• Titelbild
• Editorial
• das erste: Mach meinen Kameraden nicht an!
• inside out: Scheinbar harmlos und unverdächtig
• Die Ruinen von Hamburg.
• Alarmsignal
• Akua Naru
• Cosmo Sheldrake
• Listener
• Wolfgang Pohrt - Werke in 11 Bänden
• Unbequeme Opfer? »Berufsverbrecher« und »Berufsverbrecherinnen« als Häftlinge in NS-Konzentrationslagern
• Kadavar
• Dillon Cooper
• review-corner buch: Im Zweifel für den Zweifel
• doku: Jenseits von schwäbischen Spätzlemanufakturen und kiezigen Kneipen – polit-ökonomische Perspektiven auf Gentrifizierung
• das letzte: Das Viertel bleibt dämlich
Schnell die Schlaghose gebügelt, Nietengürtel angelegt, Metalkutte übergeworfen und noch ein letztes Mal durch Vollbart und Mähne gefahren. Denn nun ist es endlich wieder so weit. Kadavar sind zurück in der Stadt und wollen reihenweise Köpfe zum Schütteln und Münder zum Offenstehen bringen.
Seit nun mittlerweile acht Jahren tragen Kadavar ihre Interpretation des Rock in die Welt und profitieren dabei natürlich auch von der anhaltenden Retro- und Vintagewelle. Denn so frisch und unverstaubt ihr Sound auch aus den Boxen dröhnen mag, schon von Anfang an war der Blick der Band in die Vergangenheit gerichtet, genauer auf den Hardrock, Doom- und Proto-Metal der 70er und 80er Jahre. Ihr erstes Album sowie der Nachfolger Abra Kadavar atmen unmissverständlich den Geist dieser Ära und lassen die Ideen ihrer Urväter von Black Sabbath über Hawkwind bis hin zu den frühen Pentagram so authentisch wie nur irgend möglich wieder aufleben. Doch das sollte erst der Anfang sein.
Denn irgendwann war man die immerwährenden Black Sabbath-Vergleiche wohl einfach leid oder Kadavar wollten einfach endlich zeigen, dass sie zu größerem berufen sind als nur zu Neuinterpretationen von Rock-Klassikern. Ihr drittes Album Berlin offenbart diesbezüglich zumindest erste größere Kurskorrekturen. So geriet die Hommage an ihre Wahlheimat zu Teilen düsterer und psychedelisch verspielter als seine beiden Vorgänger. Auf der anderen Seite stehen dem nun aber auch ziemlich straighte und lockere, fast schon Good-Time-Stoner-Kracher gegenüber. Auch soundtechnisch emanzipieren sich Kadavar hier von ihren Wurzeln und spätestens mit ihrem letzten Album Rough Times ist ihnen diese Emanzipation wohl vollends geglückt. Natürlich hört man immer noch deutlich aus welchem Zeitalter hier Inspiration gezogen wird, aber sowohl in Bezug auf Sound als auch Songwriting geht man mittlerweile ganz eigene Wege: Mal noisig und stonerlastig (Rough Times / Into the Wormhole), mal atmosphärisch (The Lost Child), mal heftig stampfend (Tribulation Nation), mal von Iron Maiden inspiriert (Words of Evil) und am Ende sogar auf französisch (A l‘ombre du temps).
Wer jetzt noch nicht überzeugt sein sollte, kann sich auf dem unlängst erschienenen Live in Copenhagen anhören wie perfekt ihr unheimlich energiegeladener Psych/Doom/Heavyrock-Bastard für die Bühne geschaffen ist und sich den letzten Beweis abholen, dass man Kadavar immer noch am Besten live konsumiert.
[bagel]