• Titelbild
• Editorial
• das erste: Die Wiederentdeckung des revolutionären Subjekts Arbeiterklasse als Ausdruck linksidentitärer Sehnsucht
• inside out: Jahresbericht 2019
• sport: Wenn Skateboarding zum Sport wird.
• leserInnenbrief: Bedenke was du trinkst, mein Kind
• position: Freie Zeit mit Corona
• doku: Konzerte in Zeiten von Corona: Livebranche am Abgrund
• doku: Corona und die Ernte
• doku: Corona und der kommende Aufschwung
• doku: Antisexistische Selbstjustiz: Der Richter bist du!
• das letzte: Alleinstellungsmerkmal Herkunft
2019 bildeten das umfangreiche und erlesene Kulturprogramm, die vielen Projekte der politischen und kulturellen Bildung sowie die vielfältigen partizipativen Angebote die Grundpfeiler der Arbeit des soziokulturellen Zentrums Conne Island. Somit blieb das Conne Island bundesweit eines der wichtigsten Zentren für Jugend-, Pop- und Subkulturen sowie ein einflussreicher Akteur für gesellschaftspolitische Debatten. Alle Menschen, welche im Conne Island zusammenkamen und das Geschehen prägten, waren so divers wie die Wochenendseminare oder Klubnächte vor Ort selbst. Die soziale Bedeutung der eigenen Arbeit für die Stadt Leipzig und im Besonderen für den Stadtteil Connewitz wurde durch hohe Nachfrage nach den offenen Angebote sowie kostenlosen Veranstaltungs-formaten besonders deutlich.
Fast das gesamte Jahr 2019 stand unter dem Einfluss der Kommunal- und Europawahlen im Frühjahr und noch stärker der sächsischen Landtagswahl im September. Nicht so sehr die tatsächlichen Wahlergebnisse, sondern die möglicherweise darauf folgenden gesellschaftlichen Veränderungen beschäftigten zivilgesellschaftliche AkteurInnen samt kultureller Einrichtungen aller Couleur. Eine im Conne Island gegründete Arbeitsgruppe analysierte und diskutierte die Positionen und Forderungen der zahlreichen Kampagnen und Aktionen rund um die Wahlen. Daraus entwickelte sich das Projekt „HeimatLos – Sachsen im Wahljahr 2019“, aus dem eine Veranstaltungsreihe organisiert und ein Text „Im Osten nichts Neues“ (24.07.2019) publiziert wurde.
Eine akute Bedrohung für die Arbeit des Conne Islands, wie auch bundesweit für andere gemeinnützige zivilgesellschaftliche Organisationen und soziokultureller Zentren bundesweit zeigte sich im vergangenen Jahr unabhängig der Wahlergebnisse. Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit von Vereinen wie der globalisierungskritischen NGO Attac oder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) durch verschiedene Finanzbehörden hat fatale politische Folgen. Seitdem sorgt diese Situation für große Unsicherheit im Trägerverein des Conne Islands, weil die Aberkennungen unerwartet und aus nicht nachvollziehbaren Gründen geschehen sind.
Einen tiefen Einschnitt für die BetreiberInnen des Conne Islands stellte der Anschlag von Halle an Jom Kippur dar. Auch wenn das Conne Island nicht direkt von den Ereignissen betroffen war, wurde uns die Bedrohung für jüdisches und migrantisches Leben sowie in abgeschwächter Form für jegliche Art von nonkonformen Lebensstilen durch Rechtsterrorismus erneut vor Augen geführt. Diese traurige Erkenntnis ist bei weitem keine Neuigkeit, der Anschlag am höchsten jüdischen Feiertag zeigt jedoch ein neue Qualität der Selbstüberhöhung rechter Attentäter und der Zurschaustellung ihrer Taten.
Aus der Innenperspektive beschäftigten sich die Festangestellten und vielen Ehrenamtlichen vor allem mit Fragen der eigenen Kapazitäten und Belastungsgrenzen. Im Zentrum der Diskussion stand 2019 einmal mehr die „Ehrenamtsdiskussion“: Wie lässt sich die Arbeit in einem stark vom Ehrenamt getragenen Betrieb bei rückläufigem Engagement realisieren? Wie kann eine angemessen Honorierung von ehrenamtlicher Arbeit aussehen? Verschiedene Debatten um diese und sich daran anschließende Fragen kamen über das Jahr verteilt immer wieder auf – geplant zur Sommerklausur und immer wieder punktuell im Montagsplenum. Trotz teilweise kontroverser und emotionaler Diskussionen hat der tägliche Betrieb immer wieder gezeigt, wie verlässlich und flexibel die über Jahre gewachsene Vereinsstruktur aus wenigen Festangestellten und einer Großzahl von Ehrenamtlichen ist. Der Anspruch, den eigenen Veranstaltungsbetrieb inklusive der eigenen Arbeitsbedingungen kritisch und konstruktiv zu hinterfragen, bleibt weiterhin eine Herausforderung.
