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Aktuelles Heft

INHALT #268

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Editorial
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Sophia Kennedy
Flying Wheels Skateworkshop: Frauen- und Mädchen-Empowerment
»The Great Connewitz Swindle« oder wie der Mythos nach Connewitz kam
• interview: »Die Fettnäpfchen sind uns egal. Nur wenn man die Dinge diskutiert, kommt man zum Kern.«
• review-corner buch: Historischer Materialismus der Computerspiele
• review-corner event: „Allein unter Briten“ – Lesung mit Tuvia Tenenbom
• position: »Das ist kein Antisemitismus...« – Warum #FreeGazaFromHamas immer noch heißen muss, auch die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen zu kritisieren
• doku: Redebeitrag des Bündnis gegen Antisemitismus
• doku: Antisemitismus im Postkolonialismus
• doku: Gedichte von Hilde Domin
»Antizionismus ist Antisemitismus, und die Welt kann diese Tatsache nicht ignorieren«

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Hilde Domin, geboren Hildegard Dina Löwenstein, war eine jüdische Dichterin, die während des Zweiten Weltkrieges im Exil, der Dominikanischen Republik lebte, welche ihr den Nachnamen lieh. Gegen ihre Flucht- und Kriegserfahrungen schrieb sie an und kehrte 1954 nach Deutschland zurück, wo sie ein paar Jahre später ihren ersten Lyrikband Nur eine Rose als Stütze veröffentlichte. Ihre Gedichte zeugen von Träumen, Entbehrungen und einem tiefen Verständnis für die Bedeutung der Natur als Zeichen der Hoffnung.



Gedichte von Hilde Domin

Nur eine Rose als Stütze

Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
unter den Akrobaten und Vögeln:
mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
wie ein Nest im Wind
auf der äußersten Spitze des Zweigs.

Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
der sanftgescheitelten Schafe die
im Mondlicht
wie schimmernde Wolken
über die feste Erde ziehn.

Ich schließe die Augen und hülle mich ein
in das Vlies der verläßlichen Tiere.
Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
und das Klicken des Riegels hören,
der die Stalltür am Abend schließt.

Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze.

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Winterbienen

Die Berge zwischen uns,
so sehr viel Luft
zwischen mir und niemand.
Ich bin allein
in sehr viel Luft.
Blaßblumige Wiesen,
Milchstraßen
von Krokus und Primeln,
Frühling.
Die Vögel reisen nach Norden
zu den alten Nestern.
Die Bienen sterben
auf den ersten Blumen,
die Winterbienen.

Ich gehe über die blassen Wiesen ins Tal,
wo die Dörfer einander hassen,
und werfe Briefe ein
für Menschen in Städten.
Ich könnte nicht reisen,
nicht mit den Vögeln,
zu den alten Nestern.
Nicht nach Süden
und nicht nach Norden.
Wenn ich ein Vogel wär,
ich flöge zu niemand.
Ich sehe die blassen Blumen an,
die Blätter vom vorigen Herbst,
und die Winterbienen.

13.07.2022
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