• Titelbild
• Wahlabsage
• das erste: Streetwork mit Marx
• inside out: Im Osten nichts Neues.
• Jahresbericht 2018
• Full of Hell / The Body / Wayste / Hydren
• Captain Planet, Deutsche Laichen
• position: Unteilbare Gutbürger im Dienst fürs Kapital
• position: Von Kettenrauchern und Dieselautos
• position: Eine schrecklich nette Familie
• das letzte: Demokraten wider Willen?
Zeitstrafe-Party im Island! Captain PlanET spielen diesen Herbst ganze acht Konzerte, eins davon im Eiskeller. Und ihre Label-Kolleg*innen von Deutsche Laichen bringen sie gleich mit. Mit Captain PlanET heißt es endlich wieder Gitarrengeschrammel, in das das Leid der Welt verpackt ist. Endlich wieder angestrengter Gesang und Musik, die wild und rastlos zwischen den Punkfacetten umhersprintet. Und dazu dann Texte, die beim ersten Hören kaum zu verstehen sind. Ich war genau deshalb beim ersten Hören hin und weg. Das war alles so hochemotional, auch ohne dass ich die Texte gleich verstanden hätte. Was zum Mitbrüllen. Was zum sich gemeinsam Missverstanden-Fühlen. Nach vier Alben, einer Live-Platte und der im letzten Jahr erschienenen Split-Single mit Matula sitzen die Texte - dem lauthals Mitschreien steht nichts im Weg. Und da sich die fünf Hamburger in letzter Zeit ziemlich selten auf die Bühne gewagt haben, sollte man die nächsten Konzerte auf keinen Fall verpassen.
Wen das noch nicht überzeugt, dem sei der Support wärmstens empfohlen. Auch was zum Mitschreien. Aber bei Deutsche Laichen versteht man schnell worum es geht: Pöbelei und Feminismus. Sehr gut, meine beiden Lieblingsbeschäftigungen. Endlich hat man eine Melodie, auf die man »My Cunt My Business!« singen kann. Hier bleibt kein Spielraum für Interpretation. Deutsche Laichen finden nicht nur deutliche Worte dafür, wie scheiße es ist, dass weiblich* sozialisierten Personen anerzogen wird, dass Wut eine schambehaftete Gefühlsregung sein soll. Sie finden auch die passende musikalische Untermalung. Hier geht es um misogyne Zuschreibungen, um gewaltbereite Polizist*innen, um Menstruation. Vor allem geht es um ein Anschreien gegen den patriarchalen Normalzustand. Frei nach dem Motto: Feminismus oder Schlägerei. Im Juli veröffentlichten sie ihr selbstbetiteltes Debüt, das mit seinen 28 Minuten vielleicht das am schönsten hingerotzte Album ist, das seit langem erschienen ist.
[abr]