Kultur – Viel mehr als Klub und Konzerte
Das Conne Island ist ein Zentrum von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen“, lautet die fast 20 Jahre genutzte Kurzdefinition für das eigene Haus. Nach wie vor ist die Koburger Straße 3 ein wichtiger Treffpunkt für Menschen verschiedener Altersgruppen und ein zentraler Anlaufpunkt für kulturell und politisch Interessierte in Leipzig.
Für 2019 ist die zunehmende Anerkennung und Wertschätzung der Leipziger Kultur- und Klubszene sowohl durch ein breites Publikum als auch durch die kommunalen VerantwortungsträgerInnen hervorzuheben. Die große Bedeutung, welche der freien Kunst- und Kulturszene in Leipzig beigemessen wird, resultiert nicht zuletzt aus den vielfältigen Programmen soziokultureller Zentren, wie des Conne Island. So war auch 2019 das Veranstaltungsprogramm des Conne Islands breit gefächert, vom internationalen Comicfestival THE MILLIONAIRES CLUB über die Wiederbelebung des Musikgenres Trance zur TRANCEMANIA und der LAN-PARTY bis zum FEMINIST PORN SUNDAY.
Insgesamt fanden im Jahr 2019 im Conne Island 257 Veranstaltungen an 226 Tagen statt. Darunter fielen Konzerte, Klubveranstaltungen, Lesungen, Kinovorstellungen, Workshops, Seminare, Kongresse, Messen, Märkte, Diskussions-, Informations- und Sportveranstaltungen. Die Anzahl der Veranstaltungen entspricht nahezu der des Vorjahres und liegt damit deutlich unter der von 2017 und 2016. Im Gegensatz dazu hält die Steigerung der durchschnittlichen BesucherInnen an, wofür fünfzehn ausverkaufte Konzerte im Jahr und die enorme Nachfrage nach Open-Air Angeboten wie etwa der HALFTIME exemplarisch stehen. Besonders erfreulich ist die Steigerung der kostenlosen Formate wie Lesungen, Filmabende oder Freiluftveranstaltungen. Somit waren über 40 Prozent der Veranstaltungen des Conne Island ohne Eintritt zugänglich.
Ungebrochen ist die Beliebtheit von Open-Air Veranstaltungen auf dem weiträumigen Freigelände des Conne Islands. Neben dem 2CL SOMMERKINO, diversen Klubveranstaltungen, zum Beispiel dem NICER GARDEN oder Konzerten wie der Punkmatinée BOWLEWARD war es auch im vergangenen Jahr die wöchentliche HALFTIME, welche in den warmen Monaten bis zu 1.000 BesucherInnen auf den Freisitz lockte. Die Abende boten die Möglichkeit, Tischtennis oder Basketball zu spielen, Skateboard oder BMX zu fahren oder einfach die Atmosphäre zu genießen und mit FreundInnen Zeit zu verbringen. Dazu legten NachwuchskünstlerInnen auf der Veranda auf, welche nicht selten ihre Fähigkeiten zuvor im DJ-Proberaum des Conne Islands erlernten.
Im Konzert- und Klubprogramm des vergangenen Jahres waren wieder viel Höhepunkte, spannende Neuentdeckungen sowie überraschende Revivals enthalten. Im Bereich Stromgitarre – dem Genre rund um Hardcore, Punk, Oi! und Metal – standen Szenegrößen wie THE GET UP KIDS, LAURA JANE GRACE, PASCOW, CEREMONY und TERROR auf unserer Bühne. Der in der Mottenkiste der Geschichte verschwundene Punk erlebte 2019 im Conne Island eine unerwartet Wiederbelebung. Exemplarisch dafür steht das legendäre Konzert von KNOCHENFABRIK und OIDORNO sowie Auftritte von MAULGRUPPE und den GOLDENEN ZITRONEN. Außerdem sind die Auftritt von PISSE im Skatepark und der lokalen Bands FCKR, KENNY KENNY OH OH und THE MELMACS als Highlights zu erwähnen. „Punks not dead!“ Die zweite große Welle der subkulturellen Wiederauflage kommt aus der selben Ära: Selten gab es im Conne Island so viele und so gut besuchte Wave-Konzerte wie wie im letzten Jahr. Mit BOY HARSHER, DRAB MAJESTY; LEBANON HANOVER und EA80 waren einige der aktuellen Szenegrößen im Conne Island versammelt. Nicht unerwähnt darf dabei die Kooperationsveranstaltung anlässlich des 5-jährigen Jubiläums des Veranstalterkollektivs WHITE CIRCLES bleiben.
In den Genres zwischen Pop, Indie und Hip Hop stellte die Band SLEAFORD MODS eine lang ersehnten Meilenstein im Programm dar. Hervorzuheben sind auch noch jungen und sehr erfolgreichen LEONIDEN, aber auch die Konzerte von VOODOO JÜRGENS und INTERNATIONAL MUSIK, VON SPAR und OLLI SCHULZ. Die LiebhaberInnen des intelligenten und politischen Deutsch-Rap erfreute sich großer Beliebtheit im Conne Island, wie die alle samt ausverkauften Konzerte von KUMMER, FATONI, WAVING THE GUNS und MINE eindrücklich belegen. Aber auch die amerikanische Hip Hop Szene ist nach wie vor Bestandteil des eigenen Bookings, wie Auftritte von ILLA J, THE DOPPELGANGAZ und THE PHARCYDE bestätigten.
