• Titelbild
• Wahlabsage
• das erste: Streetwork mit Marx
• inside out: Im Osten nichts Neues.
• Jahresbericht 2018
• Full of Hell / The Body / Wayste / Hydren
• Captain Planet, Deutsche Laichen
• position: Unteilbare Gutbürger im Dienst fürs Kapital
• position: Von Kettenrauchern und Dieselautos
• position: Eine schrecklich nette Familie
• das letzte: Demokraten wider Willen?
Auf jede neue Bewegung der Linken folgen scheinbar einzelne Ritter, die ihr den Kampf ansagen oder mindestens das Mitmachen aufkündigen, weil sie, die Linke, wahlweise die Lust, den Einzelnen oder die Restvernunft verrieten. Empörung folgt auf die Empörten, besseres Wissen auf das gut Gemeinte. Scheinbar folgt dem zwanglosen Zwang des Engagements hiesiger Linker der ebenso triebhaft anmutende Unmut darüber, dass wieder das Glück verkauft, dem Kapital zugearbeitet oder das Individuum gestürzt würde. Ganz so, als säßen die Unteilbaren wirklich am Drücker.
Innerhalb der Aufmerksamkeitsökonomie wird um die besten Plätze gebuhlt, weshalb es immer 5 vor 12 ist – eigentlich aber schon irgendwie nach 12. Im Spiegelspiel wird der viel beschworene »Rechtsruck« durch den »Linksruck« gekontert und wer nicht mitzieht, arbeitet einem der beiden freilich zu. Die Karten vorab verteilt, die Gegensätze gewählt - wie bei einer üblichen Familienfeier geifern die einzelnen Branchen um ihre 15 Minuten. Im Gegensatz erscheint die Dialektik des antiautoritären Bewusstseins als Gezeter auf der Familienfeier, als Branchenstreit auf dem Tableau der Gesamtlinken.
Gegensätzlich ist der Streit nicht durch die Kritik am linken Elend, sondern durch die elende Kritik, die dem Empörungssprech ihres Objekts gerade nicht von oben herab, sondern von Auge zu Auge im formelhaften Stakkato gegenübertritt; die lechzend auf die Schnappatmung zielt, wie sie selbst davon getragen ist. Nicht Arroganz ist vorzuwerfen, sondern die Faulheit vor dem Feind, der dann doch mehr ein Gegner zu sein scheint, von dem man sich Anerkennung wünscht. Viel mehr wirkt die Feindschaft wie ein Schein, sie selbst nicht wesentlich – wesentlich scheinen zwei Kontrahenten im Clinch, die gerade im Spiegelspiel der Gegensätze immer wieder zu sich finden.
Wie in der Soap zetern die Cliquen, die bei allem dramatischen Getue einiges vom Drama trennt. Drama war der Konflikt Einzelner, die für etwas einstanden und doch eigenständig waren – stattdessen trumpfen nun Stars und Banden gegeneinander auf, die eint, dass sie nichts zu sagen haben. Daran verblasst das Spektakel der Linken, das in grellen Farben scheint und wesentlich doch die Langeweile und das Gebrabbel der TV-Produktion nicht übertrifft. Die Formeln wirken so abgeschmackt wie die Teile einer Serie, die doch alle bei der Stange halten, was weniger an der Vergangenheit zu liegen scheint, die bewahrt, gemahnt oder an der Zukunft, die gerettet werden soll, denn der absoluten Gegenwart, die bedient zu werden hat.
Dass darin die Unlust am Gezeter zur Lust gerinnt, das schockiert kaum. Dass darin wenig Individuelles zutage tritt – noch das irgendetwas durch Einzelne zu Grabe getragen wird - ebenso. Und mit der Restvernunft hat dies bloß so viel zu tun, wie die logische Abfolge von einer Episode Eine schrecklich nette Familie auf die nächste. The show must go on. So it seems.
Autor/in fehlt