Mo Di Mi Do Fr Sa So 
00 00 00 00 00 00 01 
02 03 04 050607 08 
09 10111213 14 15 
16 17 18192021 22 
23 24 25 26 27 28 29 
30 31 

Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#261, März 2020
#262, August 2020
#263, Oktober 2020

Aktuelles Heft

INHALT #263

Titelbild
In Zeiten von Corona
• das erste: Deutschland tötet!
• das erste: GEGEN DEUTSCHLAND
Inseln der Freiheit? Zum Gebrauchswert von Jugendsubkultur
Materializing feminism: Lesung und Diskussion (von und mit der MONAliesA)
Offenes Antifa Treffen
PS#6 - Release: Das Prosadebüt
Lesung: Liebe, Körper, Wut, Nazis
Zeckenmatte Vortrags-Freitag
Zeckenmatte Vortrags-Samstag
flint*sessions Nr. 1
• position: Ist das Modell Lukaschenko am Ende?
• position: Schon wieder ein Einzeltäter - Der Anschlag in Halle als Fortsetzung deutscher Zustände
• doku: »Es war mein 21. Geburtstag, als ich am Telefon zu meiner Mutti gesagt habe: 21 Jahre und immer noch kein Kommunismus. Und da hat sie gesagt: Na was soll ich denn sagen, ich stand kurz davor und wurde dann einfach in die Vormoderne zurück gebombt.«
Das gute Viertel

LINKS

Eigene Inhalte:
Facebook
Fotos (Flickr)
Tickets (TixforGigs)

Fremde Inhalte:
last.fm
Fotos (Flickr)
Videos (YouTube)
Videos (vimeo)



Schon wieder ein Einzeltäter - Der Anschlag in Halle als Fortsetzung deutscher Zustände

Seit Juni 2020 findet in Magdeburg der Prozess um das Attentat vom 9. Oktober 2019 in Halle statt, bei dem zwei Menschen ihr Leben verloren und ein antisemitisch motivierter Massenmord von knapp 50 Menschen verhindert werden konnte. Wir versuchen wie viele andere Gruppen, den Prozess zu beobachten und kritisch zu begleiten. Wir rufen dazu auf, mehr Öffentlichkeit zu schaffen und die Nebenklage zu unterstützen!

Am 9. Oktober 2019 begingen Jüd:innen in der Hallenser Synagoge Jom Kippur. Auch Menschen aus anderen Gemeinden waren an diesem Tag nach Halle gefahren, um gemeinsam zu fasten und zu feiern. Doch es kam anders: Schüsse fielen und Explosionen waren zu hören. Der Täter schaffte es nicht, in die Synagoge einzudringen und erschoss vor der Tür die Passantin Jana L. Danach zog er weiter zum Imbiss Kiez Döner und erschoss dort Kevin S. Auf seiner Flucht verletzte er noch weitere Personen, bis er schließlich von der Polizei festgenommen wurde.

Ganze 20 Minuten lang versuchte der Täter, in die Synagoge einzudringen. Die Jüd:innen im Inneren des Gebäudes haben sich selbst geschützt. Die Geschichte eines wackeren deutschen Schreinermeisters, der die »gute Tür« der Synagoge baute (Zeit Online), ist wie ein Schlag in die Magengrube. Als wäre es nur die gute deutsche Wertarbeit und nicht auch der spontan organisierte Selbstschutz gewesen, der den Menschen das Leben rettete. Sie verbarrikadierten die Eingangstür und schützten sich in verschiedenen Räumlichkeiten der Synagoge: Ein Selbstschutz, der nötig ist in einem Land, in dem die Polizei trotz der Bitte der örtlichen Gemeinde nicht einmal am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein Fahrzeug vor einer Synagoge abstellt; in einem Land, in dem jüdisches Leben scheinbar nur noch in den Geschichtsbüchern stattfindet und in welchem Denken und Handeln so eingerichtet sind, dass 75 Jahre nach der Shoah ein Massenmord an Jüd:innen weiterhin möglich ist.

Die Nebenkläger:innen führen den Prozess mutig und selbstbestimmt. In der ersten Hälfte des Prozesses machten sie die Kontinuität der Shoah bis heute deutlich und ordneten den Anschlag in diesen Kontext ein. Auch gibt es aus dem Kreis der Betroffenen heraus klare Statements: Es war kein Einzeltäter! Zwar hat der Schütze allein geschossen, doch wird gegen zwei weitere Personen ermittelt, die von dem Attentat im Vorfeld gewusst haben sollen. Darüber hinaus war er über Online-Plattformen international vernetzt und kündigte die Tat dort auch an. Unabhängig davon muss der Erzählung eines ›Einzeltäters‹, wie bei den NSU-Morden und dem Attentat von Hanau, klar widersprochen werden. Faschistisch motivierter Vernichtungswahn fällt nicht einfach vom Himmel, sondern ist Produkt gesellschaftlicher Zustände, die eben dieses Denken und Handeln hervorbringen. Der Täter befand sich nicht am ›Rand‹ dieser Gesellschaft, sondern in deren Mitte, die immer wieder großzügig weggesehen hat. Seine Tatmotive sind Antisemitismus, Rassismus und Misogynie. Er ist Anhänger antisemitischer Verschwörungsideologien und überzeugter Rassist. Die Tatorte wählte er mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu töten, die in seinem faschistischen Weltbild keine Existenzberechtigung haben. Während der gesamten Zeit seiner Vorbereitung auf das Attentat gab es Warnsignale, auf Widerspruch stieß er nie. Als er schließlich schoss, schoss Deutschland mit.

Wir laden alle dazu ein, am Prozess als Beobachter:innen teilzunehmen. Während der Prozesstage ist eine dauerhafte Kundgebung vor dem Landgericht Magdeburg angemeldet, die weiterhin unseren Support braucht. Die Verhandlungen gehen mindestens noch bis Mitte November und wir möchten uns daran beteiligen, eine kritische Öffentlichkeit für das Attentat und den stattfindenden Prozess zu schaffen! Diese Begleitung ist auch deshalb notwendig, um dem Täter die Bühne zu entziehen und den Blick auf die Betroffenen des Attentats zu lenken. Auch das staatliche und polizeiliche Versagen, das der Prozess immer und immer wieder aufzeigt, muss benannt werden! Dies ist zwar nichts neues, aber trotzdem ein Skandal! Wir weigern uns, diesen Normalzustand in Deutschland zu akzeptieren!

Weitere Infos zum Prozess:

Die angesetzten Prozesstermine findet ihr auf der Seite des Oberlandesgerichts Naumburg.



Betonfreundejugend Leipzig

07.12.2020
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Tel.: 0341-3013028, Fax: 0341-3026503
info@conne-island.de, tickets@conne-island.de