Weil es für experimentelle Musik in Leipzig leider nur ein sehr begrenztes Publikum gibt, waren die Veranstaltungen in diesem Bereich sehr erlesen. Um so erfreulicher war die erneute Teilhabe am TRANSCENTURY UPDATE Festival für experimentelle, avantgardistische und elektronische Musik. Unter Federführung des UT Connewitz fand das Festival im Ilses Erika, Prager Frühling, Schnellbüffet Süd und dem Conne Island statt. Mit dem Konzert von ESCAPE-ISM und TELAVISION sowie der halbjährlichen Reihe IMPORT/EXPORT wurden auch kleine LiebhaberInnen-Abende umgesetzt.
Klubveranstaltungen fanden 2019 in ähnlichem Umfang wie in den Vorjahren statt. Neben den großen und etablierten Veranstaltungen wie dem ELECTRIC WEEKENDER, der gemeinsam mit dem Institut für Zukunft (IFZ) veranstalteten SUMMERCLOSING oder dem Auftritt von EROBIQUE wurden auch neue Formate ins Programm aufgenommen. So wurde die neue Indie-Reihe DANCE YRSELF CLEAN ins Leben gerufen und mit der TRANCEMANIA fanden die Raverinnen und Raver ihren Weg zurück auf den Dancefloor des Conne Islands. Nach wie vor befindet sich das Conne Island im Bereich der Klubveranstaltungen, zu denen neben den verschiedenen Spielarten der elektronischen Musik auch R'n'B und Hip Hop sowie klassische Diskomusik der letzten Jahrzehnte zählen in einem Entwicklungsprozess. Für frische Impulse sorgten die zahlreichen Veranstaltungscrews, mit denen das Conne Island kooperierte, sowie die seit 01. August 2019 neu angestellte Bookerin. Als besonderen Höhepunkt gilt es, den 14. Dezember 2019 hervorzuheben. An diesem Tag feierte der DJ-Proberaum im Conne Island sein 10- jähriges Jubiläum. Alle „Generationen“ von NutzerInnen des Proberaums kamen an diesem Tag zusammen, um gemeinsam mit Gudrun Gut (Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten) über die Rolle von Geschlechterfragen in der Kulturindustrie zu diskutieren und anschließend den DJ-Proberaum gebührend zu feiern. Die Bedeutung und das Potential des Proberaums zur Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung von Mädchen und Frauen in der Klublandschaft wurde dabei erneut deutlich.
Im Rahmen von Vorträgen, Lesungen, Seminaren und Filmvorführungen wurde sich 2019 einem breiten Themenspektrum gewidmet, welches hier nur in Auszügen erwähnt werden kann. Gemeinsam mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und der Amadeu-Antonio-Stiftung wurde das Buch „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ im Conne Island vorgestellt und dessen Thesen diskutiert. Der Band versteht sich als ein Plädoyer für eine intensivere Hinwendung der Zeitgeschichtsforschung, sowie der politischen Bildung zur Untersuchung und Kritik der SED-Diktatur als einer von drei Nachfolgegesellschaften des Nationalsozialismus. Diese Perspektive auf die völkische Mobilmachung durch Pegida oder ehemaliger DDR-BürgerrechtlerInnen gibt 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer viel Diskussionsstoff her.
Erstmals in Leipzig zeigte das Conne Island den Dokumentarfilms „Duvarlar-Mauern-Walls“ mit Macher Can Candan. Der Film dokumentiert Erfahrungen aus der türkischen Community in Berlin in unmittelbarer Folge der deutschen Wiedervereinigung. Er belegt eindrücklich den Anstieg von Rassismus und Nationalismus im Zuge der deutschen Wiedervereinigung.
Besonders erfreulich war es, Deniz Yücel mit seinem Buch „Agentterrorist“ wieder im Conne Island begrüßen zu können. Er berichtete über die aktuelle gesellschaftliche Situation in der Türkei, die er durch seinen Aufenthalt in Untersuchungshaft am eigenen Leib erfahren musste.
Als ersten Open Air Lesung auf dem Conne Island Freisitz wurde das Buch „FLEXEN: Flâneusen* schreiben Städte“ vorgestellt. Der Sammelband unternimmt einen literarischen Streifzug durch die Metropolen dieser Welt aus verschiedenen Perspektive etwa von Frauen, People of Color oder queeren Menschen.
Als weiteres Beispiel soll der Vortrag „Die schwärzeste Grauzone - Neofolk als antimoderne Rebellion“ erwähnt werden. Anlässllich des jährlichen Wave-Gotik Treffens (WGT) wurde im Vortrag die dem Neofolk inliegende Modernekritik heraus gearbeitet, um der Frage nachzugehen, ob Neofolk als faschistische Musik zu charakterisieren ist. Durch das große Interesse an dieser Thematik, vor allem von BesucherInnen des WGT, wurde die Veranstaltung als Erfolg gewertet.
