente nicht verzichten.“
Legen wir also mal Maastrichter Kriterien an und klopfen die Essenz heraus.
„Ein auf Deutschland ausgerichtetes Marktgefüge.“
Ja, davon darf der niedere Provinzjournalist inzwischen schon offen sprechen. Vor zwei Jahren durfte er es noch nicht, meint sein Chefredakteur. Auch das Insistieren auf
„nationale Argumente“
ist bereits gestattet. Doch der Dümmling geht trotzdem zu sehr in die Defensive, meint der Chefredakteur. Erstens gibt es keine
„klugen Kritiker“
mehr sondern nur noch antideutsche. Zweitens hat auch der Provinzjournalist gefälligst über einen
„ziemlichen Einfluß“
zu schreiben. Doch der Provinzjournalist hat einen Mentor. Er darf ihn einfach Chefredakteur nennen. Denn zum einen ist der Kumpel wie Sau und zum anderen bis an die Mark Demokrat.
ausriss, 7.4k
aus der Zeitung der DVU – National-Zeitung vom 11.12.’96 *
So, wir bewegen uns weiter Richtung Herz der Demokratie.
Noch vor anderthalb Jahren titelte Die Zeit mit Freimut Duwes dreckig-verhöhnender Allegorie „An der Rampe von Srebrenica“. Im Dezember 1996, in dem Monat, wo das Ifor-Mandat tatsächlich sein befristetes Ende hat und der gesamte Bundestag daraufhin den Befehl zum Zurückschießen für die Truppe erteilt, steht dann folgendes anläßlich eines Beitrages zu Huntingtons „Clash of the civilizations“, dem Clash, wo die Ethnien und Kulturkreise, quasi vom Himmel kommend, so mir nichts die nichts übereinander purzeln und sich dadurch versehentlich verletzen:
„Mit dem Zusammenbruch des alten Jugoslawien hätten bis dahin beiläufige religiöse Identitäten auf dem Balkan neue Bedeutung erlangt“,
bezieht sich der Zeit-Autor auf Huntington. Und er schreibt weiter:
„Das ist wohl richtig, aber es geschah nicht über Nacht. Die Wiederentdeckung religiöser Unterschiedlichkeit war vielmehr das Produkt eines langen, ein Jahrzehnt andauernden Propaganda-Bombardements durch Politiker und Intellektuelle, die in der Absicht, Jugoslawien politisch aufzuteilen, die ethnischen und religiösen Empfindungen seiner Bürger aufstachelten.“
Spinnt man diesen Faden weiter und knüpft ihn an die Totalitarismus-Doktrin der Bundesrepublik, kommt man wohl zu dem Schluß, daß ein
„Propaganda-Bombardement“
nur mit fremdländischen Bombern möglich ist. Das liegt einmal an der Diktatur, die sowas nicht gut findet und demzuolge sträflichst unterbindet, daß die Bomber im eigenen Lande hergestellt werden. Ja, und natürlich an den quadratisch-praktisch-guten Menschenrechten, die man überall los werden will.
Orientieren wir uns am Fahrplan der bundesdeutschen Propaganda, so dürften Kinkel und Genscher in gut zwei Jahren an den Gräbern von Sarajevo darüber plaudern, wie sie mittels BND und Außenpolitik den Konflikt erst so richtig anheizten, um uns Deutschen weltweit einen wohligen Herdplatz zu verschaffen, der dem Volke augenscheinlich grandios behagt.
Tja, was wird dann wohl in Der Zeit stehen? Vielleicht ja der Wortlaut einer gemeinsamen Erklärung Titos Verbrechen an den Deutschen wegen. Denn mindesten fünf, wenn nicht sogar zehn Bosnier haben bestimmt auf der Seite der Partisanen gegen die Deutsche Wehrmacht gekämpft.
frau l., 8.3k
links: Vera Lengsfeld
rechts: Die SED-Unrechtsbereinigungsmaschine, Modell „Bebra – schade, daß ich keinen Bart habe“.
Inland:
Sieben auf einem Streich wurden mit der Antifa-Keule dermaßen verdroschen, daß sie schier daran verzweifeln, von den Roten Nazis nicht mal im Ansatz so behandelt worden zu sein, wie die Nazis es mit den Rotlackierten Faschisten von der SED taten, gingen von Bü/Grü zu CüDÜ. Nichts außergewöhnliches eigentlich. Außer, daß die christbaumgrüne Demokratin Vera Lengsfeld dafür sorgte, daß die FAZ doch nicht nur die Zeitung der Deutschen Bank ist. Sondern auch die ihre. Was also, ist passiert?:
„Was ihr denn an der CDU nicht gefalle, wollte ein Korrespondent wissen. Da müsse sie erstmal überlegen, stockte die Konvertitin. Aus dem Grübeln verhalf ihr schließlich freundlich soufflierend ein Kollege der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. ‘Das SED-Unrechtsbereinigungsgesetz’, echote sie, froh, einen benennbaren Punkt gefunden zu haben.“
Wir merken uns nur folgendes, was auch noch in hundert Jahren so stehen wird: Wer zur konvertierbaren Währung strebt, wird selbst konvertieren.

Kultur:
Die Werbefirma VISIONS, die rechtlich korrekt „VISIONS – Musik für die Neunziger-Verlag und Werbeagentur“ heißt, effektiviert ihre Zuarbeit für die Musikindustrie:
„Es kann natürlich kein Bewertungsmaßstab sein, wenn die Rezensenten mit der Musik/Stilistik der Künstler fast gar nichts anfangen können. Uns geht es aber darum, zu signalisieren, ob das neue Werk einer Band besser oder schlechter als das vorherige ausgefallen ist, und dafür müssen speziell die Leute ins Rennen geschickt werden, die sich mit einer Band und dem reflektierten Metier identifizieren können, wo eine Beurteilung also ‘für voll genommen’ werden kann und über Aussagekraft verfügt“,
die die Wünsche der Anzeigenkunden auch wirklich befriedigt und eine Gewinnoptimierung garantiert – verbunden mit der Pilgerung der Verbraucher in die Plattenläden. Das ist hier also ein bißchen direkter als in SPEX. Was wohl daran liegt, daß sich die Zielgruppe VISIONS-Leser nicht einmal für Cultural Studies interessiert.
Ralf

*Achso, noch ein Hinweis in eigener Sache: der faksimilierte Artikel hier auf diesen Seiten stammt nicht aus der National-Zeitung, sondern aus der Leipziger Volkszeitung. So was auch, wie konnte das nur passieren. Schließlich wollen wir ja nun wirklich nicht den Rechtsextremisten dieses Blättle überlassen.


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last modified: 28.3.2007