Ergänzt wird das gesamte Programm noch durch eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen. So fand in den Sommermonaten 2019 wieder das 2CL SOMMERKINO in Kooperation mit der Cinematheque Leipzig statt. Weiterhin gab es diverse Sportveranstaltungen, wie den 26. LITTLE SISTA BOWL CUP, verschiedene Flohmärkte und eine zweite Auflage des Comic- und Grafikfestivals THE MILLIONAIRES CLUB im Conne Island. Das Wochenende bot mit Ausstellungen, Messe, Comiclesungen, Workshops und Diskussionsrunden ein breites Spektrum für ein internationales Publikum an Grafik-, Design- und Comicfans. In feucht-fröhlicher Erinnerung bleibt mit Sicherheit die große Gala anlässlich des 20 jährigen Bestehens des Roten Stern Leipzig. Der mittlerweile zu den größten Vereinen Leipzigs zählende Klub eröffnete damit sein Jubiläumsjahr am Ort der eigenen Entstehung, dem Conne Island.
Dieses umfangreiche Veranstaltungsprogramm ließ sich nur durch eine Vielzahl von KooperationspartnerInnen wie Verlagen, Vereinen, Stiftungen, Agenturen, Klub- und Kultureinrichtungen sowie engagierten Crews und Einzelpersonen realisieren.
Projekte und Angebote
Die vielfältigen Veranstaltungen wurden auch 2019 ergänzt durch die bestehenden unentgeltlichen Angebote des Dj-Proberaums, des Infoladens (Bibliothek und Archiv) samt PC-Arbeitsplätzen sowie der Sport- und Seminarräume. Bemerkenswert war die Nutzung des Conne Islands als Seminar- und Kongressort im vergangenen Jahr. So traf sich im September das internationale Amazon-Streik-Bündnis und im November hielt der Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen seinen Semesterkongress mit zahlreichen Workshops und Vorträgen im Conne Island ab. Die Infrastruktur des Conne Islands ermöglichte diesen Non-Profit-Initiativen umfangreiche Wochenendtagungen mit über hundert TeilnehmerInnen. Viele verschiedene Sport- und Freizeitangebote finden vor allem auf dem Freigelände mit seinem großen Freisitz, dem Spielplatz, der Skatebowl, dem Kinogelände und dem Basketballplatz, der Veranda und der Graffiti-Fame statt.
Kostenlose Angebote und Veranstaltungen ermöglichen auch Jugendlichen und Erwachsenen mit geringen finanziellen Mitteln die Teilhabe an Kultur, Bildung, sportlicher Betätigung sowie gesellschaftlichem Diskurs. Außerdem dienen sie als Türöffner für die Partizipation an den bereitgestellten Strukturen und als Anstoß für die individuelle Entfaltung und Verwirklichung. Auch 2019 fanden junge Menschen über eins der vielfältigen Angebote einen Einstieg in ihr politisches oder kulturelles Engagement und bestenfalls ihren Weg ins Montagsplenum des Conne Islands.
SK8 Island
Der aufwendige Umbau des Skateparks zu einer Beton-Bowl 2013 erweist sich weiterhin als ein großer Erfolg. Der große Zuspruch aus der Leipziger Skate- und BMX-Szene hält ungebrochen an. Organisiert wird der Skatebetrieb samt Werkstatt, Musik- und Lichtanlage sowie Workshops und Baueinsätzen von einer Crew aus aktiven SkaterInnen auf ehrenamtlicher Basis. Dieses Engagement konnte 2019 durch das Förderprogramm Wir für Sachsen mit kleinen Aufwandsentschädigungen gewürdigt werden.
Auch 2019 fanden in Selbstorganisation immer wieder Baueinsätze statt. Im Rahmen dieser Aktionen wurden etwa die Begrenzungssteine für die Böschung der Bowl eingesetzt, Teile des Parks erweitert und mobile Skate-Elemente gebaut, um auch außerhalb der großen Beton-Bowl Tricks üben zu können. Auf der Skate-Anlage, sowie auf den Streetflächen um den Veranstaltungssaal, ist täglich Betrieb und oft sind SkaterInnen bis in die späten Abendstunden, selbst im Herbst und Winter, bei Flutlicht und Musik anzutreffen.
Flying Wheels – Girls Empowerment & Wheelchair Skating
Die Nachfrage nach Skateworkshops speziell für Mädchen und Frauen ist über die letzten Jahre stetig gestiegen. Glücklicherweise war es durch eine Erhöhung der Förderung durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung möglich, das Projekt Flying Wheels mit weiteren Workshops auszubauen.
Zielgruppen des Projektes Flying Wheels – Girls Empowerment & Wheelchair Skating sind Mädchen und junge Frauen von 6 bis 27 Jahren. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns gezeigt, dass Mädchen und Frauen aufgrund der ihnen zugeschriebenen Geschlechterrollen immer noch in der Skateszene unterrepräsentiert sind. So fanden im Rahmen des Ferienpasses (Sommerferien 2019) insgesamt zwölf Workshoptage für die Altersgruppe 6 bis 12 Jahre statt, sowie im September drei Workshoptag für die Altersgruppe 12 bis 27.
Außerdem wollen wir mit diesem Projekt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die im Rollstuhl sitzen oder anderweitig in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, einen Zugang sowohl in die Skateszene als auch zum Conne Island eröffnen. Ziel ist es, dass zukünftig Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam Sport treiben, sich austauschen und einfach zusammen Zeit verbringen. Dafür fand auch 2019 wieder der Wheelchairskating-Workshop mit Lisa Schmidt und David Lebuser, dem ersten professionellen Chairskater Deutschlands, statt.
HeimatLos – Sachsen im Wahljahr 2019
Zu Beginn des Jahres 2019 war bereits abzusehen, dass die anstehenden sächsischen Kommunal- und Landtagswahlen sowie die Europawahlen für Kontroverse und Aufsehen sorgen würden. Wie erwartet erregten die Ereignisse in Sachsen bundesweit besonders viel Aufmerksamkeit. Aufgrund dessen erarbeitete eine Projektgruppe unter dem Titel „HeimatLos“ ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Darin enthalten waren die szenische Lesung mit dem Titel „Heimat – Eine Besichtigung des Grauens“, das Podiumsgespräch „Linke Politik unter rechtem Kurs: Das Beispiel Österreich“, der Vortrag „Weder links, noch rechts? - Faschismus als ideologische Synthese. Zur Faschismustheorie von Zeev Sternhell“, sowie die bereits erwähnte Filmvorführung „Duvarlar – Mauern – Walls“. Ergänzt wurden die Veranstaltungen durch das Statement „Im Osten nichts Neues“, welches bundesweit Beachtung fand, sowie eine kleine Postkartenaktion.
Neben der Auseinandersetzung mit dem Begriff »Heimat«, waren es die Diskurse um die Begriffe »Faschismus« und »Rechtsruck«, welche in der Veranstaltungsreihe, dem Statement und der Postkartenaktion aufgegriffen wurden. Der Bedeutung und der Benutzung dieser drei Begriffe im Wahlkampf sowie der Berichterstattung über den Wahlkampf wurden sich in den verschiedenen Veranstaltungsformaten angenähert. Die Veranstaltungen erfreuten sich eines großen Interesses und ergänzten Veranstaltungsreihen und Kampagnen wie etwa #unteilbar, Aufruf 2019 oder Gusche auf!.
Auf besonders große Resonanz am Tag selber und in der Diskussion danach stieß die szenische Lesung „Heimat – eine Besichtigung des Grauens“. In einer Mischung aus Lesung, Musik und Performance inszenierte der Publizist Thomas Ebermann einen satirischen Abend, um dem deutschen Begriff der Heimat umfänglich auf den Grund zu gehen. In einer literarischen und popkulturellen Collage aus Text, Fotos, Videos und Musik gingen Thomas Ebermann und Thorsten Mense dem Ursprung und dem Gebrauch des Konstruktes Heimat nach und verwickelten das Publikum an einem Dienstagabend bis spät in die Nacht in Diskussionen.
Antifaschistischer Jugendkongress – JUKO
Gemeinsam mit dem AJZ Chemnitz, der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie zahlreichen Initiativen und Einzelpersonen, organisierte das Conne Island zum vierten Mal in Folge den viertägigen Antifaschistischen Jugendkongress (JUKO). Der Kongress eröffnete Jugendlichen Perspektiven, um sich antifaschistisch, feministisch und antirassistisch zu organisieren. Zielsetzung des JUKO war es, durch verschiedene Formate die politische Bildung und Jugendarbeit zu fördern. Dazu gab es wieder ein umfangreiches Programm aus Workshops, Vorträgen und Trainings in den Bereichen Antifaschismus, Feminismus, Antirassismus, Recht auf Stadt und Klimagerechtigkeit. Das Ganze wurde mit einem Konzert und anschließender Party abgerundet. Der Jugendkongress wurde von etwa 200 TeilnehmerInnen besucht, die sowohl aus den urbanen Zentren als auch den ländlichen Regionen Sachsens und der angrenzenden Bundesländer anreisten. Ein weiteres, wesentliches Ziel des Kongresses war die Vernetzung von Jugendlichen aus verschiedenen Regionen.
Roter Salon im Conne Island
Die Veranstaltungsgruppe Roter Salon setzte auch 2019 ihre Tradition fort, renommierte WissenschaftlerInnen und AutorInnen im Conne Island zum Gespräch zu bitten. Mit der Veranstaltung „Notwehr oder Rassismus? Über die Ursachen des Rechtspopulismus“ wollte der Rote Salon die Analyse des anhaltenden Erfolges rechtspopulistischer Parteien (auch über Deutschland hinaus) voranbringen.
Ziel war es, zwei derzeit kontrovers diskutierte Ansätze in der Erklärung des Erfolges des Rechtspopulismus in einen Dialog treten zu lassen. Silke van Dyk wies die in der öffentlichen Diskussion etwa von dem französischen Soziologen Didier Eribon aufgeworfene „Notwehrthese“ zurück. Diese These besagt, dass es gerade frühere AnhängerInnen kommunistischer oder sozialdemokratischer Parteien sind, die heute ihr Kreuz bei rechtspopulistischen Parteien machen, weil sich Parteien wie die SPD in der Bundesrepublik oder die PCF in Frankreich nicht mehr für diese Klientel und ihre berechtigten Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit einsetzen. Philipp Manow argumentierte, dass es für das Verständnis des Populismus und seines Erfolges in ganz Europa nötig ist, sich die Struktur der jeweiligen nationalstaatlichen Ökonomien und Wohlfahrtsstaaten genauer anzusehen. Weiter führte er aus, dass sich in verschiedenen Regionen Europas die WählerInnen populistischer Parteien gegen verschiedene Aspekte der globalisierten Ökonomie und ihrer Wirkung auf wohlfahrtsstaatliche Arrangements wenden. Beiden widerstreitenden Positionen verwickelte der Rote Salon am 16. Mai 2019 im Conne Island in ein produktives Streitgespräch.
DJ-Proberaum für Mädchen und Frauen
Im Jahr 2008 setzte sich eine Gruppe von Frauen (u.a. von den Kollektiven Propellas und Caramba!) unter dem Namen Amplify! zum Ziel, Frauen im Kulturbetrieb des Conne Island sichtbarer zu machen. Sei es am Mikrofon, hinter den Plattenspielern oder am Einlass. In diesem Zuge wurde Anfang 2009 der erste Proberaum für Mädchen und Frauen im Conne Island eröffnet. Auch nach einem Umzug, einigen Umbauten und diversen Neuanschaffungen ist der Proberaum im zehnten Jahr seines Bestehens stets voll belegt. Dieses Jubiläum wurde am 14.12.2019 zum Anlass genommen, die eigenen Erfolge zu resümieren und zu diskutieren, ohne dabei zu vergessen, sie auch gebührend zu feiern.
Nach wie vor sind es vor allem junge Frauen und Mädchen, welche die Angebote rund um den Proberaum nutzen. Zu diesen Angeboten zählen Workshops und Vernetzungstreffen, aber auch die Möglichkeit, das erlernte Können auf Partys auszuprobieren. Die Bedeutung des bescheidenen 10m²-Proberaumes für das gesamte Conne Island kann nicht hoch genug bemessen werden.
Infoladen im Conne Island
Der Infoladen im Conne Island ist eines der größten Archive und Bibliotheken für sogenannte ‘Graue Literatur’, sprich für Broschüren, Bücher, Plakate, Videos, Zeitschriften von und über soziale, linke und alternative Bewegungen. Tatsächlich zählt der Infoladen zu einem der dienstältesten Projekte des Conne Islands und wurde 2019 von Dienstag bis Donnerstag rege frequentiert. Neben dem Bestand von über 6.000 Büchern und 250 Zeitschriften, von denen über 50 im Abo sind, stehen den NutzerInnen PC-Arbeitsplätze sowie zwei Gruppenarbeitsräume zur Verfügung.
Darüber hinaus organisierten die ehrenamtlichen BetreiberInnen des Infoladens auch 2019 eine ganze Reihe von Lesekreisen, Seminaren und Lesungen, zum Beispiel ein Wochenendseminar zur Beckettisierung der Kulturindustrie.
Politik und Diskurs
Das Conne Island bietet seit vielen Jahren eine Plattform für szene-interne Kritiken und Debatten, welche mit dem Anspruch größtmöglicher Transparenz geführt werden. Dass dabei bis zur Zerreißprobe diskutiert wird, zeigte sich 2018 in der Debatte um den Auftritt des Autoren Thomas Maul sehr deutlich. Die starke Kritik an seinem Auftritt und seinen Positionen auch von MacherInnen und SympathisantInnen des Conne Islands wurde bis ins Jahr 2019 diskutiert. So fand im Januar 2019 die Diskussionsveranstaltung „Mütterimagines, Mückenstiche und die selbstverschuldete Unmündigkeit der Frau“ statt, bei der die Polemiken und Analysen des Autors auf ihren antifeministischen und regressiven Gehalt analysiert wurden.
Stark diskutiert wurde im vergangenen Jahr das Ausmaß des eigenen Veranstaltungsbetriebs vor dem Hintergrund der Belastung vor allem für ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Die Rolle des Ehrenamtes, wie die Belastung für Festangestellte, kann nicht länger als Frage der Arbeitsorganisation diskutiert werden. Vielmehr muss sie als bewusste und politische Entscheidung über die eigenen Arbeitsbedingungen analysiert und gelöst werden. Daher heißt es auch für das kommende Jahr weiter die eigenen Kapazitäten und den nötigen Arbeitsaufwand in Einklang zu bringen und einen Umgang mit überkommenen Vorstellungen von ehrenamtlichen Engagement zu finden. Eins hat sich 2019 deutlich gezeigt, viele Bereich, die über Jahre ehrenamtlich abgedeckt waren, lassen sich nur noch durch die Einführung von Bezahlung stemmen. Dass diese notwendige Bezahlung nicht dem mangelnden Enthusiasmus, sondern den schwierigen ökonomischen Bedingungen der Ehrenamtlichen geschuldet ist, ist für das Montagsplenum des Conne Island eine altbekannte Erfahrung. Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten fanden auch 2019 neue Jugendliche und Erwachsene den Weg ins Montagsplenum und den Organisationskreis des Conne Island, um ihre Projekt- und Veranstaltungsideen umzusetzen. Davon profitierte auch der etablierte Veranstaltungsalltag des Conne Islands und nicht zuletzt die kulturelle und politische Vielfalt der Stadt Leipzig.
Personalsituation
Auch im Jahr 2019 hat sich das Stellenkarussell im Conne Island gedreht. Neben dem Wechsel auf der halben Stelle der Caféleitung wurden zwei langjährige MitarbeiterInnen des Conne Islands verabschiedet. Beide Stellen haben die Koordination wichtiger Bereiche des Conne Islands inne, zum einen das Booking und zum anderen die Küche. Erfreulicherweise liefen die Neubesetzungen mit entsprechendem Vorlauf und ausreichender Übergabezeit ab. Auch wenn die Einarbeitung in die komplexen Arbeitsabläufe noch nicht vollständig abgeschlossen ist, lässt sich bereits jetzt ein positives Fazit ziehen. Das Team des Conne Island harmoniert, auch dank der Etablierung einer Gruppensupervision, gut untereinander. Über das gesamte Jahr lief die Stellenübergabe der technischen Leitung, welche ebenfalls gut funktioniert.
2019 wurde eine lange überfällige Überarbeitung der Stellenbeschreibung für das FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) Kultur eingeführt. Von nun an haben die Freiwilligen noch mehr Möglichkeiten, ihre Aufgaben und Arbeitsbereiche selbst zu wählen und damit auch mehr Chancen, sich in der Übernahme von Verantwortung auszuprobieren.
Damit bestanden 2019 im Verein 14 Festanstellungen, davon acht volle, fünf halbe Stellen sowie eine FSJ-Kultur-Beschäftigung. Außerdem wurden 21 Personen auf Basis eines 450€-Jobs beschäftigt.
Professionalisierung und Ehrenamt
Wurde vor einigen Jahren noch erbittert um einen Generationswechsel gestritten, findet er in den letzten Jahren eher beiläufig und ungesteuert statt. Neben Wechseln auf den festen Stellen ist auch 2019 eine Verjüngung unter den Ehrenamtlichen zu verzeichnen. Dabei kommt dem FSJ eine besondere Rolle als MultiplikatorInnen zu. Es zeigte sich, dass ein gezwungener und vollkommen gelenkter Generationswechsel nur auf dem Papier funktioniert, im Alltag jedoch von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, auf die der Verein keinen Einfluss hat.
Viele der Ehrenamtlichen beklagen weiterhin, dass ihre Kapazitäten durch Studium, Beruf oder Familie weiter schwinden. Nichtsdestotrotz nehmen sich einige junge Menschen die Zeit, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen und tragen dazu bei, das Prinzip des Ehrenamts, auch wenn es kontrovers diskutiert wird, hochzuhalten. Es ist erklärtes Ziel des Conne Island, Erfahrungen weiterzugeben, neuen Leuten den Zugang zu Wissen und Verantwortung zu ermöglichen und dem schleichenden Prozess der Professionalisierung und Zentralisierung bewusst etwas entgegenzusetzen. 2019 trugen etwa 200 Ehrenamtliche einen Großteil der vielfältigen Aufgaben des Vereins bei.
Finanzen
Das finanzielle Fundament des Conne Islands bildet nach wie vor die institutionelle Förderung durch das Kulturamt der Stadt Leipzig. Die Erhöhung dieser Förderung im vergangenen Jahr um 17.000€ wird als Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit des Vereins gewertet. 2019 wurden 45% der Personalkosten sowie die Miete und Betriebskosten über die institutionelle Förderung abgedeckt werden.
Wie in den letzten Jahren wirkte sich auch 2019 die unumgängliche Professionalisierung im Bereich Gastronomie negativ auf den Haushalt aus. Dienste, welche jahrelang ehrenamtlich abgedeckt wurden, müssen entlohnt werden, damit das Vereinscafé samt Küche offen bleiben kann. Dabei hängt nicht allein die gastronomische Versorgung an der Öffnungszeit des Cafés, sondern viel der offenen Angebote und Projekte des Conne Island. So haben sich die dadurch entstandenen Personalkosten (auf der Basis von 450-Euro-Jobs) im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.
Erfreulich ist hingegen die Stabilisierung der Umsätze in der Gastronomie, nach dem 2018 ein deutlicher Einbruch im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen war. Dies ist mit Sicherheit auch eine Folge der beschriebenen Professionalisierung im Café zu verdanken.
Rückläufig sind hingegen die Umsätze im wirtschaftlichen Zweckbetrieb, also in den Einnahmen durch Ticketverkäufe. Erklären lässt sich dies durch den Anstieg an kostenlosen Veranstaltungen bei gleichbleibender Veranstaltungszahl. Außerdem gilt es, bei jeder Veranstaltungskalkulation, den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialer Verträglichkeit zu halten. Dabei kam es auch 2019 vor, dass durch einzelne Veranstaltungen große finanzielle Einbußen entstanden, welche sich nur sehr schlecht einplanen lassen.
Die häufigen Stellenwechsel unter den Festangestellten des Vereins verweisen auf ein weiteres finanzielles Problem. Durch die relativ niedrigen Löhne ist es nach wie vor schwierig, Personal langfristig an das Conne Island zu binden. Auf dieser Tatsache baute die Argumentation für die Erhöhung der institutionellen Förderung für 2020 auf, welche glücklicherweise bewilligt wurde.
Dauerthema: Umbau, Renovierung und Barrierefreiheit
Aus baulicher Sicht stand 2019 unter keinem guten Stern. In Folge von zwei Wasserschäden war die Nutzung der Küche sowie der Toiletten im Vorderhaus lange Zeit unmöglich. Besonders ärgerlich dabei ist die Tatsache, dass das Vorderhaus erst 2011 komplett saniert wurde. Im Januar 2019 musste der Küchenboden samt der Bodeneinläufe aufgerissen und erneuert werden, um den ersten Wasserschaden zu beheben. In Folge dessen wurden die Gasanschlüsse neu verlegt, was, einer Kettenreaktion gleich, weitere Einschränkungen in der Nutzung des Herdes verursachte. In der Sommerpause musste schließlich der zweite Wasserschaden im Vorderhaus behoben werden. Im Zuge dessen mussten in den Toiletten mehrere Wände erneuert sowie der Durchgang zum Getränkehof neu gepflastert werden. Dabei wären diese Ressourcen an anderer Stelle nötig gewesen, etwa für die seit Jahren in Aussicht gestellte Sanierung des Spielplatzes.
Für die Barrierefreiheit können für das Jahr 2019 keine wesentlichen Neuerungen verzeichnet werden. Nachdem in den letzten Jahren Saal und Vorderhaus auf einem soliden Standard für die Nutzung für RollstuhlfahrerInnen gebracht wurden, gilt es am Zugang via Homepage sowie zu den verschiedenen Angeboten und Projekten zu arbeiten.
Die Sanierung und Pflege des über 5.000m² großen Freigeländes des Conne Islands sowie des über 120 Jahre alten Veranstaltungssaals müssen auch die nächsten Jahre im Fokus bleiben.
Einen zukunftsweisenden Blick in die architektonischen Potenziale des Freigeländes vom Conne Island gab im Wintersemester 2019/20 ein Master-Seminar von ArchitekturstudentInnen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig. Gemeinsam mit den BetreiberInnen des Conne Islands analysierten sie aktuelle sowie zukünftige Nutzungen des Freigeländes und entwarfen daraus vielversprechende Modelle und Konzepte. An möglichen Realisierungen gilt es in den kommenden Jahren zu arbeiten.
Perspektive
Wenige Tage vor Ende des Jahres, am 27.12.2019, kam es während des Konzertes des Band-Kollektivs HGich.T zu einem der schwerwiegendsten Vorfälle in der jüngsten Geschichte des Conne Island. Eine Besucherin wurde von einem männlichen Mitglied des Band-Kollektivs vergewaltigt. Der Übergriff hat uns erschüttert und hinterlässt uns entsetzt und traurig. In unmittelbarer Folge setzte unter den BetreiberInnen des Conne Islands ein intensiver Prozess der Auseinandersetzung ein, welcher den gesamten Betrieb erst einmal ruhen ließ. Perspektivisch gilt es sich erneut mit den Bedingungen von sexueller Gewalt gegenüber Frauen auseinander zu setzten und verbale wie physische Übergriffe im eigenen Haus und darüber hinaus zu verhindern.
Wir gehen davon aus, dass die entstandenen Unklarheit durch die Aberkennung der Gemeinnützigkeit verschiedener Vereine durch einzelne Finanzbehörden uns 2020 weiter beschäftigen wird. Solange ein klares politisches Bekenntnis für zivilgesellschaftliche AkteurInnen fehlt und die gesetzlichen Regelungen unklar formuliert sind, bedarf es des Drucks durch Vereine und Interessenorganisationen aus der bundesdeutschen Zivilgesellschaft.
Wenig verändern wird sich hingegen an den Grundsätzen der Arbeit des Vereins. Die Mittel für erfolgreiche Arbeit bleiben nach wie vor Partizipation, Empowerment, Eigeninitiative und eine offene, auf Ehrenamt basierende Struktur. Trotz der selbstgewählten und fremdbestimmten Herausforderungen wird das vergangene Jahr von Seiten des Vereins als positiv bewertet. Die große Nachfrage durch Gäste und NutzerInnen, der wohlwollende Zuspruch von KünstlerInnen und ReferentInnen und nicht zuletzt das freundliche und entspannte Klima im Kreis der BetreiberInnen sprechen für ein positives Fazit von 2019. Nach wie vor übt das Conne Island Anziehungskraft auf Menschen aus, welche sich ausprobieren oder selbst verwirklichen wollen. So kam im Zuge des Jahreskongresses des Chaos Computer Club (CCC) eine Initiative (samt Container und Einrichtung) auf das Conne Island zu, welche im kommenden Jahr im Conne Island einen Social Hack Space einrichten werden. Wir freuen uns auf ein weiteres spannendes Angebot im Conne Island.
Projekt Verein e.V.
April 2020